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0622 - Das Monstrum von der Nebelinsel

0622 - Das Monstrum von der Nebelinsel

Titel: 0622 - Das Monstrum von der Nebelinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Frische, und sie fühlte sich ungemein wohl. Es war so ähnlich wie an klaren und warmen Frühlingstagen an der Südküste Englands. Aufgrund dieser Vertrautheit verlor sie auch die letzte Furcht vor den Wellen, dem Wasser und dem Kommenden. Zudem half ihr eine günstige Strömung dabei, das Ziel schneller zu erreichen als vorgesehen.
    Das Klatschen der Wellen beruhigte sie. In einer ewigen Gleichmäßigkeit rollten sie heran, spielten mit dem Boot und sonderten einen sehr klaren Geruch ab.
    All das saugte sie auf wie ein trockener Schwamm das Wasser. Immer mehr breitete sich in Melusine de Lacre das Gefühl aus, wieder nach Hause zu kommen.
    Avalon…
    Zuerst dachte sie den Begriff nur, dann flüsterte sie ihn mehrere Male hintereinander und legte dabei den Kopf schief, als würde sie eine Antwort erwarten.
    Die Strömung trieb Melu weiter. Rechts und links tauchte sie die Ruderstange ein. Den Blick ihrer ungewöhnlichen Augen hielt sie nach vorn gerichtet, ohne allerdings etwas erkennen zu können.
    Das änderte sich.
    Nicht schlagartig, eher langsam, damit Melu es noch genießen konnte.
    Zunächst sah sie nur einen Streifen. Er erschien in einem hellen Grau und legte sich waagerecht vor ihr Blickfeld. Ihre Lippen zuckten, denn sie wußte mit einemmal, daß es nicht mehr lange dauern konnte, bis sich ihr Schicksal änderte.
    Aus den Tiefen einer absoluten Finsternis erschien allmählich das Licht, das Augenlicht…
    Melusine de Lacre hätte ihre Freude nicht beschreiben können, wenn sie jemand danach gefragt hätte. Es kam ihr vor wie ein innerer Sturm, der alles hinwegblies, was sich ihr bisher in den Weg gestellt hatte. Ein Orkan schon, ein Wahnsinn, ein Erlebnis, das für sie nicht nachvollziehbar war, sie es aber mit einer urwüchsigen Freude und auch Erlösung hinnahm.
    Der Himmel erhellte sich. Er schickte ihr optische Grüße. In ihrem Gehirn vernahm sie eine ungewöhnliche Musik. Da war ein helles Singen und Klingen, Freude, jubilierend und jauchzend, als würden Engel einen Choral anstimmen.
    Melusine de Lacre wußte jetzt, daß die geheimnisvolle Insel sie als Gast erwartet hatte und sich ihr zeigte. Sie sollte sie endlich sehen können, für alle Zeiten wieder das Licht der Augen erringen und das Leben genießen können. Nicht mehr umherwandern in der tiefsten Finsternis, sondern frei sein für die optischen Genüsse, auf die sie so unendlich lange hatte verzichten müssen.
    Es war einfach wunderbar. Aus dem Alptraum war der wahrgewordene Traum geboren.
    Sah so die Welt aus?
    Melu vergaß, die Stange in das Wasser zu stechen, sie stand da und schaute nach vorn. Nur immer dorthin, wo die Insel liegen mußte und sie Wolken sah, die sich dort bewegten.
    Das mußte Nebel sein!
    Rötlichgraue Wolkenberge, die den Strand der Insel noch verdeckten, denn er schimmerte als schwaches Band innerhalb der Wolken oder im Hintergrund durch.
    Es fiel ihr nicht leicht, den Blick zu verändern und gegen den Himmel zu schauen. Sie mußte ihn einfach sehen, denn bisher kannte sie ihn nur aus Beschreibungen.
    Melusine war nicht enttäuscht. Sie empfand den Himmel einfach als gewaltig. Ein feststehendes blaues Meer, das wie gemalt über ihrem Kopf lag, unendlich und unbegrenzt in seiner Weite. Keine Wolke störte das Blau des Firmaments. Die Beschreibungen waren nicht übertrieben. Ein Himmel konnte etwas Wunderbares sein.
    Melu hatte genug gesehen. Sie senkte den Kopf und konnte es noch immer nicht fassen, das Augenlicht zurückbekommen zu haben. Sie schaute wieder gegen die geheimnisvolle Wand. Gleichzeitig erinnerte sie sich daran, daß Avalon die Nebelinsel genannt wurde. Sie hatte zu Recht diesen Namen bekommen, den die rötlichgrauen Wolken lagen um das Eiland herum wie ein dichter Schleier.
    Der plötzlich aufriß!
    So heftig und unerwartet, daß Melu einen Schrei der Angst nicht unterdrücken konnte. Sie fing an zu zittern. Die Ruderstange wäre ihr fast aus den Händen gerutscht, instinktiv griff sie nach und hielt sie fest wie einen letzten Rettungsanker.
    Melusine de Lacre war keiner Täuschung erlegen. Die Nebelwand hatte sich tatsächlich geteilt und war so gespalten, daß ein gewaltiges V entstehen konnte.
    Oben breit – unten spitz!
    So war eine gewaltige Lücke gerissen worden. In sie schaute Melu hinein.
    Das Mädchen sah die Insel!
    »Avalon!« keuchte sie. Ein Leuchten überflog ihr Gesicht, das einen Moment später von einem düsteren Schatten des Schreckens gezeichnet wurde, denn aus dem Spalt löste

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