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0621 - Die Vergessene von Avalon

0621 - Die Vergessene von Avalon

Titel: 0621 - Die Vergessene von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verraten? Wenn ja, an wen? Für ihn hatte es sich angehört, als hätte sie mit einem Fremden gesprochen, ihn jedoch in ihr Haus eingeladen.
    Sehr nachdenklich sah sie aus, aber auch erleichtert. Das blinde Mädchen drehte sich um und »schaute« in Fullers Richtung. Er rührte sich nicht, trotzdem hatte sie ihn wahrgenommen.
    »Ah, du bist gekommen, Brian.«
    »Kannst du doch sehen?« platzte es aus ihm heraus.
    »Nein, nur spüren. Ich kann dich spüren. Ich merke es, wenn jemand eine Ausstrahlung besitzt.«
    »So ist das.«
    »Ja, man lernt es im Laufe der Zeit, wenn man sich in einer Lage befindet wie ich.«
    »Gut, meine Liebe.« Er ging auf sie zu. Ein entschlossener Gesichtsausdruck lag auf seinem Gesicht. Dicht vor ihr blieb er stehen und hob die rechte Hand.
    Das Messer machte die Bewegung mit – und berührte Melus Hals.
    Sie zuckte zusammen, weil es so kalt war.
    »Okay, Süße, bleib ganz ruhig. Rühr dich nicht, zucke mit keiner Wimper. Was du an deinem hübschen Hals spürst, ist kalt. So kalt, wie es nur eine Messerklinge sein kann. Ich brauche sie nur um eine Idee zu drehen, dann kann ich dir die Kehle durchschneiden – verstanden?«
    »Ja«, hauchte sie, bevor sich ein Schweißfilm auf ihrer Stirn bildete…
    ***
    Der Ausbrecher ließ bewußt einige Sekunden verstreichen, bevor er sich wieder meldete. »Du hast mein Vertrauen ganz mißbraucht, Kleine. Während ich mich duschte, hast du telefoniert. Mit wem? An wen hast du mich verraten?«
    »Verraten?«
    »Ja.«
    »Aber ich habe dich nicht verraten. Wie sollte ich dich verraten können? Und weshalb?«
    »Hast du mit den Bullen gesprochen?«
    »Nein.«
    »Mit wem dann?«
    »Er heißt John Sinclair.«
    »Okay. Und weiter?«
    »Nichts weiter. Er wird zu uns kommen. Ich freue mich darüber, ich habe ihn lange gesucht.«
    »Ach nein. Du hast ihn gesucht? Weshalb denn? Wer ist dieser John Sinclair? Rede, verdammt! Ich will mehr über ihn wissen. Mach den Mund auf, Süße!«
    »Ich kenne ihn nicht. Ich habe ihn lange gesucht. Ich will ihn erst kennenlernen. Jetzt hat er sich gemeldet. Es ist alles wunderbar. Ich… ich freue mich auf ihn.«
    »Okay, Süße, mal anders gefragt. Weshalb bist du so hinter dem Kerl her?«
    »Er… er kann mir mein Augenlicht zurückgeben.«
    Erst wollte Fuller lachen, dann sah er ein, daß jeder versuchte, seinem Schicksal zu entrinnen. »Das ist also ein Arzt, dieser Sinclair. So eine Art Wunderdoktor – oder?«
    »Auch nicht.«
    Das Messer bewegte sich nicht von der Stelle. »Verdammt«, flüsterte Fuller dicht neben ihrem Ohr. »Sag mir endlich, wer oder was dieser Kerl nun ist.«
    »Ich weiß es nicht. Er ist ein Mann, der mir helfen soll. Durch ihn werde ich den Weg in meine Heimat finden können. Durch ihn erlange ich mein Augenlicht wieder.«
    »In deine Heimat?« Fuller wiederholte die Frage kichernd. »Das darf doch nicht wahr sein. Wo liegt deine Heimat? Im Norden, im Westen, in London oder an der Küste.«
    »Nein, auf Avalon!«
    Brian Fuller fühlte sich – gelinde ausgedrückt – überfordert. Er mußte sich einfach räuspern, bevor er scharf durch die Nase Luft holte. Das tat er beim Nachdenken. »Avalon«, wiederholte er. »Ich habe noch nie etwas von dieser Stadt gehört. Liegt sie bei uns in England?«
    »Sie ist eine Insel.«
    »Ach so.«
    »Ja, die Insel der Äpfel, wie die freie keltische Übersetzung heißt. Die Insel im Nebel. Der Ort der Sehnsucht, die Insel, die den Tod überwinden kann und die auch der sagenhafte König…«
    Er ließ sie nicht ausreden. »Mädchen, erzähl doch keinen Unsinn. Das ist einfach nicht wahr. Du steigerst dich da in Dinge hinein, die es überhaupt nicht gibt.« Bei seinen Worten hatte er sich entspannt und nahm auch das Messer vom Hals der Blinden, die sichtbar aufatmete, als sie den Druck nicht mehr spürte.
    »Nein, ich steigere mich da in nichts hinein. Ich weiß genau, daß es so richtig ist.«
    »Ja, Märchen und Legenden. Mal eine andere Frage. Wie kommst du überhaupt auf dieses Avalon?«
    »Es ist meine Heimat.«
    »Ach ja? Bist du dort geboren?«
    »Das nicht direkt, aber meine Eltern stammen von der Insel. Sie kommen aus Avalon. Sie sind Menschen dieser Insel. Sie wissen über alles Bescheid, von ihnen habe ich auch den Rat bekommen.«
    »Die sind doch tot.«
    »Stimmt.«
    »Dann gaben sie dir den Rat vorher!«
    Melu de Lacre ging in den Raum hinein, und der Ausbrecher ließ sie laufen. »Nein, Brian, sie sind zwar tot, aber ich kann trotzdem mit ihnen

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