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0621 - Weckt die Toten auf!

0621 - Weckt die Toten auf!

Titel: 0621 - Weckt die Toten auf! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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du hin? Ich hatte eigentlich gedacht, daß wir uns noch ein oder zwei gemütliche Stunden machen. Diesen ganzen Luxus genießen. Wann findet man schon mal so eine wunderschöne Unterkunft? Wir müssen die Betten ausprobieren. Und den Getränkekühlschrank! Aber was machst du? Du ziehst einfach ein Kleid an und willst gehen! Was, zum Teufel, soll das?«
    Da endlich wandte sie den Kopf, sah ihn an. Ihr Blick war auf eine seltsame Art eindringlich, traf bis auf den Grund seiner Seele und schmerzte dort.
    »Mißbrauche nicht den Namen meines Herrn«, sagte sie kalt.
    In einem solchen Tonfall hatte er sie noch nie reden gehört.
    »Verdammt, was ist mit dir?« fuhr er sie an. »Hast du den Verstand verloren? Oder hat dich dein Verlobter so sehr beeinflußt, daß du…«
    Ihre Hand kam hoch, griff in sein Haar.
    Mit einem schnellen Ruck riß sie seinen Kopf nach hinten.
    Es knackte trocken.
    Sie ließ los und öffnete die Tür, um auf den Korridor hinauszutreten.
    Pablo taumelte gegen die Wand. Seltsamerweise spürte er keinen Schmerz, aber er spürte, daß sein Genick gebrochen war. Er wollte schreien und wagte es nicht. Panische Angst sprang ihn an wie ein wildes Tier, das seine Klauen um sein Herz schlug, um es ihm aus dem Körper zu reißen.
    Irgendwie schaffte er es, sich an die Wand zu lehnen und nicht zu Boden zu sinken. Woher die Kraftreserven kamen, wußte er nicht. Er wußte nur, daß er nicht stürzen durfte. Daß er sich überhaupt nicht bewegen durfte. Noch lebte er. Aber wenn der Kopf noch einmal herumkippte, konnten Nervenverbindungen endgültig getrennt werden.
    Pablo kannte sich aus. Er hatte Medizin studiert. Fünf Semester lang. Dann hatte er abbrechen müssen, weil kein Geld mehr da war. Er konnte sich das Studium nicht mehr leisten. Und war abgerutscht, war bei den Räubern und Dieben gelandet, Abschaum der Gesellschaft. Als Taschendieb war er erstklassig, als Mediziner wäre er vielleicht nur unterer Durchschnitt gewesen. Aber diesen Traum hatte er vor Jahren begraben müssen.
    Nicht bewegen… um Himmels willen nicht bewegen… bleib so stehen, wie du stehst, kipp nur nicht um, das tötet dich… du kannst auch mit gebrochenem Genick überleben, wenn du etwas Glück hast und dir jemand hilft, der begreift, was passiert ist…
    In der offenen Tür wandte sich Rosita um. Sie war schon halb draußen.
    Und sah jetzt, daß er noch lebte…
    Da kam sie noch einmal zu ihm zurück!
    ***
    Den Lift mußten sie sich mit einer etwas stärker gebauten Dame teilen, die ihrem ganzen Auftreten nach zur Kategorie ›Ich habe viel Geld, und wenn ich pfeife, hat deshalb die ganze Welt zu tanzen‹ gehörte; dem Dialekt zufolge, mit dem sie die englische Sprache verunstaltete, während sie verbissen auf den sie begleitenden, livrierten Hotelangestellten einkeifte, mußte sie aus der Gegend um Liverpool stammen. Der Angestellte ließ ihren unaufhörlichen, punkt- und kommafreien Redefluß in stoischer Gelassenheit über sich ergehen. Mit Sicherheit verstand er ohnehin kein einziges Wort. Immerhin, so hörte Zamorra aus dem zornigen Gekeife heraus, beschwerte Mylady sich darüber, daß ihr Zimmerschlüssel verlorengegangen war - obgleich sie ihn nicht beim zwischenzeitlichen Verlassen des Hotels an der Rezeption abgegeben, sondern mitgenommen hatte in Rios Menschengewühl. Daß es dort Taschendiebe gab, dafür war selbstverständlich auch das Hotel verantwortlich - ihrer Ansicht nach.
    Ob ihr sonst noch etwas abhanden gekommen war, darüber -beschwerte sie sich nicht - offenbar war sie wenigstens gewitzt genug gewesen, Wertsachen im Haus zu belassen.
    »Sie hätten den Schlüssel einfach am Empfang abgeben sollen«, warf Zamorra ein und produzierte dabei einen noch schlimmeren Liverpool-Slang.
    Prompt zog er sich den Zorn der Dame zu: »Was mischen Sie sich eigentlich ein? Den Schlüssel hierlassen, damit die Zimmermädchen jederzeit eindringen und alles klauen können, was nicht niet- und nagelfest ist, wie?«
    Der Livrierte trug einen Zweitschlüssel bei sich, mit dem er das Zimmer aufsperren und sich vergewissern wollte, daß alles in Ordnung war, um dann diesen Schlüssel der Dame auszuhändigen; daß das Personal jedes Zimmer ohnehin jederzeit mit einem Generalschüssel öffnen können mußte, schien sich Myladys Kenntnis zu entziehen. Vielleicht wollte sie es auch einfach ignorieren.
    »Haben Sie den Schlüsseldiebstahl der Polizei gemeldet?« fragte Zamorra vorsichtshalber, während die Lifttür aufglitt und sie

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