Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
062 - Schiff der verlorenen Seelen

062 - Schiff der verlorenen Seelen

Titel: 062 - Schiff der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
„Voll geheimnisvoller Kräfte. Aber noch völlig unentwickelt. Ein unschuldiges Kind würde ich sagen. Sie weiß nicht zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, ist ganz unbefangen. Empfänglich für alles. Ich wollte eine Göttin aus ihr machen. Ein gütiges, hilfreiches Geschöpf. Doch jetzt werde ich sie für meine Rache verwenden."
    Ich schüttelte den Kopf, setzte mich und trank einen Becher Wein.
    „Arbues", sagte ich, „willst du mir nicht endlich erzählen, was mit diesem Mädchen los ist?" Unverwandt starrte er die Kiste an. Seine Fäuste öffneten und schlossen sich.
    „Das werden sie mir büßen", knurrte er nochmals, kniete nieder und durchstöberte die Kleidungsstücke. „Meine Aufzeichnungen haben mir diese Narren wenigstens gelassen." Er hob einen Packen Papier hoch. „Hier sind alle meine Experimente aufgezeichnet. Ich kann sie jederzeit wiederholen. Und das werde ich auch tun."
    Die Tür wurde geöffnet, und der Kapitän trat ein.
    "Guten Morgen!" sagte er knapp.
    Arbues blieb auf dem Boden hocken und stierte den Kapitän wütend an.
    „Tut mir leid, Senor de Arrabell'', sagte er, doch sein Ton klang nicht bedauernd. „Es blieb mir keine andere Wahl. Ihr schlepptet mit den Pflanzen eine unbekannte Seuche an Bord. Ich mußte handeln, bevor noch mehr meiner Leute davon befallen werden. Ihr versteht?"
    „Ich verstehe", sagte Arbues. „Aber ich schleppte keine Seuche an Bord. Das ist alles Unsinn."
    „Die vier Toten sprechen eine andere Sprache, Senor de Arrabell. Es war nicht meine Entscheidung. Ich handelte auf den Rat des Schiffsarztes hin."
    „Blödsinn!" sagte Arbues. „Ihr habt Angst vor der Mannschaft. Sie zwang Euch dazu. Aber Ihr werdet es büßen, Kapitän. Das schwöre ich Euch."
    Der Kapitän verzog keine Miene.
    „Ich habe Euch noch etwas zu sagen", sagte er kühl. „Sobald wir in Hispaniola anlegen, werdet Ihr das Schiff verlassen."
    „Das erwartete ich", sagte Arbues und stand auf. „Ihr werdet Eure Entscheidung noch bedauern." Der Kapitän deutete eine Verbeugung an, dann verließ er langsam die Kajüte.
    Arbues setzte sich an den festgeschraubten Tisch, griff nach der Weinkaraffe und trank sie auf einen Zug halb leer. Dann knallte er die Flasche auf den Tisch und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab.
    „Ich bin Alchemist", sagte Arbues, „und bin stolz darauf. Ich bin bei den bedeutendsten Lehrern in die Schule gegangen. Die meisten Menschen glauben, daß wir Narren seien und hinter Gold her sind. Aber uns geht es um die Läuterung und Veredelung des Menschen und der Natur. Man verspottet uns. Einige meiner Freunde wurden von der Inquisition verfolgt. Mich ließ sie in Ruhe. Ich hatte Zeit, Muße und genügend Geld, um mich meinen Forschungen hinzugeben."
    Er trank noch einen Schluck, und ich sah ihn interessiert an. In einem meiner früheren Leben, als mein Name Juan Garcia de Tabera gewesen war, hatte ich einen Lehrer gehabt, der einer der größten Alchemisten seiner Zeit gewesen war. Albertus Villanovanus hatte mir die Grundbegriffe der Alchemie und Astrologie beigebracht.
    „Ich suchte nach dem Lebenselixier", sagte Arbues, „und ich fand es."
    Ich starrte ihn überrascht an.
    „Es ist alles in meinen Aufzeichnungen vermerkt", sagte er. „Dieses Lebenselixier ist ein Allheilmittel. Es vertreibt die Schwächen des sterblichen Leibes und verleiht ihm Unsterblichkeit. Und diese Narren warfen das Lebenselixier ins Meer." Er schüttelte verbittert den Kopf. „Bis vor wenigen Jahren wurden zur Heilung von Krankheiten fast ausschließlich Wurzeln und Kräuter verwendet. Doch ich ging in meinen Versuchen weiter und hatte Erfolg. Ich nahm auch Salze und Chemikalien zur Hilfe, vor allem Antimonverbindungen. Dazu kamen Silber- und Goldpräparate. Ich experimentierte schon in Spanien mit Pflanzen, vor allem mit Blumen - und mir gelangen einige seltene Kreuzungen. Ich behandelte die Pflanzen mit dem von mir entwickelten Lebenselixier, und die Ergebnisse waren verblüffend. Du hast selbst einige meiner Züchtungen gesehen."
    Ich nickte. Seine Blumen und Pflanzen waren tatsächlich erstaunlich gewesen.
    „Aber den größten Erfolg hatte ich mit der Mandragorawurzel, die im Volksmund als Alraune bekannt ist. Ich nahm aus Italien einige Alraunenwurzeln nach der Neuen Welt mit, pflanzte sie ein und begoß sie mit meinem Lebenselixier. Die Ergebnisse waren umwerfend. Die Alraunen entwickelten eine gewisse Intelligenz. Sie änderten laufend die Form ihrer Blüten.

Weitere Kostenlose Bücher