062 - John Flack
zu, da schloß sie mit einem leichten Schnappen. An der Innenseite war eine Art Stahlhaken angebracht. Als die Tür sich schloß, fiel eine Kiste krachend zu Boden. Vor ihr war noch eine andere Tür, aber diese blieb unbeweglich. Sie befand sich in einem kleinen, weißen Raum in Form einer großen Kiste: drei Fuß breit und ungefähr ebenso tief. Sie hatte keine Zeit, ihre Beobachtungen weiter auszudehnen. An dem Griff der Tür, durch die sie hereingekommen war, arbeitete jemand herum. In ihrer Verzweiflung griff sie nach dem eisernen Wandbrett und fühlte dieses ein wenig nach rechts gleiten. Sie wußte nicht, daß es als eine Art Riegel funktionierte. Wieder hörte sie, wie jemand an dem Griff hantierte, hörte das Schnappen eines Schlüssels, aber die Tür blieb unbeweglich, und Margaret Belman brach bewußtlos auf dem Boden zusammen.
18
J. G. Reeder kam nach unten, und wer ihn sah, wußte, daß nicht allein das Drama, dessen Zeuge er beinah gewesen wäre, sein Gesicht so bleich und hager machte.
Er fand Gray, der auf die Verbindung mit London wartete, in Davers Büro. Gerade, als er eintrat, läutete das Telefon, und er nahm den Hörer aus der Hand seines Untergebenen. Mit wenigen Worten erledigte er den Tod Davers und fuhr dann fort:
»Ich brauche die ganze Ortspolizei, die sich auftreiben läßt, Simpson, obgleich es mir lieber wäre, ich könnte Militär bekommen. Fünf Meilen von hier liegt Garnison; jede Bucht muß durchsucht werden, jede Höhle. Noch etwas: Es wäre sehr gut, wenn wir ein Torpedoboot oder so was Ähnliches bekommen könnten, um die See vor Siltbury zu überwachen. Ich bin beinahe sicher, daß Flack ein Motorboot hat - es gibt einen Kanal, der dafür tief genug ist. Augenscheinlich gibt es auch noch eine Höhle, die weit unter das Kliff läuft . . . Miss Belman . . .? Ich weiß nicht. Das will ich ja gerade herausfinden.«
Simpson berichtete ihm, daß der Goldtransport in Sevenoaks gesehen worden war. Für Mr. Reeder war es eine gewaltige Anstrengung, seine Gedanken auf eine solch unbedeutende Kleinigkeit zu konzentrieren.
»Militär wird wohl am besten sein. Eine starke Abteilung muß in der Nähe der Steinbrüche postiert werden. Dann gibt es noch eine andere Höhle, wo Daver seine Wagen unterzustellen pflegte. Ich habe so eine Idee, als ob Sie heute nacht Ihr Geld wiederhaben werden. Das allein«, fügte er etwas bitter hinzu, »wird ja die Behörden veranlassen, Militär zu verwenden.«
Als das Sanitätsauto gekommen war und die Leiche Davers mitgenommen hatte, ging er mit einer Anzahl Maurer, die er von Siltbury hatte kommen lassen, in das Zimmer des Toten. Er klappte den Aufsatz des Diwans zurück und wies auf den Steinboden.
»Diese Steinplatte dreht sich auf einem Zapfen«, sagte er, »ist aber, wie ich annehme, auf der Unterseite durch einen Bolzen oder eine Eisenstange festgehalten. Brechen Sie das auf.«
Eine Viertelstunde genügte, um den Boden aufzureißen, und dann fand er, wie erwartet, eine Reihe schmaler Stufen, die in ein viereckiges, steinernes Gelaß führten, das beinahe genauso geblieben war wie vor sechshundert Jahren. Es war ein staubiger, leerer Raum, der sein Geheimnis enthüllte: Eine schmale, offene Tür führte durch einen engen Gang, in dem ein etwas starker Mann nur mit Schwierigkeiten gehen konnte, hinter die Täfelung von Davers Privatbüro. Wer hier versteckt war, konnte jedes Wort hören, das im Zimmer gesprochen wurde. Jetzt verstand auch Mr. Reeder die flehentliche Bitte Davers, leiser zu sprechen, als er seine Heirat erwähnte. Hier hatte der Wahnsinnige die Erniedrigung seiner Tochter erfahren - und von dem Augenblick an war Davers Tod unvermeidlich.
Wie war Flack entkommen? Auch hierfür lag die Erklärung auf der Hand. Vor längerer Zeit war Larmes Keep offenbar als Sehenswürdigkeit gezeigt worden. Er fand an der Mauer eine alte hölzerne Tafel, deren Aufschrift den Neugierigen erzählte, daß dies die Folterkammer der alten Grafen von Larme war. Die nützliche Anweisung war hinzugefügt, daß die Kerker sich unmittelbar darunter befänden und durch eine steinerne Falltür erreicht werden könnten. Die Detektive öffneten diese, und Mr.
Reeder sah so zum ersten Male die Kerkergewölbe von Larmes Keep.
Die weitere Durchsuchung war weder eindrucksvoll noch aufregend. Man fand drei Wege, auf denen der Mörder hatte entfliehen können, und alle diese drei führten in das Haus zurück. Ein Ausgang fand sich zwischen Küche und Vorhalle.
»Es
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