062 - Todeskuss vom Höllenfürst
schwimm mal ’ne Viertelstunde. Dann
steh ich zu deiner Verfügung. Nachher unterhalten wir uns bei einem Drink im
Sunbeam weiter.“
„Du bist im Sunbeam-Hotel untergebracht?“ X-RAY-3 sah
aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen.
„Natürlich. Es ist wunderschön dort.“
„Das kann ich mir gut vorstellen. Aber da habe ich ein
Problem, meine Liebe!“
„Mit dem mußt du selbst fertig werden. Ich hatte vorhin
Gelegenheit, dich eine Zeitlang zu beobachten. Die kleine Südamerikanerin
scheint ganz schön wild auf dich zu sein. Die Blonde, die gerade aus dem Wasser
zurückkommt, hat es wohl auch auf dich abgesehen. Möchte bloß wissen, was die
alle an dir finden.“
Larry Brent fletschte die Zähne. „Ich bin der gleiche
geblieben, wie immer. Ich habe bloß meine Zahnpasta gewechselt, deshalb fliegen
die Girls so auf mich.“
●
Hank Forster machte einen ernsten und abwesenden
Eindruck.
Der bärtige junge Amerikaner saß mit Jo-Anne Hathry in
der Bar des Mathew Hotel.
Hank Forster war später in Miami eingetroffen als
vorgesehen. Der dichte Verkehr hatte ihn aufgehalten.
Jo-Anne hatte in der Zwischenzeit alles erzählt, was ihr
bekanntgeworden war. Captain Moris Daniel von der Sonderkommission war nach der
Fahrt zu Frank Fennermann sofort in sein Office zurückgekehrt. Er wollte
Forster später sprechen. Aber bis jetzt hatte sich der Captain noch nicht
gemeldet.
„Ich verstehe das alles nicht“, sagte Hank Forster. Er
griff nach seinem Drink, nippte jedoch nur daran. Die Bar füllte sich, obwohl
der Abend noch nicht zu spät war. Nach der Hitze des Tages wollten die
Touristen ihre Kehlen anfeuchten und die Bar des Hotels hatte da einiges zu
bieten.
„Die Blumen, Jo-Anne“, fuhr Forster fort. Sein bleiches
Gesicht stand in hartem Kontrast zu dem rabenschwarzen Bart, der es rahmte. Und
die dunklen Augen darin glühten wie Kohlen. „Ich muß immer wieder an die Blumen
denken. Der Captain - dieser Daniel - muß ähnliche Gedanken gehabt haben, sonst
wäre er mit dir nicht noch mal den gleichen Weg gefahren. Wie hieß der Bursche,
der Doreen die Blumen schenkte?“
„Fennermann, Frank Fennermann.“
„Warum hast du keine mitgebracht?“ fragte Hank Forster
vorsichtig.
„Er schenkte den Strauß uns beiden, Hank. Aber Doreen
stellte ihn in ihr Zimmer. Das fand ich auch ganz in Ordnung. Schließlich
hielten wir uns die meiste Zeit doch in Doreens Zimmer auf, wenn wir im Hotel
waren. Da hatten wir beide etwas von den Blumen. Warum fragst du danach?“
„Ich muß dauernd daran denken, einfach so. Verrückt,
nicht wahr?
Aber ich komme von dem Gedanken nicht los, daß die Blumen
und das Verschwinden von Doreen irgendwie im Zusammenhang miteinander stehen.“
Jo-Anne seufzte. „So verrückte Ideen hatte ich auch
schon. Rein gefühlsmäßig. Aber das ist doch unlogisch. Wie können Blumen...“
Er ließ sie nicht ausreden. „Wieso können Blumen nicht?
Hast du nicht selbst gesagt, daß sie innerhalb von zwölf Stunden völlig
verblühen, obwohl sie doch frisch geschnitten waren!“
„Ja. das stimmt.“
„Blumen - ein Symbol des Werdens und Vergehens. In dieser
Gegend sind schon oft merkwürdige Dinge passiert. Menschen verschwanden und
niemand weiß, was mit ihnen geschah. Ein einfacher, einleuchtender Gedanke wäre
doch der: die Blumen sind mit einem Gift präpariert, das mit der nächtlichen
Duftverstärkung frei wird.“
Jo-Anne Hathrys Augen wurden zu schmalen Schlitzen. „Du
machst mir Angst. Hank.“
„Ich denke nach, ich suche nach einer Erklärung, das ist
alles. Kein Mensch käme auf die Idee, in einem Blumenstrauß etwas Gefährliches
zu sehen. Er wäre sozusagen eine raffinierte Tarnung. Nehmen wir mal an, daß es
so ist und spinnen wir den Faden weiter: Was für einen Grund könnte derjenige
der euch die Blumen geschenkt hat, gehabt haben, Doreen zu töten? Nennen wir es
doch mal so. Doreen ist tot, ich fühle es! Sie wird nicht wiederkommen. Ich muß
damit fertig werden. Alles, was ich sage, mag verworren und unlogisch klingen.
Verworren und unlogisch ist auch die Tatsache, daß Doreen nicht mehr da ist,
obwohl sie doch eigentlich da sein müßte, nicht wahr?“
Er sah sie an. Es war etwas in seinem Blick, das Jo-Anne
erschrecken ließ.
Von Doreen wußte sie, daß Hank eine Zeitlang
drogenabhängig gewesen war. Doreen selbst hatte ihrem Verlobten in der
schwersten Zeit zur Seite gestanden. Auf ihr Betreiben hin hatte Hank sich
einer Entziehungskur unterzogen.
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