0624 - In den Katakomben von Nopaloor
davon.
Rhodan schob den Metallstab in den Türschlitz und wartete, bis der elektronische Identifikator die Prüfung vorgenommen hatte und die Tür sich öffnete. Sie schloß sich automatisch hinter ihm, als er den Schlüssel wieder herausgezogen hatte.
Verblüfft blieb er stehen.
Er hatte ein einfach eingerichtetes Wohn-Schlafzimmer erwartet, vielleicht mit eigener Toilette und Bad, aber keine fast luxuriös anmutende Wohnung. Er stand in einem Raum, dessen Wände mit Teppichen und Bildern bedeckt waren. Eine breite Couch, ein Tisch und zwei Sessel strömten Behaglichkeit aus. In der Ecke stand ein Nachrichtengerät mit Bildschirm. Darüber war in Leuchtschrift zu lesen: keine Sendung.
Durch die geöffnete Verbindungstür sah Rhodan in den Schlafraum, dahinter lagen Bad und Toilette. Eine kleine automatische Küche mit genügend Vorräten war ebenfalls vorhanden.
Rhodan ging zum Fenster, das hinaus auf den freien Teil des Plateaus führte. Unter einem separaten kleinen Schutzschirm erkannte er ein Schwimmbad und üppige Vegetation. Er konnte sich allerdings nicht vorstellen, daß auch diese Anlage für die Diener gedacht war.
Keine Sendung.
Das bedeutete, daß ihn ein akustisches Signal oder ein Lichtzeichen darauf aufmerksam machen würde, wenn ihn jemand zu sprechen wünschte. Bis dahin blieb Zeit, sich den nächsten Schritt in aller Ruhe zu überlegen.
Dabei gab es eigentlich nichts zu überlegen. Er mußte zuerst einmal den Betrieb kennenlernen und mit seinen künftigen Aufgaben vertraut sein. Wenn er schon jetzt damit begann, ziellos in der Anlage herumzustreifen, würde er nur Verdacht erregen. Und vor allen Dingen mußte er erst einmal seinen Vertrag mit Hantscho haben und wissen, wo und wann er sich innerhalb des Gebäudekomplexes frei bewegen durfte.
Er öffnete eine der Dosen in der Küche und wärmte ihren Inhalt.
Der Brei schmeckte gut. Danach öffnete er eine Flasche mit einem erfrischenden Getränk, das keine Spur von Alkohol enthielt.
Dann legte sich Rhodan auf sein Bett und wartete.
*
Er hatte vielleicht zwei oder drei Stunden geschlafen, als ihn ein Summton aufweckte. Über dem Bildschirm stand in roten Lettern: Einschalten!
Es gab nur einen Knopf. Rhodan drückte ihn ein. Sofort wurde die Mattscheibe hell, und dann erschien auf ihr das Gesicht eines Yaanztroners, der ihm freundlich zunickte.
„Darf ich Sie Panart nennen, P-a-Ha-10843 M?"
„Es wird einfacher sein, Herr", stimmte Rhodan schnell zu und setzte sich auf den Sessel, der unmittelbar vor dem Bildschirm stand. „Ich nehme an, Sie sind der Yaanztroner Hantscho, mein künftiger Herr."
„Richtig, und wenn Sie einverstanden sind, machen wir noch heute den Vertrag. Ich habe Ihre Prüfung beobachtet und bin zufrieden. Sie sind der richtige Mitarbeiter für mich. Bleiben Sie auf Ihrem Zimmer, ich komme zu Ihnen, damit ich Ihnen den Weg zeigen und Sie mit Ihren Aufgaben vertraut machen kann. Haben Sie jemals in einer Programmierungszentrale gearbeitet?"
„Leider nicht, aber ich lerne schnell."
„Das weiß ich. Es wird nicht lange dauern, bis Sie Ihr neues Wissensgebiet so gut kennen wie ich. Eigentlich sollte ich davor Angst haben."
Rhodan lächelte das Lächeln eines gutmütigen Bordins.
„Das sollten Sie nicht, Herr. Ich will Ihnen nur immer helfen."
„Sagen Sie ,Hantscho' zu mir, das genügt."
„Danke."
„Gut, dann erwarten Sie mich bald. Ich bringe den Vertrag mit."
Rhodan schaltete das Gerät wieder ab und ging ins Bad, um sich den Schlaf aus den Augen zu waschen. Dann kehrte er ins Wohnzimmer zurück und wartete, den Schlüssel zur Tür in der Hand.
In seiner Tasche war der kleine Narkosestrahler.
Hantscho entpuppte sich als junger und strebsamer Wissenschaftler, der nicht viel von Formalitäten hielt. Rhodan lernte in ihm einen richtig sympathischen Yaanztroner kennen, und es tat ihm schon jetzt leid, ihn eines Tages furchtbar enttäuschen zu müssen. Aber seine vordringlichste Aufgabe war es nun einmal, die heimatliche Galaxis wiederzufinden und festzustellen, wo im Universum er sich befand.
In aller Ruhe las er den Vertrag durch.
Umgerechnet hatte er zehn Jahre Gültigkeit und garantierte nach Ablauf eine anständige Abfindung. Bis dahin genoß der Diener die Vorteile einer freien Wohnung und kostenloser Verpflegung. Dafür hatte er die Aufgabe, nur seinem Herrn zu dienen und seinen Anordnungen Folge zu leisten. Soziologisch gesehen war das kein schlechtes System, denn schließlich hatte der
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