062 - Schiff der verlorenen Seelen
„Alchemie, aus der sich die Chemie entwickelte. So steht es heute in vielen Nachschlagewerken. Das stimmt aber nicht. Die Alchemie war viel mehr. Erst vor einigen Wochen las ich ein vor kurzem verfaßtes Buch über dieses Thema. Sobald wir in London sind, gebe ich es dir zu lesen. Erinnere mich daran! Es heißt ,Materia Prima'. Wenn du es gelesen hast, weißt du etwas mehr über die Alchemie. So, und jetzt gehe ich schlafen. Ich kann kaum die Augen offenhalten."
Der Dämonenkiller stand gähnend auf und hielt sich die Hand vor den Mund.
„Gute Nacht!" sagte er und verschwand im Schlafzimmer.
„Ich gehe auch schlafen", sagte Coco. „Die Beschwörung hat mich ziemlich angestrengt. Morgen sprechen wir weiter. Und morgen begleite ich dich, Jeff. Ich wette, daß wir eine Jacht auftreiben." „Einen Augenblick noch!" bat Trevor. „Glauben Sie, daß uns im Augenblick von Hekate Gefahr droht?"
Coco schüttelte den Kopf. „Im Augenblick nicht. Meine Beschwörung verfolgte zwei Zwecke: Ich wollte Dorian aus dem Bannkreis der Hexe befreien - das ist gelungen -, und ich wollte sie schwächen - das dürfte auch gelungen sein. Töten konnte ich sie nicht. Dazu weiß ich zu wenig über sie. Aber ich bin sicher, daß sie einige Tage brauchen wird, bis sie wieder zu Kräften kommt. Diese Zeit müssen wir nützen. Je rascher wir aufbrechen, um so besser. Ich glaube, daß Hekate irgend etwas mit dem Geisterschiff verbindet. Alles deutet darauf hin. Aber im Augenblick ist sie zu schwach, um unsere Suche entscheidend behindern zu können. Gute Nacht und angenehme Träume!"
Jeff blickte ihr mißmutig nach. Er genehmigte sich noch einen Drink, stand dann auf und trat ans Fenster. Es regnete noch immer.
„Für eine Suchaktion haben wir ja nicht das ideale Wetter", sagte er gereizt.
Es ärgerte ihn, daß Dorian seine Erzählung nicht fortgesetzt hatte. Zu gern hätte er gewußt, was damals 1539 an Bord der „Torquemada" weiter geschehen war.
„Wer hätte das gedacht", meinte Trevor Sullivan. „Hekate ist eine aus einer Alraunenwurzel entstandene Frau. Das Leben ist voller Überraschungen."
„Haben Sie noch ein paar solch abgeschmackte Bemerkungen auf Lager?" fragte Jeff böse.
„Ich glaube, daß es auch für mich besser ist, wenn ich schlafen gehe. Trinken Sie noch einen Schluck, und spülen Sie Ihren Ärger hinunter, Jeff!"
Trevor hob grüßend die Hand und verließ das Zimmer, während ihm Jeff ein knappes Nicken schenkte.
Jeff wanderte im Zimmer auf und ab. Er fühlte sich nicht müde; und er ging auch nicht schlafen. Er stürzte sich ins Nachtleben von San Juan.
Es regnete noch immer, als Dorian und Coco aufstanden. Nach der Morgentoilette setzten sie sich ins Wohnzimmer ihrer Hotelsuite. Dorian bestellte ein ausgiebiges Frühstück.
Coco und Dorian sprachen nicht viel. Der Dämonenkiller las die beiden größten Tageszeitungen von Puerto Rico und legte sie zur Seite, als das Frühstück serviert wurde. Er fühlte sich angenehm erfrischt und war unternehmungslustig. Coco war nicht so aufgekratzt; die Beschwörung hatte ihr mehr Kraft abverlangt, als sie vermutet hatte.
Sie waren kaum mit dem Frühstück fertig, als Trevor Sullivan und Jeff Parker ins Zimmer traten. „Guten Morgen!" sagte der Dämonenkiller fröhlich.
Trevor nickte ihm freundlich zu, während Jeff das Gesicht verzog.
„Hast du Zahnschmerzen, Jeff?" erkundigte sich Coco besorgt.
Jeff setzte sich und schüttelte leicht den Kopf; dabei zuckte er zusammen.
"Nein", sagte er. „Aber den Kater, den ich habe - der ist nicht von schlechten Eltern."
Dorian lachte spöttisch. „Du kannst es wohl nicht lassen, Jeff."
„Ich wollte San Juans Nachtleben kennenlernen", sagte der Millionär. „Und das gelang mir auch.
Ich lernte eine hübsche kaffeebraune Schöne kennen, die mich von einem Lokal zum anderen schleppte. Im Morgengrauen lieferte sie mich im Hotel ab."
Der Dämonenkiller stand auf, holte aus einem Schrank eine Packung Alka Seltzer und hielt sie Jeff hin, der sie dankbar nahm und drei Tabletten in einem Glas Wasser auflöste. Er stürzte die Flüssigkeit auf einen Zug hinunter, danach trank er zwei Tassen Kaffee. Eine halbe Stunde später war er wieder ansprechbar.
„Coco und Jeff', sagte Dorian, „ihr zieht jetzt los und mietet eine Jacht! Mit Cocos Hilfe sollte das keine Schwierigkeiten bereiten. Dann besorgt noch einige Waffen!"
Jeff beäugte Dorian mißtrauisch.
„Warum gehst du nicht?" fragte er mürrisch. „Ich könnte
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