062 - Ytanga, die Seelenechse
bin ich bereit, sie ihm zu verschaffen. Er kann haben, soviel er will. Ich stelle ein paar zuverlässige Männer ab, die den Dämon laufend mit Menschen versorgen.«
»Wir beschaffen selbst, was Ytanga braucht. Wir brauchen deine Hilfe nicht!« erwiderte Tomo rauh.
»Ytanga brauchte nur auf zwei Seelen zu verzichten und würde dafür zehnmal, zwanzigmal, hundertmal soviel bekommen. Das wäre doch kein schlechter Handel für ihn.«
»Wieso zwei Seelen?« fragte Tomo.
»Barbara Reddy, meine Freundin, befindet sich auch in eurer Gewalt.«
Tomo nickte. »Sie wird gleich nach dir sterben!«
»Aber…«
Der Dämonenknecht breitete die Arme aus und rief mit lauter Stimme den Namen seines Herrn.
Bewegung in der Tiefe!
Die anderen roten Teufel fielen in das Rufen des Dämonenknechts ein, und sie holten Ytanga damit aus dem Höllenschlund.
Vor Gus O'Shea tauchte ein riesiger goldener Echsenkopf auf, hinter dem Tomo verschwand. Tückische schwarze Augen starrten das Opfer an.
O'Shea war klar, daß seine letzte Stunde geschlagen hatte. Nun war er endgültig verloren. Der Blick der Dämonenechse durchbohrte ihn. Er stöhnte mit schmerzverzerrtem Gesicht auf.
Der Blick der goldenen Echse hob ihn hoch, stellte ihn auf die Beine. Die Magie des gefährlichen Dämons hielt ihn fest. Er fiel nicht um.
Jetzt öffnete Ytanga sein riesiges Maul. O'Shea vernahm ein gieriges Fauchen und merkte, wie er den Boden unter den Füßen verlor.
Ytangas magischer Blick hob ihn in die Luft. Er schwebte plötzlich über dem dampfenden Abgrund und nahm an, daß ihn der Dämon in die Tiefe fallen lassen würde, doch der Blick hielt Gus O'Shea fest.
Er näherte sich dem offenen Echsenmaul, hatte bereits mit seinem Leben abgeschlossen… und überschritt in diesem Augenblick eine geistige Grenze.
Verblüfft stellte er fest, daß er die Angst hinter sich gelassen hatte. Völlig emotionslos registrierte er, was mit ihm passierte.
Die magische Kraft, die sich seiner bemächtigt hatte, legte ihn im Maul der goldenen Echse ab und ließ ihn los. Er spürte, wie er erschlaffte, und dann sah er, wie sich das Maul langsam schloß.
Sein Todesschrei - sehr kurz und schrill - flog aus dem Dämonenmaul, und dann öffnete sich, veranlaßt durch eine starke Magie, der Körper des Gangsterbosses und gab dessen Seele frei, die Ytanga gierig verschlang.
***
Wir zerlegten das Bambusgitter vollends, um wenigstens Knüppel als Waffen zu besitzen. Damit konnte man die roten Teufel zwar nicht vernichten, sie sich aber wenigstens vom Leib halten, und das war ja auch schon ein Erfolg.
Unweit von unserem Gefängnis entdeckten wir ein weiteres Erdloch, in dem sich ebenfalls Gefangene befanden.
Mir fiel eine Vertiefung neben dem Eingang auf, und als ich da hineinfaßte, krabbelte ekeliges Getier über meine Finger.
Aber ich zog die Hand nicht zurück, denn ich ertastete einen Hebel, und als ich den nach vorn drückte, hob sich das Gitter.
Mel Wyman hielt sich ständig in meiner Nähe auf. Er hatte den Auftrag, die Augen offenzuhalten und mich sofort zu alarmieren, falls rote Teufel auftauchten.
Ich wußte, daß ich mich auf den Coach verlassen konnte.
Wir zogen von Kerker zu Kerker und befreiten die darin befindlichen Gefangenen. Ich musterte nach Alter, Statur und Mut jene Männer aus, die uns bei einem Kampf nützlich sein konnten.
In großer Eile trennte ich die Spreu vom Weizen und stellte eine kleine Streitmacht zusammen. Die Frauen berücksichtigte ich dabei nicht.
Jene Männer, die ich ausgewählt hatte, erhielten einen Bambusknüppel. Wir wurden immer mehr, und es wurde immer schwieriger, vor den roten Teufeln geheimzuhalten, daß wir nicht mehr in unseren Erdlöchern hockten.
Jedesmal wenn ich einen Kerker öffnete, hoffte ich, Vicky Bonney zu sehen - oder Mr. Silver, doch bisher erfüllte sich diese Hoffnung nicht.
Wie großartig wäre es gewesen, wenn ich meinen Colt Diamondback bei mir gehabt hätte. Ich hätte die Waffe, die mit geweihten Silberkugeln geladen war, Mel Wyman überlassen, doch das Schießeisen befand sich in meiner Reisetasche, und diese befand sich im Frachtraum der Maschine.
Der Teufel mochte wissen, wo das Flugzeug war.
Das wasserstoffblonde Mädchen, das der Stewardeß als Geisel gedient hatte, sank mir schluchzend in die Arme, als ich das nächste Gitter öffnete.
Sie weinte um ihren Freund Gus O'Shea, den die roten Teufel schwer verletzt und fortgeschleppt hatten, wie sie mir berichtete.
Für mich stand fest, daß
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