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0621 - Die Vergessene von Avalon

0621 - Die Vergessene von Avalon

Titel: 0621 - Die Vergessene von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht.«
    Er hob die Schultern, brummte irgend etwas in seinen nicht vorhandenen Bart und folgte mir in Richtung Treppe. Ich ließ ihn vorgehen, weil ich ihn nicht gern im Rücken haben wollte.
    Melusine de Lacre war aufgestanden und sprach mich flüsternd an. »Ich will auch nicht länger hier im Haus bleiben, John.«
    »Das kann ich verstehen. Wir reden später darüber, wie es weitergehen soll.«
    »Das weiß ich schon.«
    »Freut mich.«
    Hinter dem mit Handschellen gefesselten Fuller gingen wir die Stufen hoch. Ich würde Kollegen Bescheid geben, damit diese sich um die beiden Leichen kümmerten.
    Melu zitterte, und ich strich ihr mit einer beruhigenden Geste über den Arm. »Keine Sorge, Mädchen, wir werden es gemeinsam schaffen. Wir finden den Weg.«
    »Du kennst ihn.«
    »Mal schauen.«
    Oben angekommen, dirigierte ich Brian Fuller in den Wohnraum, wo er sich setzen konnte. »Kannst du mir die verdammten Dinger nicht abnehmen?« fragte er.
    »Nein!« Die Antwort gab ich ihm, als ich bereits den Hörer in der Hand hielt.
    Melusine hatte das Licht eingeschaltet. Für sie spielte es keine Rolle, ob es brannte, aber sie besaß ein ausgeprägtes Zeitgefühl und wußte genau, wann die Dämmerung einsetzte.
    Es war bereits geschehen. Die langen Schatten des beginnenden Abends hatten sich über das Land gelegt und auch über dem Wasser verteilt. Ich lauschte dem Freizeichen und schaute durch das große Fenster, wo die Umrisse des Gartens verschwammen. Für einen Moment dachte ich an Loraine, die verschwunden war. Sie war nicht mein Problem, sondern das der Kollegen.
    Ich erreichte die Kollegen von der Fahndung, denn ich ging davon aus, daß sich Fullers Flucht auch bis London herumgesprochen hatte. Der Name Fuller sagte ihnen etwas. Die Fahndung nach ihm war auf den gesamten Küstenbereich ausgedehnt worden und hatte bisher keinen Erfolg gezeigt. Jetzt erfuhr ich von den Kollegen, daß Fuller nicht allein wegen Bankraubes gesucht wurde, sondern auch wegen eines Doppelmords. Er hatte einen Zelleninsassen und einen Wärter getötet.
    »Ich habe ihn«, sagte ich nur.
    »Was?«
    Mit wenigen Sätzen umriß ich die Lage. Die Kollegen wollten die nächstliegende Fahndungsstelle alarmieren, damit Fuller abgeholt werden konnte.
    Ich schlug vor, ihn in die nächste Stadt zu fahren und dort bei den zuständigen Stellen abzuliefern.
    »Das wäre Hastings, Mr. Sinclair.«
    »Okay, dort kenne ich mich aus.«
    »Dann dürfen wir uns jetzt schon bedanken, und wir geben den Kollegen Bescheid.«
    »Abgemacht.«
    Als ich aufgelegt hatte, entnahm ich an Fullers Gesichtsausdruck, daß er Bescheid wußte. Trotzdem wiederholte ich: »Zwei Morde, Fuller! Zwei verdammte Morde. Von wegen Robin Hood.«
    »Na und?«
    Mir schoß das Blut in den Kopf. »Stehen Sie auf, bevor ich mich vergesse, Fuller!«
    Er erhob sich achselzuckend, trat aber in wilder Wut gegen einen Sessel, der umkippte.
    Melu de Lacre erschien. Sie hatte sich wieder umgezogen und trug eine gefüllte Reisetasche. »Ich fahre mit«, sagte sie. »Es muß ja weitergehen.«
    Da hatte sie recht.
    Schweigend und mit gesenktem Kopf ging Fuller durch den Flur.
    Die Haustür öffnete ich ihm.
    Kalt und windig war es geworden. Die steife Brise zerwühlte meine Haare. Melusine de Lacre ging hinter mir. Sie sprach mit leiser Stimme zu sich selbst.
    Die Dunkelheit des hereinbrechenden Abends hatte sich auch über den Garten gelegt. Dennoch stand in Sichtweite mein Wagen. Auf den gingen wir zu.
    Plötzlich passierte es.
    Zwei grelle Lichtlanzen zerschnitten die Finsternis. Sie wurden von der linken Seite her auf uns zugeschleudert. Noch im gleichen Augenblick hörte ich das wütende Aufbrüllen eines Motors, dann raste aus der Finsternis ein kompakter Gegenstand auf uns zu, und ich wußte, daß es Loraine war, die uns überfahren wollte…
    ***
    Melu konnte den Wagen nicht sehen. Sie befand sich in höchster Gefahr. Um den Killer kümmerte ich mich nicht. Ich sprang auf sie zu, packte sie, und als sie aufschrie, hatte ich sie bereits zur Seite geschleudert, hinein in ein dichtes Strauchwerk, dessen federnde Arme sie relativ gut abfingen.
    Der Mörder stand wie festgewachsen. Er glotzte in das Licht hinein, das vor ihm zu explodieren schien. Reifen wühlte die Erde auf, schleuderten Dreck in die Höhe, der Wagen gewann zusätzlich an Tempo und schaukelte auf dem unebenen Boden.
    »Steig ein!« brüllte Loraine aus dem offenen Fenster und gegen den Lärm des Motors an.
    Sie stoppte, der

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