062 - Todeskuss vom Höllenfürst
geheißen. Ich wollte nicht.
Aber alle machten mir weiß, daß das völlig harmlos sei. Ich wollte nicht
außerhalb stehen und mich nicht blamieren. So fing es an. Es wurden zwei, drei,
vier am Tag. Dabei blieb es nicht. Alle reden davon, daß Hasch nur stimuliere,
daß es in Wirklichkeit nicht abhängig mache. Es ist nicht wahr! Greif nie zu
solchem Zeug, Baby. Nimm mich als warnendes Beispiel! Ich bin am Ende, auch
wenn ich mir das nicht eingestehen will. Ich bin umgestiegen auf härtere
Drogen. Der Dealer lacht sich ins Fäustchen. Ich bin ein verdammt guter Kunde
geworden.
Aber ich habe mich kaputt gemacht.
Doch reden wir nicht mehr davon. Jetzt fühle ich mich
wohl. Die ganze Welt ist heiter und fröhlich. Alles ist so leicht. Ich hab’ das
Gefühl, ich könne fliegen. Das Leben ist schön, Jo-Anne. Man muß es von seiner
besten Seite nehmen.“
Sie gingen zurück in den Raum, saßen sich gegenüber und
blickten sich an. Ein richtiges Gespräch kam jetzt nicht mehr auf. Hank Forster
war mit seinen Gedanken wo anders. Die Welt um ihn herum nahm andere Farben an,
jedes noch so kleine Geräusch drang vielfach verstärkt an sein Ohr, weckte neue
Stimmungen und Gefühle.
Hank Forster träumte, Jo-Anne Hathry schwieg, hielt die
Blumen im Auge und wurde langsam schläfrig.
●
Morna Ulbrandson warf einen Blick auf ihre Armbanduhr.
„Gleich Viertel vor elf“, sagte die charmante Schwedin,
die ein knöchellanges Cocktailkleid trug. Was das Textil unterhalb des Knies
verdeckte, gab es oben großzügig frei. Morna hatte einen Ausschnitt, der nicht
gewagter sein konnte.
„Langsam wird es Zeit“, fuhr X-GIRL-C fort. Sie aß mit
Larry an der Bar. Auch X-RAY-3 hatte sich den Bedürfnissen des Abends äußerlich
angepaßt. Zu einer nachtblauen Hose trug er ein weißes, einreihiges
Dinner-Jackett mit besonders tief gezogenen Revers. Darunter ein glattes
Partyhemd und schwarze Fliege. Eine vornehm elegante Erscheinung in exklusiver
Umgebung!
Die Agentin hatte den langen Abend, den sie schon
zusammen waren, genutzt, um Larry in alle notwendigen Einzelheiten einzuweihen,
die bis jetzt erkennbar und der PSA bekannt waren.
Fest stand, daß die hiesige Polizei mit einem Problem
nicht fertig wurde: Menschen verschwanden auf rätselhafte Weise, und selbst die
Sonderkommission, die ein gewisser Captain Moris Daniel gebildet hatte, war in
den letzten drei Monaten nicht weitergekommen.
Es schien, als türme sich eine unsichtbare Wand vor den
recherchierenden Beamten auf. Für die PSA bestand der ernsthafte Verdacht, daß
gewisse Personen, die in Millionärskreisen zu suchen waren, hier ihre Hand im
Spiel hatten, daß eventuell sogar Mitglieder der Mannschaft Daniels korrupt
waren und nur angeblich nicht weiterkamen, in Wirklichkeit jedoch eine ganze
Menge wußten.
Über einen Vertrauensmann der PSA war die Zentrale in New
York nun durch Zufall an einen Mann geraten, der etwas mehr zu wissen schien.
Butler Charly war in Millionärskreisen bekannt. Der Mann stammte aus England.
Mit seiner Herrschaft hatte er sich vor geraumer Zeit überworfen. Morna sollte
im Gespräch mit Charly ausloten, was er wirklich wußte. Larry Brent hatte die
Aufgabe, sich zunächst im Hintergrund zu halten, Morna aber nicht aus den Augen
zu verlieren.
Laut Mornas Mitteilungen, erwartete X-RAY-1 in New York
unter Umständen eine Entwicklung, die es notwendig machte, daß die Schwedin
männlichen Schutz in ihrer Nähe wußte.
Die Bar war gut besucht. Hin und wieder warf Larry einen
Blick hinüber zu einem dunklen Seitentisch, an dem die rassige Ramona saß.
Obwohl sie in männlicher Begleitung nach Brents Absage
gekommen war, schien sie überzeugt davon zu sein, daß das Rendezvous mit dem
PSA-Agenten doch noch zustande kam.
X-RAY-3 und die Schwedin entfernten sich von ihrem Platz
und gingen hinaus auf die kerzenbeleuchtete Terrasse.
Von hier aus führten schmale Spazierwege durch einen
Palmhain, den die Hotelbesitzer sauber gepflegt hielten.
Morna verhielt im Schritt. „Nachdem du ein Rendezvous mit
deiner Angebeteten absagen mußtest, wirst du hoffentlich nicht aus den Gedanken
kommen, mich als Ersatz einzuspannen.“
„Wenn ich die Arbeit mit dem Vergnügen verbinden kann,
tue Ich das immer gern. Aber du bist heute nicht besonders gut auf mich zu
sprechen. Offenbar denkst du nur an Charly.“
„Der Flirt mit ihm, falls es sich zu einem solchen
auswachsen sollte, ist rein dienstlich und ausdrücklich in den Statuten der
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