0625 - Die Schrumpfkopf-Königin
derartigen ›Roboter‹ hatte ich noch nie gesehen.
Wieder machte sie einen Schritt.
»Sinclair, verdammt!« Ich hörte Tanner brüllen. Auch der Chiefinspektor hatte mitbekommen, was vorgefallen war. »Das… das kann doch nicht wahr sein.«
»Bleib zurück, Tanner!«
Akido drehte sich. Für einen Moment hatte sie sich ablenken lassen. Dann ging sie weiter. Diesmal nicht direkt auf mich zu, sie sprang plötzlich mit einem derart gewaltigen Satz nach vorn, daß ich schon den Eindruck bekam, sie könnte fliegen.
Ihr Ziel war ein Polizist.
Meine Stimme kippte über, als ich ihn warnte, aber der Mann kam so schnell nicht vom Fleck. Außerdem lähmte ihn die Überraschung, und die Frau erschien dicht vor ihm.
Sie griff zu!
Akido wollte ihn nicht töten, nein, sie kippte ihn einfach zur Seite und umfaßte beide Fußknöchel. Plötzlich brüllte sie auf wie ein Raubtier im Dschungel, als sie sich drehte.
Der arme Mann hing in ihrem Griff. Er wurde mit dem Kopf nach unten im Kreis herumgeschleudert, schlug verzweifelt mit den Armen um sich, schrie seine Ängste und Qualen hinaus und erlebte innerhalb kürzester Zeit eine Hölle.
»Loslassen!« brülle ich sie an, obwohl ich wußte, daß es keinen Sinn hatte.
Sie drehte sich weiter, blieb dabei auf der Stelle stehen und verlagerte ihr Gewicht noch auf die Hacken.
Plötzlich ließ sie ihn los!
Der Schrei des Mannes verwehte. Der Bobby selbst war zu einer menschlichen Rakete geworden, deren Flugrichtung sich nicht mehr korrigieren ließ.
Ich schloß zuckend die Augen, als ich das dröhnende Krachen hörte. Er war nicht gegen eine Hauswand geschmettert worden, sondern vor einen parkenden Lieferwagen geprallt, und Akido gab einen satten Schrei der Zufriedenheit von sich.
Ich stand da wie ein begossener Pudel und spürte die Angst durch meinen Magen kriechen.
Sie stampfte weiter.
Diesmal auf mich zu.
Zweimal hatte ich sie gewarnt. Daß sich die Kollegen um den Bobby kümmerten, bekam ich nicht mit, weil ich mich voll und ganz auf dieses menschliche Monstrum konzentrierte.
Den Lauf der Beretta senkte ich um eine Idee, jetzt gegen ihren rechten Oberschenkel und drückte ab.
Den Flug des Geschosses konnte ich nicht verfolgen, nur den Einschlag in den Oberschenkel bekam ich mit.
Die Wucht des Einschlags hätte ihr das Bein wegreißen müssen, das geschah nicht. Sie blieb stehen wie ein Fels und hatte das Geschoß verkraftet.
Ich mußte schlucken, wollte auch etwas sagen, nur drang mir kein Wort über die Lippen.
Mit den Augenbrauen zuckte ich, die Farbe lief aus meinem Gesicht. Ich hatte das Gefühl, allmählich zu Eis zu werden. Zwar war die Frau stehengeblieben, sie schaute auch gegen ihre Wunde am Oberschenkel, aber nicht ein Ausdruck des Schmerzes zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Dann brachte sie ihre Hand an die Wunde und quetschte rechts und links davon das Fleisch zusammen.
Für mich sah es so aus, als wolle sie die Schramme des Einschlags einfach heilen.
Sie trug eine Hose. Mit den Fingerspitzen zerrte sie den Stoff auseinander.
Ich stand nahe genug, um Einzelheiten zu erkennen. Dabei sah ich auch die Wunde, zudem das an den Rändern hochgeschobene Fleisch und die dünne Haut, die sie jetzt von zwei Seiten her zusammenführte, als wollte sie diese zusammenkleben.
Das tat sie auch!
Plötzlich war keine Wunde mehr zu sehen. Meine geweihte Silberkugel steckte im Oberschenkel, ohne daß sie es geschafft hatte, ihre weißmagische Kraft auszustrahlen.
Okay, es gab genügend Dämonen, die gegen geweihtes Silber resistent waren, dazu gehörten Wesen der niederen Stufe, vor allen Dingen auch Zombies, aber eine derartige Handlung hatte ich noch nie zuvor erlebt. Akido schloß die Wunde, als wäre sie überhaupt nicht vorhanden gewesen. Einfach so.
Ich hatte längst einen trockenen Hals bekommen, in dem zusätzlich noch ein dicker Kloß saß.
Sie schaute auf.
Und diesmal sah sie mich direkt an!
Es war ein Blick, wie er böser und hinterlistiger nicht sein konnte.
In diesem Moment wußte ich, daß sie mir den Tod versprochen hatte.
Obwohl wir von zahlreichen Zuschauern umringt waren und ich auch noch in der Ferne das Heulen weiterer Sirenen hörte, kam ich mir vor wie auf einer Insel stehend.
Ich war allein.
Es gab nur sie und mich!
Wir sprachen nicht miteinander, blieben stumm. Mir kam es so vor, als würden wir uns unterhalten. Da reichten allein die Blicke aus, um erkennen zu können, was wir voneinander zu halten hatten.
Ich hielt noch
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