062 - Ytanga, die Seelenechse
offen gegen mich stellen würde. Er wäre in diesem Fall nur noch mein Feind, und mit Feinden verfahre ich stets auf die gleiche Weise. Mit Nick ist nicht zu spaßen. Er kann verdammt gefährlich sein; sowie du ihm den Rücken kehrst, schlägt er zu. Deshalb mußte ich ihn unschädlich machen, wenn er nicht bereit wäre, sich mir unterzuordnen.«
»Warum versuchst du nicht, mit ihm eine Partnerschaft einzugehen?«
»Das würde mit Nick nicht lange gutgehen. Er ist zu ehrgeizig. Nein, Nick muß eine harte Hand spüren, und man darf ihn keinen Augenblick aufkommen lassen, sonst passiert sofort ein Unglück… Ich werde diese Angelegenheit regeln - so oder so, Baby. Ich werde meinen alten Platz wieder einnehmen, und dann hätte ich Zeit, mit dir aufs Standesamt zu gehen. Was hältst du davon?«
Barbara Reddy schaute den Gangsterboß entgeistert an. »Du willst mich…«
»Heiraten, ja. Was sagst du dazu?«
»Gus… oh… ich bin völlig durcheinander.« Sie lachte und hatte Tränen in den Augen. »Du willst mich wirklich heiraten? Ist das kein Scherz? Aber wieso denn? Du kannst doch auch so kriegen, was du möchtest… Ich meine, was bin ich denn schon? Ich habe lange in der Gosse gelebt und dachte, nie von dort wegzukommen. Bestimmt hätte ich es ohne deine Hilfe nie geschafft. Ein Mädchen wie mich heiratet man nicht. Mit dem vergnügt man sich so lange, bis man genug hat, und dann sagt man ›Good-bye‹.«
O'Shea grinste. »Ich habe noch niemanden so perfekt negative Reklame für sich machen hören, Baby.«
»Ich weiß, ich bin verrückt, dir davon abzureden, aber ich möchte nicht, daß dir dieser Schritt schon bald leid tut.«
»Wenn das zu befürchten wäre, hätte ich kein Wort von Heirat gesagt. Also - was ist nun? Willst du meine Frau werden? Ja oder nein.«
»Ja. Klar. O Mann, du weißt nicht, wie glücklich du mich machst, Gus. Ich… ich werde dich bestimmt nicht enttäuschen. Ich werde dir eine gute Ehefrau sein.«
»Davon bin ich überzeugt.«
»Ich werde zu dir halten. In guten wie in schlechten Zeiten, bis daß der Tod uns scheidet.«
Gus O'Shea lachte. »Abwarten, Baby. Du stehst noch nicht vor dem Standesbeamten.«
»Oh, es wird schön werden, Gus. Ich weiß es.«
Die Stewardeß kam auch zu ihnen, um sich zu vergewissern, daß sie sich angegurtet hatten.
Gus O'Shea grinste sie an. »Bei uns ist alles in Butter, Miß. Wir fliegen nicht zum erstenmal.«
Einige Reihen vor ihnen erhob sich plötzlich ein Hüne, dessen Haar einen silbernen Glanz hatte. Die Stewardeß fühlte sich sofort von ihm bedroht und handelte…
***
Mr. Silver löste den Gurt und stand auf, um sich um die Stewardeß zu kümmern. Seine Unruhe hatte auf Vicky Bonney und mich schließlich doch übergegriffen. Wenn durch die Adern der schönen Stewardeß schwarzes Dämonenblut floß, saßen wir in einer fliegenden Bombe.
Niemand konnte vorhersehen, was diesem Mädchen in den Sinn kam, deshalb war es wichtig, daß Mr. Silver sie rechtzeitig entschärfte.
Ich schaute zwischen den Sitzen hindurch und sah, was passierte. Die Stewardeß reagierte auf Mr. Silver verblüffend heftig. Kaum stand er, da lief ihr Gesicht blutrot an, und es verformte sich.
Im Handumdrehen war nichts Schönes mehr an ihrem Antlitz. Das Gesicht wurde zu einer dunkelroten Teufelsfratze, die Hände zu Teufelsklauen, und ehe es der Ex-Dämon verhindern konnte, schnappte sich die Furie eine Geisel.
Ein wasserstoffblondes Mädchen war es, das neben einem bulligen Typ mit eingeschlagenem Nasenbein saß.
Der Mann sah aus wie ein Gangster. Daß ich damit den Nagel genau auf den Kopf traf, konnte ich nicht wissen.
»Gus!« kreischte das wasserstoffblonde Mädchen.
In Gedankenschnelle hatte die Stewardeß den Gurt gelöst und das verstörte Mädchen hochgerissen. Der Schrei der Blonden alarmierte sämtliche Passagiere, und die meisten Leute waren verständlicherweise wie vom Donner gerührt.
Kein normal denkender Mensch kann sich damit abfinden, wenn er mit solch einem Horror konfrontiert wird.
Selbst mir, der ich mit Überraschungen dieser Art häufig zu tun habe, wurde für einen Moment schwindelig.
Die Stewardeß - ein Höllenwesen! Das konnte für uns alle entsetzliche Folgen haben.
***
Arnold Waite wollte in großer Hast den Tower verlassen, um sich David Scott und diesen mysteriösen Wolkenziegel anzusehen, doch Martin Hayes' Ruf stoppte ihn.
»Arnold! Randolph Brian scheint die Orientierung verloren zu haben! Der weiß auf einmal nicht
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