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062 - Schiff der verlorenen Seelen

062 - Schiff der verlorenen Seelen

Titel: 062 - Schiff der verlorenen Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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blickte ihn verwundert an, dann schüttelte sie den Kopf.
    „Einmal sagst du so, dann wieder so", maulte sie. „Ich weiß nicht, was ich tun soll."
    „Du vergißt, daß Georg da ist", sagte Arbues.
    „Aber er ist doch dein Freund", sagte Alraune.
    Arbues wetzte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Ich merkte deutlich, wie peinlich ihm das alles war.
    „Das verstehst du nicht, Alraune", sagte Arbues.
    „Erkläre es mir!" bat das Mädchen. „Wenn wir zusammen sind, dann bin ich doch immer nackt. Weshalb darf ich das Tuch nicht ablegen? Ich mag es nicht."
    „Es ist unanständig, wenn man vor Fremden nackt herumläuft", sagte Arbues.
    „Was bedeutet unanständig, Arbues?" fragte sie.
    „Hm", brummte Arbues, und ich verbiß mir mühsam ein Grinsen.
    Er hatte recht; das Mädchen war ein völlig unschuldiges Geschöpf.
    „Findest du es unanständig, wenn ich nackt bin?" fragte sie mich.
    „Ein Mädchen zeigt sich nur dem Mann, den sie liebt, nackt", sagte ich.
    Ihr Gesicht drückte grenzenlose Verwunderung aus. „Was ist Liebe?" fragte sie.
    Das war eine Frage, auf die noch kein Mensch eine befriedigende Antwort gefunden hatte.
    Arbues und ich schwiegen. Ich hatte keine Lust, dem Mädchen meine Definition von Liebe zu geben; außerdem war ich sicher, daß sie mich nicht verstanden hätte.
    Sie lächelte plötzlich und klatschte die Hände zusammen.
    „Ich verstehe", sagte sie. „Ich liebe Arbues, weil ich mich ihm nackt zeige. Und wenn ich mich Georg nackt zeige, dann liebe ich auch ihn."
    Herr im Himmel! dachte ich. Arbues war nicht um seine Aufgabe, der Kleinen die realen Dinge des Lebens beizubringen, zu beneiden.
    „Das ist ganz anders", erklärte Arbues. „Liebe ist, wenn dir ein Mann so gut gefällt, daß du ohne ihn nicht mehr leben kannst. Wenn dein Herz...“
    Er brach ab und runzelte die Stirn. Vermutlich war ihm eingefallen, daß es gar nicht so sicher war, ob Alraune ein Herz hatte.
    „Sprich weiter!" bat das Mädchen.
    „Hm", brummte Arbues. „Also wenn du ständig an den Mann denkst, der dir gefällt. Wenn du nur für ihn und für keinen anderen Mann Augen hast. Wenn du dich nach seiner Berührung sehnst, wenn du alles für ihn tun würdest. Das ist Liebe."
    Alraune überlegte einige Sekunden.
    „Einiges davon verstehe ich", sagte sie, „aber einiges ist mir unklar. Ich tue alles für dich, Arbues. Du gefällst mir. Aber Georg gefällt mir auch. Ich will, daß er mit mir spielt. Ich will ihn berühren. Liebe ich nun dich - oder Georg?"
    Arbues Miene verfinsterte sich. Alraunes Worte waren alles andere als nach seinem Geschmack. „Und da ich euch beide liebe", sagte sie, „brauche ich dieses dumme Tuch nicht mehr."
    Bevor sie Arbues daran hindern konnte, hatte sie das Leinentuch abgestreift und saß nackt vor uns. Sie lächelte uns beide strahlend an, war völlig unbekümmert, kannte kein Schamgefühl. Für sie war es das Natürlichste von der Welt, sich nackt zu zeigen. Sie war sich nicht bewußt, wie ihr Körper auf einen Mann wirkte. Ich konnte meinen Blick nicht abwenden und spürte, wie meine Handflächen feucht wurden. Ihr Haar glühte wie Feuer im schwindenden Tageslicht.
    „Wenn ich schon nichts zu essen bekomme", sagte Alraune, „dann will ich wenigstens spielen."
    Sie stand auf, setzte sich zu mir, schlang einen Arm um meinen Hals und drückte ihren festen Körper an mich. Dann zog sie meinen Kopf zu sich herunter.
    Ich war wie gelähmt. Ihre grünen Augen durchbohrten mich förmlich.
    Ich spürte ihre Lippen auf den meinen. Sie küßte mich fordernd. Jetzt wurde mir bewußt, was sie mit dem Spielen gemeint hatte. Ich konnte mich nicht bewegen. Ihre Hände wühlten in meinem Haar, und der Druck ihrer Lippen verstärkte sich.
    Arbues riß Alraune von mir fort und blickte mich wütend an.
    „Laß mich los!" maulte Alraune. „Ich will mit Georg spielen."
    Ich stand langsam auf und ballte die Fäuste. Arbues wich einen Schritt zurück, als er in mein Gesicht blickte. Ich starrte ihn voller Verachtung an.
    „Du bist ein widerlicher Kerl, Arbues", sagte ich auf deutsch, da ich sicher war, daß Alraune diese Sprache nicht verstand. „Du bist ein gemeiner Schuft. Du hast dir die Naivität des Mädchens zunutze gemacht. Sie hat den Körper einer erwachsenen Frau, aber den Verstand eines kleinen Kindes. Und das hast du in schamlosester Weise ausgenützt. Du bist deinen Begierden nachgegangen. Ich verachte dich."
    Arbues war bleich. „Es war nicht so", flüsterte er. „Es ging

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