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062 - John Flack

062 - John Flack

Titel: 062 - John Flack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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blieb stehen und löschte seine Lampe. Dann schlich er mit äußerster Vorsicht weiter, kam an eine Biegung der Galerie und sah in der Entfernung schwaches Tageslicht. Er kniete nieder, spähte den Gang entlang und bemerkte bald eine Gestalt, deren Bewegungen sich gegen das Licht abhoben. Den Browning schußbereit in der Hand, kroch er näher heran. Ganz unerwartet sprach die Gestalt:
    »Olga, wo ist Vater hingegangen?«
    Mrs. Burton! Reeder zeigte seine Zähne in einem keineswegs freundlichen Grinsen.
    Die Antwort konnte er nicht verstehen. Sie kam von weiter her, und ihr Ton war sehr gedämpft.
    »Haben sie das Mädel gefunden?«
    Reeder streckte seinen Hals nach vorn und lauschte atemlos. Das ›Nein‹ war deutlich vernehmbar.
    Darauf sagte Olga wieder etwas, was er nicht erfassen konnte, und Mrs. Burtons Stimme nahm ihren alten, weinerlichen Klang an.
    »Was hat das nun für'n Zweck, hier herumzusitzen? So habt ihr mich immer behandelt. . . Kein Mensch würde glauben, daß ich deine Mutter bin . . . Ein Wunder, daß ich mit all dem Ärger, den ich gehabt habe, noch nicht tot bin ... Es würde mich gar nicht überraschen, wenn er mich eines Tages ermorden würde, das kannst du mir glauben!«
    Das Mädchen äußerte von ihrem Versteck aus einen ungeduldigen Widerspruch.
    »Wenn du der ganzen Sache überdrüssig bist, was soll ich dann sagen?« keifte Mrs. Burton. »Wo steckt Daver? Merkwürdig, daß Vater gar nichts über Daver erwähnt hat. Glaubst du, daß er in Unannehmlichkeiten steckt?«
    »Oh, zum Teufel mit Daver!«
    Olgas Stimme war jetzt deutlich zu unterscheiden. Der Kummer und die Müdigkeit, die aus ihr sprachen, hätten unter Umständen Mr. Reeders Teilnahme erweckt. Jetzt aber nahmen ihn seine Sorgen um Margaret Belman so ganz in Anspruch, daß er sich um Olga Crewe keinerlei Gedanken mehr machen konnte.
    Auf jeden Fall wußte sie noch nicht, daß sie Witwe war, und Mr. Reeder bereitete diese Kenntnis eine gewisse, grausige Genugtuung.
    »Wo ist er denn jetzt . . .? Vater meine ich.«
    Eine Pause . . . sie lauschte auf eine Erwiderung, die für Reeder unverständlich blieb.
    »Auf dem Boot? Er kommt niemals 'rüber . . ., Schiffe waren mir schon immer verhaßt, und jetzt so ein winziges, kleines Boot wie seins? Warum konnte er uns denn nicht gehen lassen, als wir ihn heraus hatten? Ich habe gebeten und gebettelt . . . Wir könnten heute schon in Venedig oder sonstwo sitzen und fein leben.«
    Ungeduldig wurde sie von dem Mädchen unterbrochen, und auf einmal schien Mrs. Burton in der Felswand zu verschwinden.
    Kein Laut einer sich schließenden Tür war vernehmbar, aber Mr. Reeder erriet, was vorgegangen war. Leise und vorsichtig ging er vorwärts, bis er auf der gegenüberliegenden Wand einen Lichtstreifen sah. Er blieb bei der Tür stehen und lauschte. Die Stimmen waren jetzt deutlich genug, um so deutlicher, weil Mrs. Burton meistens das Sprechen besorgte.
    »Glaubst du, Vater hat was gemerkt?« Der Ton ihrer Stimme klang sehr besorgt. »Wegen Daver, meine ich. Das kannst du ihm doch verheimlichen? Er würde mich ja kaltmachen, wenn er das wüßte. Er hat so großartige Pläne mit dir - Prinzen und Herzöge und lauter solchen Unsinn! Wenn er nicht verrückt gewesen wäre, hätte er schon vor Jahren mit dieser ganzen Geschichte aufgehört. Gesagt habe ich's ihm oft genug, aber er hat ja niemals auf meine Worte gehört.«
    »Hat überhaupt schon mal jemand auf deine Worte gehört?« fragte das junge Mädchen müde. »Ich habe den alten Mann gebeten, dich gehen zu lassen. Ich wußte ja, daß du im entscheidenden Augenblick doch nicht zu gebrauchen bist.«
    Mr. Reeder hörte, wie jemand schluchzte. Tränen kamen bei Mrs. Burton sehr leicht.
    »Er bleibt ja bloß hier, um Reeder zu fassen«, jammerte sie. »Was für ein Wahnsinn! Dieser dämliche, alte Kerl! Den hätte ich selber fassen können, wenn ich niederträchtig genug gewesen wäre!«
    Aus der Ferne kam der Schall eines schnellen Schrittes durch den Gang.
    »Das ist Vater«, sagte Mrs. Burton.
    Die Schritte hielten plötzlich an, und zu gleicher Zeit hörte man eine schallende Stimme vom Ende des Ganges. Man schien etwas zu fragen, und augenscheinlich ging Flack zurück, denn seine Schritte wurden leiser und leiser. Mr. Reeder kam zu der Überzeugung, daß es kein glücklicher Tag für ihn war.
    Er lag lang auf dem Boden und konnte John Flack deutlich sehen. Ein Druck seines Fingers, und das Problem dieses Bösewichts würde für alle Ewigkeit

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