Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
062 - John Flack

062 - John Flack

Titel: 062 - John Flack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
Street gekommen war.
    »Ja, ich glaube, Ravini wurde ermordet«, sagte sie, »aber Ihre Annahme, daß ich ihn auf Veranlassung meines Vaters in mein Zimmer gelockt hätte, ist unrichtig. Ravini war ein heller Kopf und erkannte mich. Er kam nach Larmes Keep, weil er« - sie zögerte einen Augenblick -, »ziemlich verliebt in Miss Belman war. Er hat mir das erzählt, und ich habe mich darüber amüsiert. Damals kannte ich seinen Namen noch nicht, aber mein Mann kannte ihn. Ich habe ihn niemals mit der Verhaftung meines Vaters in Verbindung gebracht. Er nannte mir dann seinen Namen, und ich glaube, daß irgend etwas in meinem Benehmen oder in dem, was ich sagte, ihn an das Schulmädchen erinnerte, das er vor vielen Jahren gekannt hatte. Im gleichen Augenblick, als er wußte, daß ich John Flacks Tochter war, wußte er auch daß Larmes Keep das Hauptquartier meines Vaters war. Er fing an, mich auszufragen. Ob ich wüßte, wo die Flack-Million, wie er es nannte, verborgen sei. Ich war begreiflicherweise entsetzt, denn ich konnte mir wohl denken, warum Daver ihm erlaubt hatte, in Larmes Keep zu bleiben.
    Kurz vorher war mein Vater aus Broadmoor ausgebrochen, und ich war krank vor Angst, daß er Davers falsches Spiel herausfinden würde. Ich muß nicht ganz zurechnungsfähig gewesen sein und war nahe daran, meinen Vater zu verraten, denn ich erzählte Ravini, daß er entflohen war. Ravini nahm das aber nicht so auf, wie ich erwartet hatte - er überschätzte seine eigene Kraft und war sehr selbstbewußt. Er wußte natürlich auch nicht, daß Vater tatsächlich im Haus war, denn der kam ja nur jede Nacht von der Höhle nach oben -«
    »Der eigentliche Eingang zur Höhle ging durch den Geldschrank?« unterbrach Reeder. »Das war eine glänzende Idee. Ich muß gestehen, der Geldschrank war der letzte Platz, an den ich gedacht haben würde.«
    »Mein Vater hat ihn vor zwanzig Jahren dort aufstellen lassen«, fuhr Olga fort. »Es hat immer einen Eingang vom Verlies aus nach den darunterliegenden Höhlen gegeben.«
    »Warum kam Ravini in Ihr Zimmer?« fragte Mr. Reeder. »Sie müssen bitte diese - hm - indiskrete Frage entschuldigen, aber ich möchte -«
    Sie nickte.
    »Das war meine letzte, verzweifelte Anstrengung, um Ravini aus dem Haus zu bekommen - ich faßte den Entschluß dazu in jener Nacht, als ich zurückkam. Sie dürfen nicht vergessen, daß ich die ganze Zeit hindurch beobachtet wurde; Daver oder meine Mutter waren fast immer in meiner Nähe, und sie durften doch nicht merken und durch sie auch mein Vater nicht, daß Ravini gewarnt worden war. Natürlich, ein Mann wie Ravini sah in meiner Einladung einen ganz anderen Grund. Er hatte sich fest vorgenommen zu bleiben, bis ich ihn um eine Unterredung bat und ihm sagte, ich verlangte, daß er sofort nach dieser Unterredung mit dem ersten Frühzug abreiste.« »Und was hatten Sie ihm mitzuteilen?« fragte Mr. Reeder. Sie antwortete nicht sofort, und er wiederholte seine Frage.
    »Daß mein Vater entschlossen war, ihn zu töten -«
    Reeders Augen schlossen sich beinahe ganz.
    »Ist das auch die Wahrheit, Olga?« fragte er leise, und sie wurde bald rot, bald weiß.
    »Ich kann nicht gut lügen, nicht wahr?« Ihr Ton war herausfordernd. »Ich will es Ihnen erzählen. Ich lernte Ravini kennen, als ich kaum mehr als ein Kind war. Er bedeutete mir sehr, sehr viel; aber ich glaube, für ihn war ich nicht mehr als irgendein junges Mädchen. Er kam häufig aufs Land, wo ich zur Schule ging, um mich zu besuchen . . .«
    »Er ist tot?«
    Sie konnte nur nicken. Ihre Lippen zitterten.
    »Das ist die reine Wahrheit«, sagte sie schließlich. »Das Schrecklichste war, daß er mich nicht wiedererkannte, als er nach Larmes Keep kam. Ich war vollständig aus seinem Gedächtnis verschwunden, bis ich mich in jener Nacht im Garten zu erkennen gab.«
    »Ist er tot?« fragte Mr. Reeder zum zweiten Male.
    »Ja«, antwortete sie. »Sie schlugen ihn vor meinem Zimmer nieder . . . Ich weiß nicht, was sie dann mit ihm gemacht haben. Ich nehme an, sie brachten ihn durch den Geldschrank und . . .« Sie schauderte.
    J. G. Reeder streichelte sanft ihre Hand.
    »Sie haben Ihre Erinnerungen, mein Kind«, sagte er zu dem weinenden Mädchen, »und - Ihre Briefe.«
    Olga war gegangen, und seine Gedanken waren noch bei ihr und ihren Erinnerungen. Ravini mußte sehr interessante Briefe geschrieben haben.

21
    Margaret Belman beschloß, sich Ferien zu gönnen.
    »Es gibt nur zwei Plätze in der Welt, wo ich

Weitere Kostenlose Bücher