0624 - In den Katakomben von Nopaloor
Wachdiener 17."
Rhodan blieb höflich und zurückhaltend.
„Ich bin erst einen Tag im Drycnasch und hatte Nachtdienst im Observatorium. Nun suche ich meine Wohnung."
„Sie kommen aber aus einer ganz anderen Richtung."
„Ich hatte mich verlaufen."
Der Wach-Bordin schien sich mit der Antwort zufriedenzugeben, notierte sich aber Rhodans ID-Marke. Dann deutete er in die Richtung, aus der er gekommen war.
„Ich werde den Vorfall melden müssen. Gehen Sie weiter, der dritte Gang links, dann finden Sie Ihre Zimmer."
Rhodan atmete auf, als er die Tür hinter sich schloß.
Abgesehen davon, daß seine Aufgabe schon vom astronomischen Standpunkt aus schier unlösbar war, erwarteten ihn noch andere Schwierigkeiten. Wie sollte er jemals unbemerkt in das verbotene Archiv gelangen? Und wie sollte er dann, wenn er entdeckt wurde, das Drycnasch ungeschoren verlassen können? Der Energieschirm verhinderte die Flucht mit einem gestohlenen Gleiter. Blieb nur der Lift hinab ins Tal.
Er legte sich angezogen auf sein Bett und schlief erst ein, als draußen auf dem Plateau der Morgen graute.
*
Hantscho rief ihn erst am frühen Nachmittag zu sich.
„Sie waren gestern lange im Observatorium, Panart, darum habe ich Sie schlafen lassen. Wann haben Sie es verlassen?"
„Ich habe nicht auf die Uhr gesehen, aber es war spät."
„Als der Wächter Ihnen begegnete, war es jedenfalls eine volle Stunde später. Alabrysch meldete mir den Vorfall und bat um Aufklärung."
Abermals erklärte Rhodan, daß er sich auf dem Rückweg verlaufen und lange gebraucht habe, sich wieder zurechtzufinden. Das Gegenteil konnte ihm niemand beweisen, aber der Hauch eines Verdachtes blieb. Hantscho ließ sich zwar nichts anmerken, aber Rhodan hatte den Eindruck, daß er heute nicht ganz so freundlich war wie gestern.
Die Rechenzentrale war eine gigantische Anhäufung miteinander gekuppelter Computer, Auswertungszentralen und Speicherbänken. Nur wenige Wissenschaftler arbeiteten hier, da fast alle Arbeitsvorgänge von einem Kommandoraum aus gesteuert wurden.
„Die Feinsortierung nach der Auswertung und Speicherung muß heute von uns durchgeführt werden, Panart. Keine Maschine ist so vollkommen, daß sie uns ersetzen könnte. Oft sind es nur geringfügige Unterschiede im Spektrum oder der Oberflächenstruktur des betreffenden Planeten oder eines Sterns, die von der Automatik nicht mehr registriert werden.
Manchmal gibt es überhaupt keine Unterschiede, dann müssen wir ein anderes Unterscheidungsmerkmal finden, um die betreffenden Körper bezeichnen zu können."
Es handelte sich demnach um das Archiv für Sterne und Planeten der Galaxis Naupaum, stellte Rhodan enttäuscht fest.
Aber auch das war eine interessante Aufgabe, wenn er damit seinem Ziel auch nicht viel näher kam. Er begriff schnell, worum es ging, und als Hantscho am Abend die Arbeit einstellte, schien er wieder ganz zufrieden zu sein und den nächtlichen Vorfall vergessen zu haben.
Rhodan ging auf sein Zimmer, wusch sich und aß. Dann setzte er sich vor den Bildschirm und drückte den Knopf ein, ohne dazu aufgefordert worden zu sein.
Ein Bordin erschien auf der Mattscheibe und fragte nach seinen Wünschen.
„Kann ich eine Verbindung mit Ronkaschs Diener, Iskla-Oom, bekommen?"
„Dem Poynkorer?"
„Richtig."
„Warum suchen Sie ihn nicht einfach auf? Der Bild-Interkom ist dienstlichen Zwecken vorbehalten. Der Mißbrauch ist strafbar."
„Ich bin erst zwei Tage hier und wußte das nicht. Entschuldigen Sie bitte."
Der Bildschirm wurde wieder dunkel.
Mit persönlicher Freiheit schien es im Drycnasch nicht weit her zu sein. Immerhin schien es erlaubt zu sein, sich vor Einbruch der Nacht nach Belieben innerhalb der Gebäude zu bewegen, oder doch zumindest innerhalb des eigentlichen Wohnblocks.
Also gut, dann mußte er eben den Poynkorer in seinem Zimmer aufsuchen, dessen Kennzeichennummer er sich gemerkt hatte.
Es lag zwei Stockwerke höher und auf der anderen Seite.
Natürlich war es ungewöhnlich, einen nahezu Unbekannten einfach abends zu besuchen, aber Rhodan ahnte, daß die Zeit drängte. Sein Plan, in das galaktische Archiv einzudringen, erforderte außerdem noch weitere Vorbereitungen, die Tage dauern konnten. Die große Frage war nur: Würde Iskla-Oom bereit sein, ihm zu helfen?
Er verschloß sein Zimmer und glitt auf einem Rollstreifen in das übernächste Stockwerk. Es war nicht schwer, sich zurechtzufinden. Vor der Tür hielt er an und drückte leicht auf
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