0626 - Kopfjagd in der Höllenwelt
wirbelte herum und wollte fliehen. Santor schleuderte ihm eine Schwertlanze zwischen die Beine. Der Mann stürzte und überschlug sich lautlos. Santor knallte seinem ersten Gegner das stumpfe Ende des Rohres gegen den Helm, wich einem kraftvollen Fausthieb aus und trat aus der Drehung heraus zu. Sein Gegner flog gegen die Wand. Santor führte noch einen Rundschlag durch, sah den Mann zusammenbrechen und ließ sich fallen.
Mit häßlichem Zischen raste eine Klinge über ihn hinweg und durch den Korridor. Santor schnellte sich hoch und warf sich auf den am Boden liegenden dritten Mann, bevor dieser erneut schießen konnte. Ein Hieb mit dem Rohr betäubte auch ihn.
Santor richtete sich auf und nahm seine ›Zweitwaffe‹ wieder an sich. Er war froh, daß er die drei Männer nicht hatte töten müssen. Sie waren nur bewußtlos. Aber er konnte nicht sagen, wann sie wieder erwachen würden. Die weißen Rüstungen dämpften die Schlagwirkungen erheblich, und vielleicht waren die Soldaten schon in wenigen Minuten wieder aktiv. Der Dominus lief in die Richtung, in die auch die drei Soldaten gewollt hatten. Er erreichte eine Tür, öffnete sie und stand übergangslos auf einer Galerie unter freiem Himmel.
Vorsichtshalber zog er die Tür hinter sich zu. Dann sah er sich um.
Die Galerie war menschenleer. Sie zog sich in einer Breite von zwei Metern am gesamten Palast entlang, folgte allen Ecken und Windungen. Santor trat an die Brüstung und sah nach unten. Dort war der Innenhof des Palastes, gut acht Mannslängen unter ihm. Er sah nach oben und entdeckte über sich eine weitere Galerie, die aber zu hoch lag, als daß er sie mit einem Sprung hätte erreichen können.
Er staunte, daß er sich so weit oben befand. Da war es kein Wunder, daß er sich im Palast nicht mehr zurechtfand. Der Thronsaal befand sich mindestens zwei Stockwerke tiefer. Santor mußte den richtigen Treppenabsatz verfehlt haben.
Er schritt an der Galerie entlang. Die Tür, durch die er gekommen war, war bestimmt nicht die einzige. Es mußte noch mehrere Zugänge geben, nicht nur Fenster, die abgedunkelt in der Wand waren.
Langsam tauchte im Osten ein heller Lichtschimmer auf. Sonnenaufgang! Santor schluckte. Er hatte jedes Zeitgefühl verloren. War er denn schon so lange hier?
Er spürte keine Müdigkeit.
Der Palast lag ruhig da. Die meisten Menschen schliefen. Nur hier und da regten sich die weißen Gestalten von Wachsoldaten. Santor ging langsam weiter. Hinter den Fenstern, an denen er vorbeikam, mußten sich Zimmer befinden. Vielleicht die Dienerschaft…
Der Dominus überlegte. Was sollte er hier draußen? Er konnte den Palast ein paar Mal umrunden, aber das brachte ihn seinem Ziel auch nicht näher. Er mußte den Kaiser finden, und das, bevor er selbst entdeckt wurde. Die Tarnung durch die weiße Rüstung war nicht perfekt. Es gab garantiert Mittel und Wege, ihn trotzdem zu entlarven.
Und wenn es durch die Hilfe eines der Zauberer war, die sich den Gerüchten nach in Magnus' Diensten befinden sollten.
Hier draußen jedenfalls war der Kaiser sicher nicht.
Santor entdeckte eine Tür, die wieder nach drinnen führte, öffnete sie und schlüpfte hindurch.
Zwei Soldaten fuhren herum. Ihre Waffen klickten, als die Klingen ausfuhren.
Sie haben mich entdeckt! durchfuhr es Santor. Sie wissen, wer ich bin!
Dann aber schüttelte er den Kopf. Es konnte nicht sein. Wahrscheinlicher war es, daß er die beiden Männer durch sein Auftauchen mißtrauisch gemacht hatte. Er hatte einfach nicht durch diese Tür ins Palastinnere zu kommen, das war alles!
Die Rohre starrten direkt auf ihn. Bei einem zog sich die Klinge wieder zurück. Die Öffnung gähnte drohend, bereit, jederzeit ein Geschoß auszuwerfen.
»Wie lautet dein Befehl?« schnarrte die Frage.
Das war es! Er war wirklich durch die falsche Tür gekommen!
»Ich soll euch ablösen«, sagte er etwas unsicher. Etwas besseres fiel ihm nicht ein.
»Du gehörst nicht zur Garde. Zeige dein Gesicht!« knurrte der Soldat mit der festen Klinge. »Sofort!«
Santor warf sich nach vorn. Der zweite Soldat schoß. Die Klinge jagte aus dem Rohr, streifte Santors Rüstung und ging klirrend und splitternd durch die Glasfläche der Tür. Santor bewegte den zweiten Hebel an einer seiner Beutewaffen. Sein Geschoß fuhr dem Soldaten durch die Brust. Der andere schlug mit der Schwertlanze nach dem Dominus. Santor warf sich zur Seite. Der Soldat zog am Hebel, die Klinge zog sich zurück. Doch Santor schoß schneller.
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