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0628 - Der Sturmteufel

0628 - Der Sturmteufel

Titel: 0628 - Der Sturmteufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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eine internationale Anfrage vorliege… nur daß er dir bereits ein Fax zugesandt hat, hat er mir nicht erzählt. Schön, daß die Polizei in Europa so gut zusammenarbeitet. Ich halte dich auf dem laufenden.«
    »Besser nicht, Zamorra«, protestierte der Chefinspektor. »Ich will mit der ganzen Sache möglichst nichts mehr zu tun haben! Für mich ist der Deckel über der Akte Eva zu. Die ist ermordet worden, ihr Mörder hat Selbstmord begangen - das war's.«
    »Anscheinend nicht, Pierre«, murmelte Zamorra nachdenklich und beendete das Gespräch. Dann sah er sich nach den beiden anderen Männern um.
    »Vielleicht hat Nicole ja inzwischen einiges in Erfahrung gebracht«, hoffte er.
    ***
    Nachdem Eva in die Seitenstraße abgebogen war, ließ sie es etwas ruhiger angehen. Sie wußte sich jetzt vor Nicole Duval sicher. Die schien nicht mitbekommen zu haben, daß sie das Hotel verlassen hatte.
    Das Para-Mädchen fragte sich, was Nicole Duval draußen auf der Straße gewollt hatte. Es sah so aus, als wartete sie auf etwas oder jemanden… oder beobachtete… lauerte…
    Warum? Und auf wen?
    Eva schlenderte weiter.
    Sie wollte nicht mehr darüber nachdenken. Sie war doch extra nach draußen gegangen, um ein wenig Ruhe zu haben, und wenn morgen der Therapeut wieder aufkreuzte, würde sie den zum Teufel jagen. Sie mußte ganz fort von hier. Das Problem bestand darin, daß sie kein eigenes Geld besaß. Da waren vielleicht fünfzigoder hunderttausend Lire, die ihr die beiden Amerikaner zur Verfügung gestellt hatten, aber damit kam sie nicht weit. Wenn sie davon eine Fahrkarte für Bahn oder Bus kaufte, blieb nicht viel übrig, und sie würde auch nicht besonders weit damit kommen. Was danach?
    Es machte ihr zu schaffen, daß sie von anderen abhängig war. Wie sollte sie das, was Jill und Andrew für sie getan hatten, je wieder gutmachen?
    Sie konnte es nur, wenn sie herausfand, wer sie war.
    Wieder schüttelte sie den Kopf.
    Sie wollte doch jetzt nicht darüber nachdenken! Sie wollte sich doch ablenken !
    Vielleicht einen Kino-Besuch? Für Discotheken war es noch zu früh…
    Woher weiß ich, was ein Kino ist? Was eine Discothek? Wieso kenne ich mich hier im Straßenverkehr aus? Wie kommt es, daß ich mehrere Sprachen beherrsche?
    Es mußten also Erinnerungen da sein. Aber wie konnte sie diese Erinnerungen konkret werden lassen, wie konnte sie sie greifbar machen?
    Der Therapeut war ihr da keine Hilfe gewesen. Allerdings konnte der in der kurzen Zeit, die sie bisher miteinander geredet hatten, nicht viel bewirken. Hinzu kam, daß Eva kein sonderliches Vertrauen zu ihm hatte.
    Dieser Nicole Duval vertraute sie schon eher - und schüttelte den Kopf über sich selbst. Wie kam sie dazu, so über die ihr Fremde zu denken?
    Gab es da eine gemeinsame Erinnerung an früher?
    Eva schlenderte an einem kleinen Ristorante vorbei, das auch Tische draußen aufgebaut hatte. In der Tür lehnte ein Kellner und schwenkte einladend ein Tuch. Sie lächelte ihm zu, schüttelte den Kopf und ging weiter.
    An einem der Tische saß eine alte Frau. Als Eva an ihr vorbeiging, streckte die Alte eine Hand aus und hielt Eva fest.
    »Was bist du?« fragte sie, und ihre Augen zeigten maßlose Überraschung.
    Eva versuchte sich von ihr zu lösen, aber die Alte hielt sie so energisch fest, daß der dünne Stoff des Kleides zerrissen wäre. Verärgert über diese seltsame Attacke wandte Eva sich ihr zu. »Was soll das, Signora?« fragte sie.
    »Was bist du?« wiederholte die Alte ihre Frage. Was bist du, nichtiger bist du!
    »Warum fragen Sie mich das? Lassen Sie mich los!«
    Der Kellner löste sich von der Tür und kam langsam näher.
    »Ich sehe, daß es dich nicht geben kann«, fuhr die Alte fort. »Du existierst, aber es gibt dich noch… und ich verstehe das nicht! Etwas an dir ist falsch!«
    »Wollen Sie mich nicht endlich loslassen?« drängte Eva.
    »Gehe nicht nach Frankreich«, sagte die Alte eindringlich. »Dort wirst du sterben… nein, dort bist du bereits gestorben… wieso bist du hier? Etwas ist… in dir… bist du eine Tochter des großen Emrys…?«
    »Jetzt ist es aber gut, ja?« fuhr der Kellner die Alte an, der jetzt herangekommen war. Er holte mit dem Tuch aus, als wolle er sie schlagen. Erschrocken ließ die Frau Eva los.
    »Entschuldigen Sie, Signorina«, bat der Kellner. »Aber sie ist ein bißchen verrückt, verstehen Sie? Sie ist eine Hellseherin… eine Wahrsagerin… sagt sie zumindest immer. Hockt sich jeden Tag um diese Zeit her,

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