062 - Todeskuss vom Höllenfürst
PSA
erwähnt und erlaubt. Ich denke mir jedoch, daß...“ Was sie sich so dachte,
konnte sie nicht mehr aussprechen. An der Tür zur Terrasse tauchte ein
Hotelangestellter auf, der ein Schild mit der Aufschrift Telefon für Mrs.
Ulbrandson trug.
„Irgendwie wollte er sich melden“, murmelte Morna. „Also
per Telefon. Dann wollen wir mal sehen. Ich bin ab jetzt im Dienst, mein
Lieber! Falls du auf dumme Gedanken kommen solltest, möchte ich dich bitten,
mich im Eifer des Gefechts nicht ganz zu vergessen. X-RAY-1 baut auf deine
Anwesenheit. Möglich, daß Charly noch ein Date mit mir ausmacht. Ich weiß
nicht, was er vorhat. Aber das werden wir ja sehen.“
Sie ging zum Eingang, während Larry Brent auf der
Terrasse stehen blieb. Er atmete tief die milde, würzige Luft ein. die eine
leichte Brise vom Meer über die Palmkronen wehte.
X-RAY-3 kam bei seinem Spaziergang an einer Gruppe von
festlich gekleideten Männern vorbei, die sich angeregt unterhielten.
Aus der Dunkelheit näherten sich schattengleiche Gestalten.
Es waren zwei Männer. Einer davon war der Millionär Andrew P. Weverton, der
andere ein Fabrikant, den Larry sofort wiedererkannte.
Bryan O’Connor, Besitzer einer der größten Bonbon- und
Schokoladenfabriken der Staaten. O’Connors Bonbons in aller Munde lautete der
Werbeslogan, mit dem der Fabrikant seine Süßigkeiten an den Mann bzw. an das
Kind brachte.
O’Connor zuckte zusammen, als er Brent sah.
„Mister Brent?“ fragte er zweifelnd. Larry lachte. Die
beiden Männer begrüßten sich. O’Connors ernste, etwas angespannte Miene
veränderte sich.
„Ein alter Bekannter von mir, Andrew“, stellte der
Schokoladenboß den Agenten vor. „Nett, Sie unerwartet hier zu sehen. Es ist
doch bestimmt schon fünf oder sechs Jahre her, seit wir uns gesehen haben?“
Larry erinnerte sich an die Begegnung im Hause des
Fabrikanten. Zur Eröffnung seines 5. Zweigwerks hatte er nicht nur Finanzbosse,
Künstler und Männer aus Politik und Wirtschaft eingeladen, sondern ein ganzes
Ensemble engagiert, das ein extra für den besonderen Tag geschriebenes
Bühnenstück aufführte, in dem die Geschichte des Hauses O’Connor in allen
Details dargestellt wurde.
Larrys Schwester, Myriam, hatte den Hauptpart der damals
noch jungen Großmutter O’Connors gespielt. Durch sie war X-RAY-3 in den Genuß
eines Banketts gekommen, das ebenso Geschichte geworden war wie alles, was mit
dem Haus O’Connor zusammenhing. Beim abendlichen Empfang war Larry dem Ehepaar
O’Connor vorgestellt worden. Bryan O’Connor hatte eine entzückende Frau.
Als jetzt die Rede auf Mrs. O’Connor kam, verfinsterte
sich die Miene des Fabrikanten.
Er senkte den Blick. „Leider bin ich allein hier. Aimee
hat mich verlassen.“
Er sprach es so aus, daß Larry annehmen mußte, Mrs.
O’Connor sei in der Zwischenzeit verstorben.
„Das tut mir leid“, entgegnete C-RAY-3 leise. „Ein
schwerer Schlag für Sie. War es ein Unfall oder eine Krankheit?“
„Sie mißverstehen mich, Mister Brent. Meine Frau hat mich
verlassen, im wahrsten Sinn des Wortes. Als das Zimmermädchen morgens in ihr
Schlafzimmer kam, war sie weg.“ Wie ein hilfloser Pennäler, der eine Arbeit
völlig versiebt hatte, stand der reiche O’Connor vor Brent.
„Ich habe Privatdetektive beauftragt, nachdem die
üblichen Nachforschungen der Polizei im Sand verliefen“, fuhr O’Connor fort.
Der breitschultrige Weverton an seiner Seite quälte einen
Zigarillo und blickte aus wäßrigen Basedowaugen gelangweilt auf seine
Fußspitzen, als könne er die Geschichte von Mister O’Connors entlaufener Frau
schon nicht mehr hören. „Alles umsonst. Man hat keine Spur von meiner Frau
gefunden.“
„Wie lange ist das jetzt her?“ fragte Larry.
„Sechs Wochen. Sie verschwand aus unserem Landhaus ein
paar Meilen von hier. Sie hat nicht mal einen Abschiedsbrief hinterlassen.“
„Ihre Ehe soll sehr glücklich gewesen sein.“
O’Connor blieb ein paar Sekunden lang die Erwiderung auf
Brents Feststellung schuldig. „Die war nicht schlechter als alle anderen auch.
Ich sehe keinen Grund, weshalb Aimee mich auf diese Weise
verlassen hat.“
Aus den Augenwinkeln nahm Larry eine Bewegung an der
erleuchteten Tür zur Terrasse wahr. Er wandte sich um und sah Morna, die ihm
durch eine kaum merkliche Geste zu verstehen gab, daß sie ihn zu sprechen
wünschte.
„Entschuldigen Sie mich bitte für einen Augenblick“,
wandte sich Brent an seine beiden Gesprächspartner. Er
Weitere Kostenlose Bücher