062 - Todeskuss vom Höllenfürst
oben
tragen.
Die Blondine wohnte eine Etage unter Forster. Aber sie
fuhr ein Stockwerk höher. Sie hatten abgesprochen, die Nacht gemeinsam in
Forsters Zimmer zu verbringen und die rätselhaften Blumen zu beobachten.
Vom Zimmerservice ließ Hank Forster sich eine Vase bringen,
und aus der Bar servierte eine grazile, knabenhafte Bedienung eine Flasche
Whisky und zwei Gläser.
Hank und Jo-Anne machten es sich gemütlich. Bei
Kerzenschein, leiser Musik, Zigaretten und einem Drink sprach man über Dinge,
die sie so seltsam berührten.
Mitten auf dem Tisch neben der Tür stand in einer
robusten Vase der üppige Blumenstrauß.
Anfangs blickten sie noch öfter hin, dann vergaßen sie es
und verloren sich ganz in ihrem Gespräch. Eine gemütliche Atmosphäre kam auf.
Dazu trugen die Ruhe und der Alkohol bei.
Hank Förster entpuppte sich im Zusammensein mit Jo-Anne
Hathry als ein Kettenraucher. Als er sich die achte oder zehnte Zigarette
anzündete, zitterten seine Hände plötzlich. Er war mit einemmal nicht mehr in
der Lage, das Streichholz zu halten.
Jo-Anne bemerkte die Veränderung sofort.
„Ist dir schlecht? Um Himmels willen, wie siehst denn du
aus?“ Jo-Anne Hathrys Stimme war nur ein Flüstern. Das Mädchen erschrak, als
sie Hank so erlebte. Ihr Blick ging hinüber zu den prachtvollen, duftenden
Blüten. „Die Blumen, Hank“, sagte sie entsetzt. „Wir müssen
’raus hier! Es ist also doch...“
Wieder mal ließ er sie nicht zu Wart kommen. „Quatsch! Es
sind nicht die Blumen. Mach dir keine Sorgen, Jo-Anne! Ich brauch ein Glas
frisches Wasser, das ist alles.“
Sie wollte ihn stützen, aber er schob sie zurück. Sein
Gesichrbsausdruck erschreckte sie. Er wirkte alt und hinfällig.
„Der Anfang eines Anfalls, Jo-Anne“, sagte er rauh. „Aber
das - ist gleich wieder vorüber.“
Er taumelte wie ein Betrunkener zum Eingang des
Badezimmers und stolperte nach innen. Das Licht ging an.
„Soll ich dir helfen?“ fragte das Mädchen besorgt, das
wie hypnotisiert auf den Blütenstrauß starrte, der ihren Blick magisch
anzuziehen schien.
„Nein, nicht nötig!“
Jo-Anne hörte, wie der Wasserhahn geöffnet wurde. Dann
raschelte etwas. Es hörte sich an, als würde Hank Forster den Reißverschluß
eines Beutels aufreißen. Er hatte es ziemlich eilig damit.
Sekundenlange Stille. Dann ein klirrendes Geräusch.
Krachend zersprang ein Glasbehälter auf dem Boden.
Wie von einer Tarantel gestochen, sprang die
Neunzehnjährige auf und eilte ins Badezimmer.
„Hank!“ rief sie. Wie angewurzelt jedoch blieb Jo-Anne
auf der Schwelle stehen.
Hank Forster stand gegen die Wand neben dem Spiegel
gelehnt. Er hatte den Hemdsärmel hochgerollt und stach sich in diesem
Augenblick eine Injektionsnadel in die Vene. Mit zitternder Hand drückte er den
Kolben herunter.
Jo-Anne atmete schwer. Sie schloß die Augen. Ein Wirbel
von Punkten und Flecken tobte vor ihren geschlossenen Augenlidern.
„Tut mir leid“, sagte Forster mit schwacher Stimme. „Das
hättest du dir ersparen können... dieser Anblick war nicht nötig. Ich hab's
nicht geschafft, obwohl ich es versucht habe. Es kommt einfach wie ein Rausch. Man
meint zu ersticken - zu sterben. Und dann braucht man den Stoff. Ich fixe, wie
du siehst. Ich habe den ganzen Tag über schon gefühlt, daß ich was brauche.
Dann überfällt es einen blitzartig. Aber jetzt ist es wieder gut, alles okay,
Baby. Du brauchst keine Angst vor mir zu haben.“
Er sprach ruhig und frisch. Die Verkrampfung fiel von ihm
ab, und alles an ihm entspannte.
Seine Hand zitterte nicht mehr, als er jetzt die Spritze
auf die Ablage unterhalb des Spiegels zurücklegte.
Hank Forster lächelte. Er löste sich von der Wand. Sein
Schritt hatte etwas Beschwingtes, Jungenhaftes an sich.
„Wußte Doreen Bescheid?“ fragte Jo-Anne heiser.
„Ja. Sie hat trotzdem zu mir gehalten. Sie war überzeugt
davon, daß ich es doch noch schaffe. Sie war der beste Kamerad, den ich jemals
hatte. Ich hatte selbst den Willen, aufzuhören. Ein paar Tage, zwei, drei
Wochen lang geht es gut. Dann kommt das Verlangen wie ein Blitz aus heiterem
Himmel und du glaubst, vor die Hunde gehen zu müssen, wenn du jetzt keinen
Stoff nimmst. Ich hasse diese Abhängigkeit, und doch ist dieser Haß nicht groß
genug. Ich fühle mich leer und ausgehöhlt, wenn ich ihn nicht habe. Aber ich
möchte ein ganz anderes Leben führen. Angefangen hat es mit einem Joint, im
Kreis von ein paar Freunden. Zieh doch mal, hat es
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