0626 - Dracula II ist wieder da
sie sich nicht mehr im Freien befanden. Die Geräuschkulisse war eine andere.
Sehr schnell bremste Morley das Fahrzeug ab.
Er stieg noch nicht aus, und Jane war gespannt, wo sie sich wiederfinden würde.
Die Fahrertür klappte, Jane hörte Schritte und stand an der Ladetür, noch bevor Rick sie aufziehen konnte.
Von oben her schaute sie in sein Gesicht!
Rick Morley sah aus, als hätte er sich in die Hose gemacht. Aus seinen Augen leuchtete die nackte Furcht. Der Mund zitterte, Rick wischte über sein Gesicht und war nicht in der Lage, ein Wort zu sprechen. Er mußte sich an der Ecke abstützen, sonst hätten seine Knie nachgegeben.
Jane handelte kälter. Sie stieg von der Ladefläche und drückte die Tür so lautlos wie möglich zu. Dann lächelte sie Rick an. »Hat alles geklappt bis jetzt.«
Er ächzte nur. »Geklappt? Ja, aber ich bin tausend und mehr Tode dabei gestorben.«
»Wichtig ist, daß Sie leben, trotz allem.« Sie schlug ihm leicht auf die Schulter. Es hatte keinen Sinn, wenn auch sie die Nerven verlor, denn die brauchte sie noch.
Jane schaute sich um und war beeindruckt. Sie hatte sich den Bunker zwar groß vorgestellt, aber so groß nun auch wieder nicht. Überrascht war sie von der Breite des Ganges, auf dessen Betonboden und Wände das kalte Licht der Leuchtstoffröhren fiel.
Nebeneinander parkten mehrere Fahrzeuge. Einer war sogar ein Armeelastwagen. Eine Plane verdeckte die Ladefläche nur unzulässig. Jane sah die darauf befestigten Sitzbänke, die bestimmt Platz für mehr als zwanzig Personen boten.
Morley kam zu ihr. »Die Zufahrt hat auch ein Tor, es steht offen. Die Gelegenheit möchte ich nutzen.«
»Sie wollen verschwinden?«
»Ist am besten für mich.«
»Nein, Sie bleiben!«
Er ging einen Schritt zurück. »Warum das denn? Verdammt noch mal, ich habe meine Pflicht getan. Ich kenne mich hier nicht aus, ich kann Ihnen nicht mehr behilflich sein, das müssen Sie verstehen. Sorry, aber Sie können mich nicht mehr zurückhalten.«
»Sie sind feige, Morley!«
»Nein, nur um mein Leben besorgt.«
Jane winkte ab. »Gut, machen Sie, was Sie wollen. Aber es wäre besser, wenn Sie sich verstecken. Möglicherweise sind draußen Wachen aufgestellt, denen Sie in die Arme laufen.«
»Sie können einem Mut machen.«
»Ich bin Realistin.«
»Was wollen Sie denn tun?«
Jane zeigte ein hartes Lächeln. »Ich habe eine Aufgabe zu erledigen, denn ich suche die beiden Männer, die durch Ihre Mithilfe in eine Falle gelockt wurden.«
»Glauben Sie denn, daß die noch leben.«
»Das werde ich sehen.«
Er schaute zurück. Der Eingang malte sich als dunkles Viereck ab.
»Ich weiß noch nicht…«
»Verstecken Sie sich. Sie würden einem Verhör nicht standhalten, wenn man Sie erwischt.«
»Quatsch!«
Jane hob die Schultern. »Dann eben anders«, sagte sie und schlug blitzschnell zu.
Die Detektivin gehörte zu den Frauen, die auch Karate beherrschten, und sie wußte, wohin sie zu schlagen hatte, um einen Menschen ins Reich der Träume zu schicken.
Rick Morley war völlig überrascht worden. Er gab keinen Laut von sich und sackte zusammen. Jane fing ihn auf, bevor sie ihn zur Seite schleifte.
Sie hatte sich zuvor umgeschaut und festgestellt, daß keine Kameraaugen den Gang beobachteten. So ging sie von einer gewissen Sicherheit aus, die sie auch innerlich fühlte.
Sie verbarg den Bewußtlosen auf der Ladefläche des Transporters.
Es war nicht einfach gewesen, Morley dort hochzuhieven.
Jetzt war sie allein und konnte agieren. Für sie hatte es keinen Sinn, wenn sie wartete, daß etwas geschah. Sie mußte sich selbst durchkämpfen. Jane dachte logisch. Sie ging davon aus, daß dieser Gang nicht nur ins Freie führte. Er mußte einfach eine Verbindung zu anderen Teilen des Bunkers haben.
Eine Tür, schon mehr ein Tor, hätte Jane Collins rasch gefunden.
Es lag seitlich. Für sie sah es aus, als hätte man ein dunkleres Viereck gegen die Betonwand gezeichnet.
Wenn die Tür jetzt noch offen war…
Sie war es.
Jane hatte die Klinke nach unten gedrückt, atmete noch einmal tief durch und machte sich auf den gefahrvollen Weg ins Unbekannte…
***
»Dracula II ist wieder da!«
Diesen einen Satz hatte uns Mallmann entgegengeschmettert, gelacht und dabei auf den Jungen gezeigt, der von seinen beiden Bewachern gehalten wurde.
Ein Mitglied des Königshauses, das hatten Suko und ich gesehen, und wir waren einfach sprachlos geworden.
Ich überlegte, wie es Mallmann gelungen sein konnte,
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