062 - John Flack
Breite der Grotte so eine Art Balkon entlang, und von dort bin ich auch heruntergeworfen worden«, sagte er. »Ich habe Grund, sehr gut zu wissen, daß da unten am Fuß des Felsens das Wasser sehr tief ist. Bei voller Flut geht das Wasser bis an den hinteren Felsen - und das ist die Stelle, wo ich war, als ich wieder zu Besinnung kam.«
»Gibt es noch einen anderen Weg aus der Höhle?« fragte sie.
Er schüttelte den Kopf.
»Wenn ich das wüßte! Ich habe nur ganz kurze Zeit herumsuchen können, aber es scheint so, als ob am hinteren Ende so eine Art Tunnel ist. Es lohnt sich vielleicht, den mal zu untersuchen. - Niemand ist jetzt in der Nähe, und die Männer auf dem Boot sind zu weit weg, als daß sie uns sehen könnten.«
Sie warteten noch einige Augenblicke und lauschten; dann gingen sie, Brill voran, am Beginn der Stufen vorbei und einen steinigen Pfad entlang, der, zu Margarets großer Erleichterung, mit jedem Schritt vorwärts breiter wurde. Niemals vergaß Margaret Belman diesen unheimlichen Marsch, drohend überhängende Felsen zur Linken, rechts der steile Absturz bis zum Boden der Grotte.
Jetzt hatten sie das Ende dieses breiten Felsenganges erreicht und hatten die Wahl zwischen vier Öffnungen in der Felswand. Die eine lag ihnen unmittelbar gegenüber, eine zweite, zu der sie ebenfalls gelangen konnten, lag etwa fünfzehn Meter weiter nach rechts, während die beiden letzten anscheinend unmöglich zu erreichen waren. Brill ließ Margaret zurück und tastete sich vorwärts in die nächstliegende Öffnung hinein. Mehr als eine halbe Stunde verging, bis er endlich zurückkehrte. Sein Weg war erfolglos geblieben.
»Das Kliff ist von Felsgängen durchlöchert«, sagte er. »Ich mußte es aufgeben. Es ist ganz unmöglich, ohne Licht weiterzugehen.«
Die zweite Öffnung schien mehr zu versprechen. Der Boden war eben und hatte den Vorteil, daß er in einer geraden Linie mit dem Eingang der Höhle lief und daß es so eine beträchtliche Strecke weit hell war. Margaret folgte dem Detektiv in den Gang hinein.
»Es lohnt sich, es zu versuchen«, sagte er, und sie nickte zustimmend.
Sie waren noch nicht weit gegangen, als Brill etwas entdeckte, was ihm bei seiner ersten Untersuchung des Weges entgangen war. In regelmäßigen Abständen befanden sich Nischen in der Wand. Er hatte dies wohl bemerkt, aber ihr außergewöhnlich regelmäßiges Vorkommen war ihm nicht aufgefallen. Die meisten waren durch lose Steine verschlossen, aber schließlich fand er eine, die nicht in dieser Weise geschützt war, und fühlte seinen Weg um die Felsenkante herum in das Innere. Es war ein viereckiger, zellenähnlicher Raum, in seinen Ausmaßen so regelmäßig, daß er von Menschenhänden angelegt sein mußte. Er kam zurück und teilte ihr seine Absicht mit, die nächste der verschlossenen Nischen zu untersuchen.
»Die Mauern sind nicht umsonst gebaut worden«, sagte er, und in seiner Stimme war ein Klang von unterdrückter Erregung.
Je weiter sie vorwärts kamen, desto spärlicher und unregelmäßiger wurde das Licht. Sie mußten ihren Weg der Felswand entlang erfühlen, bis sie die nächste Nische erreichten. Flache Felsbrocken, aufeinandergelegt, waren im Eingang aufgeschichtet, und die Arbeit, die obersten Lagen zu entfernen, war äußerst mühsam. Margaret konnte ihm dabei nicht behilflich sein. Sie hatte sich mit dem Rücken gegen die Wand gesetzt und war in einen unruhigen Schlaf der Erschöpfung gefallen. Das Hungergefühl war beinahe geschwunden, aber ihre Kehle von wahnsinnigem Durst wie ausgedörrt. Mit schwerem Kopf wachte sie auf, als Brill sie an der Schulter schüttelte.
»Ich bin drin gewesen.« Seine Stimme zitterte vor Aufregung. »Halten Sie Ihre Hände auf! Beide zusammen!«
Sie gehorchte mechanisch, fühlte etwas Kaltes in ihre Hand laufen, beugte den Kopf und trank. Der scharfe Dunst des Weines raubte ihr fast den Atem.
»Champagner«, flüsterte er. »Trinken Sie nicht zu viel, sonst steigt er Ihnen in den Kopf.« Sie schlürfte abermals. Niemals hatte Wein ihr so wundervoll geschmeckt.
»Es ist ein richtiges Warenhaus! Kisten voller Lebensmittel - ich nehme es wenigstens an - und Hunderte von Flaschen Wein. Halten Sie Ihre Hände auf!«
Er ließ noch mehr Wein in ihre Hände laufen; der meiste lief durch die Finger, und gierig trank sie die übrigbleibenden Tropfen.
»Warten Sie hier!«
Jetzt war sie ganz wach und spähte durch die Dunkelheit in die Richtung, in der er verschwunden war. Zehn
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