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0628 - Der Sturmteufel

0628 - Der Sturmteufel

Titel: 0628 - Der Sturmteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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trinkt ein Glas Wasser und vergrault uns die Gäste mit ihren Unheilsprophezeiungen!«
    Wieder fuhr er die Alte an: »Ich sollte dich davonjagen, verdammte alte Hexe!«
    Die Frau duckte sich leicht, kicherte spöttisch und zuckte sofort wieder erschrocken zurück, als habe sie mit ihrem Kichern nur die Reaktion des Kellners testen wollen. »Ja, ich bin verrückt«, sagte sie etwas undeutlich. »Seit ich meine eigene Zukunft gesehen habe. Ha!«
    Sie reckte sich etwas empor. Sah den Kellner an. »Du brauchst mich nicht zu schlagen und davonzujagen, Söhnchen«, kicherte sie. »Ich sterbe auch so! Ich weiß genau, wann ich sterben werde. Ich hab's gesehen. Deshalb bin ich verrückt. Und ich weiß auch, wann du gestorben bist, Kindchen. Es ist schon ein paar Wochen her. Gehe nicht nach Frankreich! Da bist du gestorben! Ach… du wirst es ja doch tun. Es ist unabänderlich. Du mußt es, Emrys-Tochter! Es ist…« Sie begann plötzlich zu schluchzen.
    »Halte den Mund, alte Schwätzerin!« knurrte der Kellner. »Hexe! Verschwinde endlich!«
    Aber es war Eva, die verschwand, die sich eilends entfernte von dieser Frau, die ihr durch ihr wirres Gerede unheimlich geworden war.
    Hatte Nicole Duval nicht behauptet, Eva sei in Lyon ermordet aufgefunden worden? Lyon lag doch in Frankreich, aber die alte Hexe faselte einmal davon, Eva werde in Frankreich sterben, dann aber, sie sei bereits gestorben… Und was bedeutete der Begriff Emrys? Sie hatte ihn noch nie gehört… oder doch?
    Wenn das so weitergeht, schnappe ich noch über! dachte sie.
    Plötzlich stoppte ein Auto neben ihr; ein roter, flacher Sportwagen. Der Fahrer beugte sich herüber und kurbelte die Scheibe der Beifahrertür herunter.
    »Steigen Sie ein«, sagte er. »Ich bringe Sie hier weg.«
    Es war der Mann aus dem Hotel.
    Sie war zu durcheinander, um diesmal zu widerstehen. Sie fädelte sich in die kleine Fahrzeugkabine ein, und der Hellhaarige trat das Gaspedal durch, kaum daß sie die Tür hinter sich zugezogen hatte.
    Der Sportwagen schoß davon.
    ***
    Jill Carpenter entschloß sich, zwischendurch mal wieder nach der Blonden zu sehen. Es gefiel ihr nicht, daß die sich immer wieder so abkapselte und zurückzog. Eva sollte sie also heißen… Okay, der Name paßte zu ihr.
    Jill ging zu ihrem Zimmer hinüber.
    Irgendwie roch es auf dem Korridor seltsam. Zuerst wußte Jill die unangenehme Duftnote nicht einzuordnen, doch… es schien Schwefel zu sein. Aber es war nicht mehr als ein schwacher Hauch, nur von besonders feinen Nasen wahrzunehmen, wie Jill sie besaß.
    Sie klopfte an Evas Zimmertür. Von drinnen kam keine Antwort. Sollte Eva sich zum Schlafen hingelegt haben? Das konnte Jill sich um diese Tageszeit nur schwer vorstellen.
    Jill klopfte erneut, etwas lauter. Als drinnen immer noch keine Reaktion erfolgte, drückte sie probeweise auf die Klinke.
    Die Tür war nicht abgeschlossen.
    Vorsichtig trat Jill ein. »Hallo… Eva?« Und wunderte sich, wie leicht ihr dieser Name schon über die Lippen ging, mit dem die Blonde heute erstmals bezeichnet worden war.
    Aber von Eva war nichts zu hören und zu sehen. Sie befand sich auch nicht im kleinen Bad. Wo steckte sie? Es war nicht ihre Art, die Tür unverschlossen zu lassen, wenn sie das Zimmer verließ.
    Das Fenster war offen.
    Hinausgestürzt konnte sie sich kaum haben. Das wäre närrisch. Es ging nicht tief genug, um sich den Hals zu brechen. Höchstens ein paar Knochen. Wer sich umbringen wollte, fing das weniger dämlich an. Trotzdem beugte Jill sich kurz nach draußen, aber unter dem Fenster war auf dem Hinterhof des Hotels keine Spur von Eva zu sehen.
    Jill fühlte sich etwas unbehaglich. Sie kam sich wie ein Dieb vor, der in einer fremden Wohnung nach Beute sucht. Gut, Eva war nicht hier. Also hatte Jill hier nichts mehr verloren.
    Sie ging zurück zur Tür, um das Zimmer wieder zu verlassen. Aber wieso war die Tür so weit entfernt? Plötzlich hatte Jill den Eindruck, sich auf der Stelle zu bewegen.
    So sehr sie sich auch anstrengte -sie erreichte die Tür nicht mehr…
    ***
    Nicole sah in einiger Entfernung Eva vor einem Restaurant stehen; sie sprach offenbar mit einer alten Frau, und ein Kellner mischte sich ein. Na prima, dachte sie. Unterhaltet euch nur so lange wie möglich, und gebt mir damit die Chance, aufzuschließen, ohne daß ich rennen muß!
    Es sah so aus, als bekäme sie diese Chance.
    Die Unterhaltung eskalierte zum Streit.
    Niemand achtete auf Nicole, die zügig herankam.
    Aber dann war

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