0626 - Kopfjagd in der Höllenwelt
Kalter Zorn packte ihn, ließ ihn allerdings nicht die Ruhe verlieren. »Er will das Mädchen für sich, will es mir vorenthalten! Warte, Hund von einem Jahrmarktskünstler! Die Rechnung machst du ohne mich! Einen Magnus betrügt man nicht!«
Er schrie es in die Kugel hinein.
»Ich habe dich gewarnt«, murmelte er dann. »Du wärest besser beraten gewesen, hättest du die Warnung beherzigt, Aaraa… doch nun ist es zu spät!«
Er ließ die Kugel schrumpfen und legte sie an ihren Platz zurück. Sie hatte ihre Schuldigkeit getan und ihm gezeigt, wo Aaraa war und wohin er sich bewegte.
Magnus fuhr herum und verließ den Raum, sicherte ihn wieder sorgfältig ab. Dann stapfte er in seinen Arbeitsraum.
Er betätigte die Glocke.
»Zwei Zehntschaften meiner Truppen werden reichen«, begrüßte er die hereinstürmenden Männer ohne eine Erklärung. Er trat an eine Karte und stieß einen Dolch hinein.
»Hier«, sagte er. »Einen halben Sturmritt, wenn ihr euch beeilt. Ein Zauberer und ein Mädchen. Das Mädchen will ich lebend und unverletzt. Von dem Zauberer genügt schon der Kopf. Schnell!«
Die Männer wußten, wenn er so sprach wie jetzt, war höchste Eile geboten. Dann ging es um Leben und Tod.
Oft um den eigenen, wenn die Befehle des Kaisers nicht rasch genug befolgt wurden…
***
Die Berge wurden steiler und unwegsamer, die Pfade schmaler, und zuweilen gab es auch gar keinen Weg mehr. Aber trotz der gefährlichen Dunkelheit fand Aaraa seinen Weg zum Felsentempel mit traumhafter Sicherheit.
Sein Pferd und das des Mädchens brauchten nichts zu sehen. Seine Augen reichten. Er sah in der Dunkelheit so gut wie am Tage, und er lenkte beide Tiere. Patricia schwieg. Aaraa spürte ihre Angst. Aber Aaraa bedeutete das nichts. Mochte sie sich fürchten. Bald war für sie ohnehin alles zu Ende.
Plötzlich stutzte er. Wurde er beobachtet? Er hielt das Pferd an.
Eine Stimme kam aus dem Nichts. Sie wurde nicht laut, Aaraa vernahm die Worte in seinem Kopf. Jemand meldete sich mittels magischer Kräfte.
»Einen Magnus betrügt man nicht!« brüllte die Stimme und fuhr dann etwas leiser fort: »Ich habe dich gewarnt. Du wärest besser beraten gewesen, hättest du die Warnung beherzigt, Aaraa…!«
Dann verstummte sie wieder, und das Gefühl, beobachtet zu werden, schwand. Aaraa ballte die Fäuste.
»Er weiß es also jetzt«, murmelte er. Er hätte es sich denken können. Magnus besaß die Kugel aus gefrorenem Feuer. Einmal auf das Mädchen Patricia eingestellt, fand die Kugel sie immer wieder und unter allen Umständen.
Nun gut. Mochte er ruhig Bescheid wissen. Es war zu spät. Aaraa lachte leise. Der Kaiserpalast war zu weit entfernt. Selbst wenn Magnus jetzt seine Soldaten aussandte, mußte er zu spät kommen.
Aaraa ritt wieder an.
Er machte nur einen einzigen Fehler. Er las nicht die Gedanken Patricias. Sonst hätte er gewußt, daß auch sie die Stimme aus dem Nichts vernommen hatte. Und mit dieser Stimme auch den Namen des Zauberers.
Aaraa ist also dein Name, dachte Patricia. Sie hoffte, daraus auf irgendeine Weise Kapital schlagen zu können. In ihrer Lage griff sie selbst nach dem kleinsten Zweig, der Halt versprach im reißenden Strom.
Doch… was nützte es ihr, den Namen des Zauberers zu kennen? Sie besaß keine Waffe, die den Namen zur Macht werden lassen konnte…
***
Santor wurde in die Tiefe der Palast-Festung geführt. Mehrmals überlegte er, seine Bewacher anzugreifen, aber auf den steilen Treppen konnte er vielleicht drei oder vier mit einem Überraschungsangriff ausschalten. Die anderen machten ihn anschließend nieder.
Sie waren sechs, und in ihren seltsamen weißen Rüstungen waren sie unangreifbar.
Sie antworteten nicht, wenn er versuchte, sie anzusprechen. Tiefer und tiefer ging es hinab. Die Beleuchtung wurde schwächer. Santor fragte sich, wie tief der Weg in den gewachsenen Fels hinab führte.
Plötzlich hörte er ein entferntes Pfeifen. Es schwoll auf und wieder ab und wieder auf und wieder ab…
Alarm…?
Abrupt blieben die Weißgekleideten stehen. Sie verständigten sich durch Gesten miteinander. Dann stürmten vier der sechs Soldaten davon, den Weg zurück, den sie gekommen waren.
Also doch ein Alarm, durchfuhr es Santor, wenngleich er sich nicht vorstellen konnte, was der Grund dafür war. Aber er beschloß, die Gunst des Augenblicks zu nutzen.
Der Weg war hier bereits zu Ende. Eine schwere Eisentür stand offen, dahinter befand sich eine dunkle Kammer.
»Da hinein!« schnarrte
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