0626 - Kopfjagd in der Höllenwelt
klatschte in die Hände. Der dunkelhäutige Sklave stieg die Stufen herab, ging zum Tisch und kostete von jeder Speise. Lächelnd verneigte er sich vor Santor und kehrte an seinen Platz zurück.
»Das, um dir dein Mißtrauen zu nehmen«, sagte der Kaiser. »Wenn Wir dich töten wollten, so nicht mit Gift. Eine Unserer Wurfmaschinen hätte dich schon auf der Straße vor dem Außenkastell zerschmettert.«
»Wurfmaschinen? Die Rohre sehen ein wenig fremd aus, Majestät.«
»Oh, die Rohre. Sorge dich nicht. Zusatzwaffen. Diese Umgebung ist nicht ungefährlich. Greift zu.«
Santor griff nach einem Gebäckstück und biß hinein. Es schmeckte überraschend gut. »Euer Koch, Majestät, versteht sein Handwerk.«
»Er muß es. - Doch sollst du nicht im Stehen speisen.«
Zwei Sklavinnen schleppten einen Sessel heran, in dem Santor Platz nahm. Er war sehr weich gepolstert. Die beiden ausgesucht hübschen Mädchen blieben bei Santor und versuchten ihn zu füttern. Er hatte Mühe, ihre Aufmerksamkeiten abzuwehren.
»Nun«, sagte er später. »Ihr könnt Euch denken, Majestät, daß ich nicht nur kam, um mich an Euren Speisen und Getränken zu ergötzen. Ich habe ein äußerst wichtiges Anliegen.«
»So spricht«, sagte der Kaiser huldvoll.
»Meine Tochter Patricia wurde entführt«, sagte Santor. »Von Zauberern und Sterblichen. Wie ich erfuhr, wird sie in Euren Palast gebracht. Ich bin gekommen, um Euch aufzufordern, mir meine Tochter zurückzugeben.«
Magnus' Gesichtsausdruck veränderte sich nicht.
»Aufzufordern, sagst du. Du führst eine kühne Rede und unterstellst Uns eigenartige Dinge«, sagte er. »Wie kommst du dazu, Santor?«
Santor erhob sich. Er trat um den Tisch herum und maß das Raubtier mit einem sorgfältig abschätzenden Blick.
»Seid Ihr für die Entführung verantwortlich, Majestät? Wenn ja, so rechtfertigt Euch und gebt zurück, was niemals Euer sein kann. Oder, bei den Göttern, ich zwinge Euch.«
»Wirklich kühn«, sagte Magnus. »Du nimmst dir da ein wenig zuviel vor, schätzen Wir. Was wäre, wenn Wir von dem Vorfall nichts wüßten? Wenn ein anderer für dies Verbrechen verantwortlich zeichnete? Könntest du es verantworten, Uns fälschlich in diesen bösen Verdacht gebracht zu haben?«
Santor runzelte die Stirn.
»Ihr redet um den Brei herum, Majestät. Hättet Ihr nichts damit zu tun, so würdet Ihr dies klar und ehrlich sagen. Gebt mir meine Tochter zurück!«
Er brüllte es, und gleichzeitig berührte seine Hand das Schwert.
Magnus bewegte sich nicht. Ruhig saß er auf seinem Thronsessel.
»Man ergreife ihn!« befahl er lächelnd.
***
Santor hatte damit gerechnet. Warum auch sollte der Kaiser sich selbst zum Kampf stellen, wenn er seine Leute dafür hatte?
Aber wo waren sie? Vorhin hatte Santor keine Soldaten im Saal sehen können, und daß die unbewaffneten Sklaven und Sklavinnen einen bewaffneten Mann angriffen, war äußerst zweifelhaft.
Jäh riß die Musik ab. Die Mädchen hörten auf zu tanzen und huschten davon. Der Sklave und die beiden Dienerinnen, die Santor zu füttern versucht hatten, suchten ebenfalls das Weite. Innerhalb weniger Augenblicke war Santor mit dem Kaiser allein.
Und mit dem Ungeheuer, dieser Mischung aus Leopard und Yeti.
Das Biest schlief gar nicht! Von einem Moment zum anderen sprang es auf und näherte sich dem Dominus. Santor faßte das Schwert mit beiden Händen.
Rechts und links an den Saalwänden flogen Türen auf.
Dahinter hatten die Weißen gelauert!
Je fünf auf einer Seite stürmten hervor, und jeder von ihnen hielt eines dieser unterarmlangen Rohre in der Armbeuge!
Das Yeti-Ungeheuer sprang!
Santor wich ihm geschickt aus und führte einen Schwerthieb zur Seite. Er traf etwas. Das Ungeheuer brüllte, fuhr herum und hieb mit den Tatzen nach dem Dominus. Santor wich abermals aus. Er sprang auf die erste der zum Thron führenden Stufen. Von einem Moment zum anderen wurde aus dem reichen Kaufmann der harte Kämpfer. Er lachte rauh, als er begriff, daß das Raubtier mit seinem wilden Sprung einen großen Fehler begangen hatte. Es befand sich jetzt nicht mehr zwischen seinem Herrn und dem Feind!
Der Yeti-Leopard versuchte auf die Beine zu kommen und brüllte. Zufrieden erkannte Santor, daß sein Schwert der Bestie blutigen Respekt beigebracht hatte. Sofort drehte er dem Tier wieder den Rücken zu und wollte zu Kaiser Magnus hinaufstürmen.
Der saß noch immer ruhig in seinem Thronsessel, als gäbe es für ihn keine Bedrohung, keinen
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