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0623 - Ein Tropfen Ewigkeit

0623 - Ein Tropfen Ewigkeit

Titel: 0623 - Ein Tropfen Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wirkten so, als hätte man damit den Boden gestrichen.
    Noch steckte die lange Schwertklinge in Dyfurs Brust. Mit einem Ruck zog der Schattenreiter sie aus dem Körper des Menschenfressers und nickte Melu zu.
    »Ich hatte dir etwas versprochen, und dieses Versprechen werde ich auch halten.«
    »Ja – bitte…«
    Dann vernichtete er Dyfur mit einer wahren Präzision. Er schleuderte die Brocken so weit von sich, daß sie im hohen Bogen in den Wunderkessel fielen.
    Melu schaute zu, wie sie durch den Nebel über der Oberfläche fielen, hörte auch ein Klatschen, dann fing es innerhalb des Nebels an zu brodeln.
    Der Inhalt des Kessels kochte. Dampf und Blasen verteilten sich an der Oberfläche. Der Nebel geriet in Wallung. Manchmal riß er auch auf, dann konnte Melu durch die Lücken schauen und erkannte zum erstenmal den Inhalt.
    Es war eine dicke, sirupartige Flüssigkeit, das jedenfalls nahm sie stark an. Sie bewegte sich wellenartig. Sie brodelte, als wäre sie erhitzt worden, und die Reste des Riesen lösten sich auf, wie Kalk in einem Säurebottich.
    Julien de Lacre hatte sein Versprechen gehalten. Mächtig ragte er vor Melu in die Höhe. Nicht weit entfernt lag sein vernichtetes Pferd. Im bleichen Gesicht des Riesen regte sich nichts, als er den Kopf senkte und seine Nachfahrin anblickte.
    »Hast du gesehen, was ich mit meinen Feinden mache?«
    »Ja – sicher.« Sie holte tief Luft. »Aber… aber er war doch dein Bruder?«
    »Stimmt.«
    »Ich hätte es nicht gekonnt.«
    De Lacre hob die Schultern. »Man muß manchmal schlimme Dinge tun, glaube es mir.«
    Melu nickte, ohne von der Antwort überzeugt worden zu sein.
    »Und du? Was ist mit dir?«
    »Wie meinst du das?«
    »Hast du dein ewiges Leben?«
    Brân überlegte sich die Antwort genau. »Das kann ich dir nicht sagen. Man erzählt sich von Avalon, das derjenige, der sich auf der Insel befindet, das ewige Leben besitzt. Ob es allerdings stimmt und ob dies gerade auf mich zutrifft, kann ich dir nicht sagen. Aber ich habe die Insel gesäubert, du hast mir dabei geholfen. Wärst du nicht auf diese Insel gekommen, hätte es auch nicht diesen Kampf gegeben.«
    Melu fror plötzlich. Sie schaute an sich herab, schämte sich wegen ihrer Nacktheit und stellte fest, daß von ihren Knien das Blut an den Schienbeinen herablief.
    »Du weißt nicht, was du jetzt unternehmen sollst.«
    »Stimmt, Julien.«
    De Lacre überlegte. »Gefällt es dir auf unserer Insel nicht, Melusine?«
    »Doch – schon…« Sie hob die Schultern. »Aber die Insel ist nicht meine Welt.«
    »Kennst du deine Welt überhaupt? Du warst blind, das darfst du nicht vergessen.«
    »Stimmt, ich konnte sie niemals sehen. Trotzdem habe ich sie erforscht. Erst nur langsam und qualvoll. Später bin ich durch sie gegangen wie eine Sehende.«
    »Und sie hat dir gefallen?«
    Melusine de Lacre lächelte. »Ja«, gab sie zu, »die Welt hat mir sogar gefallen. Sie ist wunderschön gewesen, einmalig. Ich habe sie in mein Herz geschlossen, ich liebe sie.«
    »Und Avalon, die Nebelinsel. Das Eiland, wo der Tod überwunden wurde? Was ist damit?«
    Melu hob die schmalen Schultern. Sie war sich nicht sicher, das sagte sie auch. »Ich kann es nicht beurteilen. Avalon ist wunderschön, aber es ist auch ein fremdes Land für mich. Ich kenne keinen, ich weiß nicht, mit wem ich reden kann. Die Menschen suche ich vergeblich auf der Insel. Du bist kein Mensch. Gibt es Menschen hier? Leben sie auf der Insel? Kann man das sagen?«
    »Avalon ist größer, als du denkst, Melu. Man kann seine Größe nicht nachvollziehen. Es gibt hier zwar Ausmaße, die ich nicht in Länge und Breite einteilen will. Avalon ist eine Insel zwischen den Zeiten. Sie liegt im Nirgendwo, am Ende des Regenbogens, wie einige Menschen sagen. Deine Eltern stammen von hier und sind hierher zurückgekehrt. Vielleicht bist du wirklich nicht für diese Insel geschaffen, Melusine, aber das herauszubekommen, ist schwer.«
    Melu dachte über das Gesagte nach. Sie machte einen äußerlich sehr unsicheren Eindruck. Einige Male wischte sie mit der Hand über ihr Gesicht. Sie öffnete den Mund, sprach allerdings nicht, die Worte blieben stets im Ansatz stecken.
    »Du bist durcheinander?« fragte der Riese. Er senkte seine Hand und schaffte es tatsächlich, das Mädchen zu streicheln. Die Geste wirkte unbeholfen und gleichzeitig sehr zärtlich.
    »Ich weiß es nicht, Brân, ich weiß es wirklich nicht. Alles ist für mich so fremd. Es muß bestimmt einen Weg geben, der

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