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0621 - Weckt die Toten auf!

0621 - Weckt die Toten auf!

Titel: 0621 - Weckt die Toten auf! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zwangsläufig an ihr vorbei mußten.
    »Mein Kleid!« keuchte sie auf. »Dieses Aas hat mein Kleid getragen! Diebesgesindel!« Ihre Stimme schwoll an. »Da klaut mir jemand den Zimmerschlüssel, dringt ein und bestiehlt mich noch weiter! Es ist nicht zu fassen! Und - und nun ist es auch noch zerrissen!«
    Sie griff zu und riß Eva den Stoffetzen aus der Hand.
    »Sie wahnsinniges Ding!« schrie sie. »Das ist ein Modellkleid von Lagerfeld! Das hat mich ein Vermögen gekostet !«
    Zamorra konnte sich nicht vorstellen, daß Lagerfelds Schneider Modellkleider schufen, in die Claudia Schiffer zweieinhalbmal hineingepaßt hätte.
    »Sie haben es zerrissen!« keifte Mylady unverdrossen weiter. »Das werden Sie mir ersetzen, Sie… Sie…« Und sie holte wahrhaftig aus, um Eva zu ohrfeigen.
    Zamorra griff blitzschnell zu und bekam Myladys Hand zu fassen, bog sie wieder nach unten.
    »Das Mädchen ist tot!« schrie er. »Verstehen Sie? Tot! Aus dem Fenster gestürzt! Da - gehen Sie hin, schauen Sie hinaus, sehen Sie sie an! Sie ist tot!«
    »Verdient hat sie's«, erklärte Mylady im Brustton der Überzeugung.
    Zamorra war fassungslos. Sicher, solche Menschen gab's, aber er hatte nicht damit gerechnet, daß der Zynismus dieser Frau so weit ging.
    Sie gehörte wohl zu dem Menschenschlag, der sein Weltbild aus den fettgedruckten Schlagzeilen jener billigen, dünnen Zeitungen mit den großen Fotos und dem kleinen Text schöpfte, von denen Spötter behaupten, man müsse erst das Blut heraustropfen lassen, ehe man lesen könne…
    Eva reagierte auf ihre Weise. Blitzschnell setzte sie der Dame ihrerseits alle fünf Finger ins Gesicht.
    Und ging weiter.
    Mylady brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, was da passiert war. Aber dann keifte sie los: »Sie haben es gewagt, mich zu schlagen? Das wird ein Nachspiel haben!«
    Eva würdigte sie keiner Antwort.
    Sie und Zamorra erreichten das Zimmer. Nicole stützte den Mann im schmalen Durchgang, hielt seinen Kopf fest. »Genickbruch, aber er lebt«, informierte sie Zamorra rasch. »Die Schwarzhaarige hat versucht, ihn zu töten. Ich halte ihn. Er braucht sofort medizinische Versorgung.«
    »Ich rufe einen Rettungswagen«, sagte Zamorra. Er betrat das Zimmer, fand das Telefon und wählte. Es dauerte eine Ewigkeit, bis die Verbindung aus dem Hotel nach draußen geschaltet wurde; offenbar war man hier zwar auf dem höchsten Stand der Preisgestaltung, aber nicht auf dem der Technik. Und dann dauerte es wieder ewigkeitslange Sekunden, bis das Gespräch angenommen wurde.
    Welche Ängste mußte der Mann derweil ausstehen? Wie durch ein Wunder hatte er den Mordversuch überstanden, aber wie lange konnte er sich jetzt halten? Auch wenn Nicole ihn stützte…
    Ständig den endgültigen Tod vor Augen zu haben… das war unmenschlich!
    Zamorra schilderte den Zustand des Opfers und wies mehrfach auf das angebrochene Genick hin, damit die Jungs vom Notarzt- oder Rettungswagen gleich die richtige Ausrüstung mitbrachten. Nicht, daß in Brasilien der Stand der medizinischen Ausbildung und Technik zu wünschen übriggelassen hätte - aber Zamorra hatte auch anderswo zuweilen erlebt, daß gerade in Ausnahmesituationen wie dieser - Karneval! - nicht alles so ernst genommen wurde, wie es war.
    Er war noch nicht ganz fertig, als vom Eingang her Nicoles Wutschrei ertönte. Augenblicke später walzte Mylady herein, sah Zamorra telefonieren und hieb sofort auf die Gabel. »Was fällt Ihnen ein? Das ist mein Apparat! Und ich rufe jetzt sofort die Polizei an! Zustände sind das hier…« Sie versuchte Zamorra den Hörer zu entreißen.
    »Schön«, sagte er und hielt fest. »Die Polizei werden wir sowieso rufen müssen. Und ich werde Strafanzeige gegen Sie erstatten. Wegen vorsätzlicher Behinderung einer Rettungsaktion. Darf ich Ihnen verraten, daß ich gerade mit dem Krankenhaus telefonierte, um…«
    »Das interessiert mich nicht! Raus aus meinem Zimmer, aber sofort!«
    Plötzlich schwebte sie durch die Luft. Sie ruderte wild mit Armen und Beinen, bekam aber keinen Bodenkontakt. Auch ihre Stimme versagte. Die Lippen bewegten sich im zornroten Gesicht, aber kein Laut erklang. Durch die Tür sah Zamorra Eva auf dem Gang stehen, deren Augen geschlossen waren.
    Das Para-Mädchen hatte die streitbare Dame mittels Magie vorübergehend kaltgestellt!
    Zamorra wiederholte seinen Anruf und führte zu Ende, was er hatte berichten wollen. Danach telefonierte er mit der Polizei. Erst, als er fertig war, sank Mylady

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