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062 - John Flack

062 - John Flack

Titel: 062 - John Flack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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eine weitere Anstrengung, und Hand über Hand hatte er sich weiter hinaufgezogen, bis seine Füße auf der Eisenbarre ruhten.
    »Glauben Sie, daß Sie Kraft genug haben, nach oben zu klettern, wenn ich Sie hier heraufgezogen habe?« Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich fürchte, das kann ich nicht. Klettern Sie allein nach oben. Ich warte solange hier.«
    »Bleiben Sie von dem Schacht weg«, warnte er sie. »Fallen werde ich wohl nicht, aber es ist leicht möglich, daß ich beim Aufstieg Felsstücke herunterreiße.«
    Sie fand bald, daß die Warnung sehr berechtigt war. Es regnete Erde und Steine, als er nach oben kletterte. Von Zeit zu Zeit machte er halt, um sich auszuruhen. Einmal rief er etwas zu ihr hinunter, aber sie konnte seine Worte nicht verstehen. Es sollte wohl eine Warnung bedeuten, denn wenige Augenblicke später sauste ein Felsbrocken, so groß wie der Kopf eines Mannes, herunter und zersplitterte auf dem Boden, während Staub und Bruchstücke nach allen Richtungen flogen.
    Ab und zu spähte Margaret vorsichtig nach oben und sah den Schein seiner Lampe schwächer und immer schwächer werden. Jetzt als sie so ganz allein war, fing sie an nervös zu werden und schaltete zu ihrer Beruhigung die Lampe ein. Sie hatte dies kaum getan, als sie einen Laut hörte, der ihr das Herz in die Kehle steigen ließ. Der Klang von Fußtritten! Es kam jemand durch den Gang auf sie zu.
    Sie drehte das Licht aus und lauschte. - Die Stimme des alten Mannes! Seine Stimme, keine andere! Er sprach mit sich selbst. Ein Stammeln und Brummen, das mehr und mehr deutlich wurde. Und dann, noch weit entfernt, sah sie den Widerschein eines Lichtes, denn dort machte der Gang eine Biegung, und er würde nicht eher zu sehen sein, als bis er dicht bei ihr war.
    Schnell schlüpfte sie aus den Schuhen und rannte in der Dunkelheit vorwärts - taumelnd, gleitend auf dem unebenen Weg. Nach einer Weile hatte sie ihren panischen Schrecken niedergekämpft, blieb stehen und lauschte. Das Licht war nicht mehr zu sehen, kein Laut, kein Zeichen von ihm. Sie lauschte noch einige Minuten, und dann nahm sie all ihren Mut zusammen und ging zurück. Sie wagte nicht, Licht zu machen und mußte erraten, wo sich die Öffnung des Schachtes befand, aber in der Dunkelheit lief sie daran vorbei und war bald eine beträchtliche Strecke von dem Platz entfernt, wo Brill sie verlassen hatte.
    Wohin war Flack gegangen . . .? Seitengänge gab es nicht. Sie stand vor einer der Nischen, und ihre Hand lag auf der aufgeschichteten Steinwand, als sie zu ihrem Schrecken fühlte, daß diese unter ihrem Druck nachgab. Sie hatte gerade noch Zeit zurückzuspringen, als sie auf der gegenüberliegenden Felswand einen Lichtstrahl erscheinen sah, der breiter und breiter wurde, bis er den deutlichen Schatten einer Tür abzeichnete.
    » . . . heute nacht, Kind, heute nacht. . . Ich gehe jetzt nach oben, um mit Daver zu sprechen . . . Daver macht mir Sorge. Du bist doch sicher, daß nichts vorgekommen ist, was mich zum Mißtrauen veranlassen könnte?«
    »Nichts, Vater. Was sollte denn passiert sein?«
    Olga Crewes Stimme! - Sie fügte noch etwas hinzu, was Margaret nicht verstand, und dann hörte man das kichernde Lachen des alten Mannes.
    »Reeder . . .? Der hat in London zu tun! Aber er kommt heute nacht zurück . . .«
    Wieder eine Frage, die Margaret nicht verstehen konnte.
    »Der Körper ist nicht gefunden worden. Ich wollte dem Mädel ja gar nichts tun, aber sie war sehr nützlich . . ., meine beste Karte . . . Mit ihr hätte ich Reeder halten können . . ., hatte schon alles vorbereitet.«
    Wieder eine undeutliche Frage.
    »Ich glaube, ja! Die Flut war sehr hoch. Auf jeden Fall sah ich sie abstürzen.«
    Margaret wußte, daß die beiden über sie sprachen, aber das interessierte sie weniger, als die Möglichkeit, entdeckt zu werden. Schritt für Schritt ging sie zurück und suchte angstvoll mit Hoffen und Beten nach einer Nische, in der sie sich verbergen könnte. Und wenige Augenblicke später war das Glück ihr hold.
    Flack war in den Gang getreten und sprach in den Raum zurück.
    »Schon gut, ich werde die Tür offenlassen . . . Einbildung! Hier ist genug Luft. Der Brunnenschacht sorgt schon dafür. Ich bin heut abend zurück.«
    Sie wagte es nicht, aus ihrem Versteck herauszublicken.
    Nach einer Weile verklangen seine Schritte, und sie spähte vorsichtig um die Ecke. Die Tür stand offen, und sie sah an der gegenüberliegenden Wand einen Schatten erscheinen, als Olga sich dem

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