0620 - Teris Jagd
an. Teri hielt diese Ansammlung von Vögeln für unnatürlich. Sie hatte noch nie erlebt, daß Adler in Schwärmen auftraten. Dafür benötigten sie doch viel zu ausgedehnte Reviere.
Mißtrauisch sah die Druidin sich um. Sie suchte nach dem vogelköpfigen Dämon, aber sie konnte nicht einmal seinen Schatten sehen. Wo verbarg er sich?
»Die Landschaft verändert sich«, stellte Eva fest In der Tat begannen Pflanzen zu wachsen. Die rötliche Wüste wurde grün. Die Veränderung spielte sich in enormer Geschwindigkeit ab. Allerdings geschah dies nicht überall, sondern seltsamerweise nur dort, wo die Vögel am Himmel ihre Kreise zogen. Die Schatten, die sie auf die Landschaft warfen, grenzten die Grünzone ein.
Dahinter blieb alles trostlos und sandig.
Teri fragte sich, ob Julian für diese Veränderung verantwortlich war. Wenn es sich um eine Traumwelt handelte, die er geschaffen hatte, blieb kaum eine andere Möglichkeit. Aber warum dann so umständlich? Eine Grünzone hätte er doch von Anfang an vorgeben können.
Oder dauerte auch die Schöpfungsphase einer Traumwelt länger? Ging hier nicht alles gleichzeitig? Einem Mythos der Menschen zufolge hatte es sechs Tage gebraucht, bis der Planet Erde mit allen Pflanzen und Tieren komplettiert war…
Warum sollte es bei Julian schneller gehen?
»Was machen wir jetzt?« unterbrach Eva ihre Überlegung. »Wir können zwar bis ans Ende der Ewigkeit hier stehen bleiben und mit dem Wolf spielen oder den Vögeln zuschauen, aber ich denke, dafür sind wir nicht hier.«
»Ich dachte, du hättest ein paar Vorschläge«, sagte Teri etwas überrascht. »Schließlich warst du es doch, die uns hierhergebracht hat.«
Ihr wollt dem Vogelköpfigen an den Kragen, telepathierte Fenrir. Wie wäre es, wenn ihr euch mal fragt, was seine gefiederten Ableger da oben am Himmel wollen? Deren Lebenszweck ist es sicher nicht, nur Kreise zu ziehen.
»Du meinst, sie sollen uns den Weg zu dem Dämon zeigen?«
Ich weiß es nicht, erwiderte Fenrir. Ich bin nur ein dummer alter Wolf mit manchmal komischen Ideen. Aber Julian will den Dämon rupfen, ihr wollt es, dies ist eine von Julians Traumwelten, so wird Julian euch helfen. Vermutlich hat er allerlei Kleinigkeiten in dieser Welt so eingerichtet, daß sie für euch nützlich sind
»Sagte ich nicht eben, daß das Raubtier geradezu gute Ideen hat?« wiederholte Eva. »Allerdings hätte ich inzwischen schon gern mal gewußt, wer oder was dieser Julian ist. Oder ist es eine eurer sportlichen Übungen, nur von ihm zu erzählen, aber nicht über ihn?«
»Das meiste wirst du dir mittlerweile wohl schon denken können«, sagte Teri. »Aber du hast recht. Hör zu…«
So knapp wie möglich versuchte sie, das Wichtigste über den Träumer zu erzählen. Eva schüttelte immer wieder staunend den Kopf. »Es fällt mir schwer, das zu glauben«, gestand sie. »Ein Knabe, der innerhalb eines einzigen Jahres zum Erwachsenen wird und danach erst als Erwachsener seine Kindheit nachholt… Das ist doch völlig verrückt!«
»Nicht verrückter als deine Fähigkeit, und nicht verrückter als dieser Traum, in dem wir uns jetzt befinden! Ich frage mich, wie du es geschafft hast, uns hier hineinzubugsieren. In Julians Traumwelten kommt man nämlich nicht so einfach. Er muß schon selbst etwas dazu tun.«
Er befindet sich wohl eben gut versteckt im Château Montagne, behauptete der Wolf. Das ist das ganze Geheimnis. Vielleicht ist er aber auch jetzt schon irgendwo hier in der Nähe und schaut uns amüsiert dabei zu, wie wir uns die Köpfe heiß reden, ohne dabei vorwärts zu kommen!
»Okay«, sagte Teri entschieden. »Probieren wir es einfach aus. Folgen wir den Vögeln. Mal sehen, wohin die uns führen.«
In der Tat deuteten die Flugbewegungen der Adler darauf hin, daß sie den Menschen einen Weg zeigen wollten. Fenrir hatte recht, fand die Druidin nach einigem Überlegen. War es das Ungewöhnliche, das ihn auf diesen Gedanken gebracht hatte? Dieser ungewöhnliche Schwarm von Adlern?
Wie auch immer - es gab nicht viel anderes, was sie tun konnten, als diesem Hinweis zu folgen.
Teri setzte sich in Bewegung. Eva und der Wolf folgten ihr.
***
Wenigstens hatte Fooly die Tür zum Kaminzimmer heil gelassen…
»Er macht Fortschritte«, raunte Nicole. »Nach zweieinhalb Jahren beginnt er zu begreifen, daß man Türen nicht einfach einrennt - Ausnahmen wie eben bestätigen die Regel.«
»Ich habe das gehört!« fauchte der Drache. »Und ich behalte mir vor, mich
Weitere Kostenlose Bücher