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062 - John Flack

062 - John Flack

Titel: 062 - John Flack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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muß noch einen anderen Weg geben«, sagte Reeder kurz, »und den haben wir noch nicht gefunden.«
    Seine Nerven waren aufs äußerste angespannt. Er wanderte von einem Zimmer zum andern, schüttete Kasten aus, brach Wandschränke auf und durchsuchte Koffer. Etwas fand er - den Trauschein, der in dem Futter von Olga Crewes Toilettennecessaire verborgen war.
    Um sieben Uhr kam die erste Truppenabteilung auf einem Lastauto an. Die Ortspolizei hatte bereits berichtet, daß man keine Spur von Margaret Belman gefunden habe. Sie wies darauf hin, daß das junge Mädchen Larmes Keep gerade zur Zeit der beginnenden Ebbe verlassen hatte und daß sie den Strand wohlbehalten erreicht haben könnte. Trotzdem bestand also immer noch eine geringe Hoffnung, daß sie noch am Leben war. Wie gering aber diese wirklich war, wollte Reeder nicht einmal sich selbst eingestehen.
    Man hatte eine Köchin von Siltbury kommen lassen, aber Reeder begnügte sich mit einer Tasse starkem Kaffee - er fühlte, daß ihm jeder Bissen im Halse steckenbleiben würde.
    Er hatte eine Abteilung in dem Steinbruch aufgestellt, saß nach seiner Rückkehr in der großen Halle und dachte über den ereignisreichen Tag nach, als Gray in die Halle gestürzt kam.
    »Brill!« stieß er hervor. Reeder sprang mit einem Satz auf die Füße.
    »Brill?« wiederholte er heiser. »Wo ist er?« Gray brauchte nicht zu antworten. Unterstützt von einem Detektiv schleppte sich eine überaus schmutzige Gestalt mit verwildertem Haar in das Zimmer.
    »Wo kommen Sie her?« fragte Reeder.
    Im ersten Augenblick konnte der Mann nicht antworten. Er deutete auf den Boden und sagte dann heiser:
    »Vom Boden des Brunnens. Miss Belman ist noch unten!« Brill war dem Zusammenbrechen nahe, und erst ein ordentlicher Schluck Brandy stellte ihn so weit her, daß er imstande war, einen zusammenhängenden Bericht hervorzubringen. Reeder rannte mit einer Abteilung in das Gehölz und ließ die Brunnenwinde untersuchen.
    »Nicht einmal stark genug, um das Gewicht einer Frau zu tragen, und das Tau langt auch nicht«, sagte Gray, der die Winde untersucht hatte.
    Einer der Beamten erinnerte sich, bei der Durchsuchung der Küche zwei Sicherheitsgürtel für Fensterputzer gesehen zu haben, das waren kräftige Riemen mit einem Karabinerhaken, und er eilte weg, um sie zu holen, während Reeder Rock und Weste ablegte.
    »Auf halbem Weg ist ein Zwischenraum von mindestens einem Meter«, warnte Brill. »Der Stein brach heraus, als ich daraufstieg, und beinahe wäre ich abgestürzt.«
    Reeder hatte sich eine Lampe um den Hals gehängt und spähte in den Schacht hinein.
    »Wie merkwürdig, daß ich die Stufen nicht früher bemerkt habe, als ich mir den Brunnen ansah«, sagte er, dann aber fiel ihm ein, daß er nur die eine Hälfte der Falltür geöffnet hatte Gray hatte sich auch einen Gürtel umgeschnallt und stieg, weil er leichter war, zuerst hinab. In der Zwischenzeit war eine halbe Kompanie Soldaten auf der Szene erschienen, und durch einen glücklichen Zufall war die Abteilung, die zur Hilfeleistung abkommandiert war, eine Kompanie der Königs-Pioniere. Ein Teil machte sich auf die Suche nach Tauen, und der andere begann, einen provisorischen Aufzug zu errichten.
    Die beiden Männer arbeiteten sich vorsichtig nach unten, ohne ein Wort zu äußern. Gray war an dem großen Zwischenraum angekommen; während er darüber hinwegzukommen suchte, mußte Reeder warten. Die folgende Klammer war auch nicht sicher, wie Mr. Reeder herausfand, als er sein volles Gewicht auf ihr ruhen lassen mußte, aber bald war man über diese gefährliche Zone ohne ein anderes Mißgeschick hinweg, als daß einige größere Kieselsteine auf Grays Kopf fielen.
    Es schien, als sollten sie niemals den Boden erreichen, und die Anstrengung machte sich bereits bei dem älteren Mann bemerkbar, als Gray flüsterte:
    »Ich glaube, wir sind unten!« Er ließ den Schein seiner Lampe nach unten fallen und sprang dann auf den felsigen Boden hinunter. Reeder folgte ihm.
    »Margaret!« rief er im Flüsterton.
    Keine Antwort. Er leuchtete erst nach der einen, dann nach der anderen Seite - keine Spur von Margaret, und seine Zuversicht sank.
    »Sie gehen den Gang links hinunter«, flüsterte er Gray zu, »und ich gehe nach der anderen Richtung.«
    Er ließ das Licht seiner Lampe vor sich am Boden entlanggleiten und eilte die sich windende Galerie entlang. Jetzt hörte er ein Geräusch vor sich, über dessen Ursprung er sich nicht klarwerden konnte,

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