0622 - Das Monstrum von der Nebelinsel
ließ sich der Spuk Zeit mit der Antwort. Kara wartete in der klebrigen Schattenkälte. Sie spürte und sah nichts. Sie steckte in einem Gefängnis, in dem einzig und allem der Spuk den nötigen Durchblick besaß.
»Warum und wie soll ich dir helfen?«
»Hörst du mir zu?«
»Ja.«
»Gut.« Kara nickte. »Dann gib acht, denn ich glaube schon die Zeit drängt…«
***
Was soll ich tun!
Das Klingeln ignorieren und die Tür geschlossen halten? So tun als wäre ich nicht da? Das hatte im Prinzip keinen Sinn, denn das Flutlicht sickerte unter dem Türspalt hervor.
»John öffne, ich weiß daß du da bist!« Die Stimme die so fordernd rief, gehörte meinem Freund Suko.
Ausgerechnet ihm. Ich stand vor die Tür wie ein Kind das sich vor seinem Vater fürchtet weil es eine Strafe zu erwarten hat, und sich nicht traut die Tür zu öffnen.
Aber ich war kein Kind, sondern ein erwachsener Mensch. War alt geworden doch nicht kindisch.
»John.«
Okay Suko, dachte ich, die Antwort kannst du haben. »Ja ich… ich bin hier. Was willst du?«
»Ich habe dir etwas zu sagen.«
»Ist es wichtig?«
»Es hängt mit den de Lacres zusammen. Tut mir leid daß ich mich verspätet habe, es ging nicht anders. Mach schon auf.«
»Und das hat nicht Zeit bis morgen?« erkundigte ich mich.
Er lachte. »Wir haben heute schon morgen. Schau mal auf deine Uhr. Spielt das eine Rolle. Das hast du sonst nicht gefragt. Was ist denn los?«
»Ich… ich bin eben müde und kaputt.«
»Hm.« Suko sagte eine Weile nichts, dann erst gab er einen Kommentar »Wenn das so ist dann lasse ich dich schlafen. Aber sei morgen wieder auf dem Damm – okay?«
»Sicher – Gute Nacht.«
»Schlaf gut.«
Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich war schweißgebadet und mußte mich an die Wand lehnen. Das war nochmal gutgegangen. Ich hatte nicht gedacht, es zu schaffen.
Mein Plan stand noch immer. Ich wollte weg aus dieser Wohnung und untertauchen. Keinen der alten Freunde mehr sehen noch hören. Ein eigenes Leben führen.
Wo ich dabei landen wurde, darüber wollte ich nicht einmal nachdenken. Es war mir auch egal. Lange genug habe ich den Mächten die Finsternis Paroli bieten können das war nun vorbei. Sie hatten letztendlich den Sieg errungen.
Ich überstürzte nichts, denn Suko wai ein sehr feinfühliger Mensch, der Zwischentöne gut herausholte. Meine Antworten konnten ihn mißtrauisch gemacht haben. Ich hörte, wie nebenan seine Wohnungstür zuschlug und hätte jetzt gehen können, aber ich ging auf Nummer Sicher und schaute durch den winzigen Spion Der Flur war leer. Eine düstere Notbeleuchtung verteilte ihr Licht unregelmäßig innerhalb des Gangs.
Konnte ich es wagen…
Ja es gab keinen anderen Weg. Den Koffer nahm ich in die linke Hand, mit der rechten öffnete ich die Tür und schlich wie ein Dieb aus die Wohnung.
Die Schwelle zum Hausflur hin konnte ich noch übertreten, mehr geschah nicht, denn links von mir bewegte sich plötzlich eine Gestalt.
Es war Suko…
Blitzschnell packte er zu und stieß mich zurück in den Wohnungsflur wo noch das Licht brannte, ich Pech hatte, über meinen Koffer stolperte und rücklings zu Boden fiel Suko kam sofort hinterher.
»John«, sagte er, »John.« Und dann »John?«
Er starrte mich an. Ich sah, wie es in seinem Gesicht zuckte, bevor die Züge vereisten. »Mein Gott, John.« Er fiel gegen die Wand und bekam nicht einmal mit, wie die Wohnungstür hinter ihm zuschlug.
***
Er hatte mich gesehen, er hatte alles gesehen, mein Gesicht, das weißgraue Haar, einen alten John Sinclair, einen Geisterjäger, der nicht einmal das Schwarze unter dem Fingernagel wert war. Ich saß auf dem Boden wie ein geschlagener Boxer. Mein Kreuz schmerzte, weil ich unglücklich gefallen war und Suko hatte sich zur Seite gedreht, die Stirn gegen die Wand gepreßt, weil er das Bild des Elends einfach nicht mehr mit ansehen konnte.
Was sollte ich sagen? Hatte es überhaupt Sinn für mich, ein Wort der Erklärung abzugeben, jetzt, wo ich mich entschlossen hatte, mein Leben radikal zu ändern?
Nein ich konnte und wollte es nicht. Ich steckte in einer Zwickmühle, denn Suko würde Fragen stellen.
Er stand noch immer an der Wand, den Kopf vorgedrückt. Ich hörte ihn atmen – laut und seufzend. Was in seinem Kopf verging, begriff er wohl selbst nicht.
Ich hockte im Flur. Hinter mir lag der Koffer. Mit beiden Armen hatte ich mich abgestützt. Verdammt, ich fühlte mich elend, irgendwo erwischt und machte mir auch Vorwürfe.
Suko
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