0625 - Die Nullzeit-Brücke
wenn sie ihn nur ausgeschaltet hätte.
„Ich überbringe euch von Hactschyten, der mit Doynschto verhandelt, den Befehl, auf die GOK zu schießen. Wir brauchen Zeit. Wir wollen das Gehirn der Bestie transplantieren. Das aber geht nicht so schnell. Deshalb müßt ihr zunächst das GOK ablenken."
Die beiden Wachdiener sprachen mit zwitschernden Lauten miteinander. Rhodan konnte kaum etwas verstehen, obwohl das Bordin-Segment, das mit seinem Gehirn verbunden war, über beträchtliche Sprachkenntnisse verfügte.
„Geht jetzt", befahl Rhodan mit scharfer Stimme. „Beeilt euch.
Wir haben keine Zeit zu verlieren."
Die beiden Insektenabkömmlinge zögerten. Rhodan wiederholte seinen Befehl, und jetzt steckten sie die Waffen in die Schlaufen, die sie an ihrem Beinpaar trugen, und eilten mit großen, unbeholfen wirkenden Schritten davon.
Rhodan atmete auf. Er blickte ihnen nach und tastete dabei nach seinem gebrochenen Arm, der wieder zu schmerzen begann.
Das Arbeitszimmer Doynschtos war noch in dem gleichen Zustand wie vorher, als sie es verlassen hatten. Es wurde durch eine unsichtbare Energiewand geteilt. Rhodan konnte bis zum Arbeitstisch vordringen und die Glocke mit dem Gehirn an sich nehmen.
Es war unerwartet schwer.
8.
Der Sanfte arbeitete in fieberhafter Eile. Dennoch überhastete er nichts. Jeder Griff saß, und alles wickelte sich mit kühler Routine ab.
Mehrere Spezialroboter assistierten ihm. Dennoch ging die Arbeit nicht so schnell von der Hand, wie es der Fall gewesen wäre, wenn er seine yaanztronischen Wissenschaftler zur Seite gehabt hätte, die ihm im Normalfall halfen.
Jetzt aber lag kein Normalfall vor.
Er konnte niemanden zur Hilfe rufen, weil der Kreis der Eingeweihten so klein wie nur irgend möglich bleiben mußte.
Seine größte Sorge blieb glücklicherweise unbegründet. Er hatte befürchtet, daß das GOK ihm die Energiezufuhr beschneiden würde. Dann hätten die klinikeigenen Aggregate nur dazu ausgereicht, die Energiehülle um die Gebäude herum aufrecht zu erhalten.
Zwei Roboter packten Hactschyten und trugen ihn auf das PGT-Bett. Mit wenigen Griffen bereitete Doynschto alles für eine Transplantation vor.
Er blickte kaum auf, als Rhodan mit dem glockenähnlichen Gefäß in den Raum trat.
„Stellen Sie es dort bitte auf den freien Tisch", rief er.
Rhodan kam zu ihm, nachdem er das Gehirn abgesetzt hatte.
„Wie weit sind Sie?" fragte er.
Doynschto richtete sich stöhnend auf.
„Es ist soweit alles in Ordnung", entgegnete er. „Wir können anfangen."
„Was wird mit dem Gehirn von Hactschyten?"
Doynschto der Sanfte blickte ihn ruhig an. In diesen Sekunden sah er sehr gelassen und gefaßt aus.
„Hactschyten hat mich seit vielen Jahren erpreßt und gequält.
Er hat mich um große Teile meines Vermögens gebracht und mich gezwungen, ein Leben zu führen, das eigentlich schon nicht mehr akzeptabel war. Er wird sterben."
Doynschto wandte sich zur Seite und deutete auf die blitzende Maschinerie der PGT-Anlage.
„Ich habe die Geräte so justiert, daß sich Ihr Gehirn mit dem Nervensystem von Hactschytens Körper einwandfrei verbinden wird. Während des Transmittervorganges werden wesentliche Atomgruppen umstrukturiert werden, so daß sie sich gleichrichten. Winzige Teile von seinem Gehirn werden erhalten bleiben." Rhodan runzelte die Stirn.
„Wieviel?" fragte er sachlich, so als ob es um die Lösung einer mathematischen Aufgabe ginge.
„Gerade soviel, daß Ihr eigenes Gehirn bei einem späteren Transplantationsverfahren wieder einwandfrei herausgelöst werden kann, falls es notwendig sein sollte. Sie werden das gesamte Erinnerungsvermögen von Hactschyten erhalten. Das muß sein, weil Sie sonst nicht in seine Rolle schlüpfen könnten.
Hactschyten ist eine mächtige Persönlichkeit. Er ist bekannt.
Wenn Sie seinen Körper übernehmen wollen, dann müssen Sie wissen, was er wußte."
„Wie geschieht das? Wird es nicht Kämpfe zwischen mir und den Resten der Persönlichkeit von Hactschyten geben?"
„Sehr wahrscheinlich", gab Doynschto zu. „In einem atomaren Einsickerungsverfahren werden die letzten Fragmente von Hactschytens Gehirn mit Ihren Gehirnzellen verschmelzen. Ich wiederhole jedoch, daß diese Fragmente später wieder herausgelöst werden können."
„Gut", stimmte Rhodan zu. „Wir wollen jetzt keine Zeit mehr verlieren."
Er deutete auf einen Bildschirm. Doynschto hatte den Ton abgestellt. Das Bild lief jedoch. Auf ihm zeichneten sich die
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