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063 - Das Verrätertor

063 - Das Verrätertor

Titel: 063 - Das Verrätertor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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fragte Diana. »Macht das einen Unterschied?«
    Trayne zuckte die Schultern.
    »Den Unterschied zwischen fünfzigtausend und hunderttausend Pfund«, sagte er. »Und später wird vielleicht noch mehr folgen. Stellen Sie sich doch einmal den Spektakel vor, der in der ganzen Welt entstehen wird, wenn die Sache klappt. Erinnern Sie sich noch an das Verschwinden des berühmten Gemäldes von Leonardo da Vinci, der Mona Lisa? Das müssen Sie verhundertfachen! Die >Frucht<, wir wollen es so nennen, ist fort. Die Zahlung des Herrn, in dessen Auftrag die Sache unternommen wurde, ist geleistet worden. Welche Summe, glauben Sie wohl, würden die Eigentümer der Frucht geben, um sie zurückzubekommen? Und sie würden keine Fragen stellen und von einer Strafverfolgung absehen, wenn die Wahrheit auch ans Tageslicht käme.«
    »Sie meinen damit, daß Sie ein Doppelspiel treiben können?« begann Graham.
    »Doppelspiel – das verstehe ich nicht«, sagte Mr. Trayne verbindlich. Er betrachtete aufmerksam die lange Asche seiner Zigarre.
    »Ich glaube, es ist besser, wenn Sie jetzt gehen«, sagte er. »Ich bin sehr gespannt, was Mrs. Ollorby machen wird – ich glaube, daß der Mousetrap-Klub nicht länger von ihr überwacht wird, wenn Sie gegangen sind.«
    Als sie sich erhoben, sagte Trayne: »Nebenbei bemerkt habe ich Mr. Colley Warrington nicht von mir aus ins Vertrauen gezogen. Ich sage Ihnen das ausdrücklich, damit Sie das nicht in einem unbedachten Moment vielleicht annehmen.«
    Er hatte die Worte »von mir« ausdrücklich betont. Als sie heimwärts fuhren, überlegte sich Diana, von wem Mr. Warrington denn ins Vertrauen gezogen worden war. Graham dachte an andere Dinge. Ab und zu blickte er durch das rückwärtige Fenster des Autos, um nach Mrs. Ollorby auszuschauen, die ihren Aufbruch vom Mousetrap-Klub mit so unverhohlenem Interesse beobachtet hatte.

6
    Seine Hoheit, der Fürst von Kishlastan, saß mit untergeschlagenen Beinen auf einem Diwan in seinem Privatzimmer. Seine glänzenden dunklen Augen schauten ins Leere. Die dünnen, braunen Hände spielten mit einer Smaragdkette, die um seinen Hals hing. Von Zeit zu Zeit zog er eine kleine goldene Dose aus seiner Tasche, nahm mit seinen Fingerspitzen etwas von dem gelben Pulver, mit dem sie halb gefüllt war, und brachte es auf seine Zunge.
    Neben ihm lag eine Anzahl Zeitungsausschnitte. Nach einer Weile nahm er sie unzufrieden auf und las einen nach dem andern.
    Rikisivi, Prinz von Kishlastan, war auf einer berühmten Schule in England erzogen worden. Er beherrschte das Englische vorzüglich. Seine Abneigung gegen seine Oberherren aber war so groß, daß er alle offiziellen Unterredungen durch einen Übersetzer führen ließ. Er war der Nachkomme einer Königsfamilie, die seit vielen Generationen regierte und schon in Indien herrschte, ehe noch die John Company dorthin kam. Seine Vorfahren waren Herren über Leben und Tod und hatten manchmal weise, häufiger aber ungerecht über ein entrechtetes Volk regiert, das seine Herrscher gleich Göttern verehrte. Und nun munkelte man von Absetzung. Man wollte einen Herrscher absetzen und einen anderen einsetzen. Es war möglich, daß man ihn aufforderte, abzudanken und in Paris von einer Regierungspension zu leben, während sein Nachfolger in den Besitz der ungeheuren Reichtümer käme, die während des tausendjährigen Bestehens der Dynastie angehäuft worden waren.
    Das Vergehen, das ihn vor den Gouverneur von Pondichery gebracht hatte, braucht nicht eingehend beschrieben zu werden. Es handelte sich um einen Mord, eine kaltblütige Abschlachtung, die Folterung einer Frau und das Verschwinden einer anderen. Die schöne Eurasierin, die mitten in den Säulengängen seines Palastes verschwand, war die Hauptursache seiner politischen Schwierigkeiten. Hätte man sie gefunden und verhört, so hätte das für ihn das Ende seiner Herrschaft bedeutet. Aber sie war nicht gefunden worden und würde auch nicht gefunden werden, bis die Erde ihre Toten wiedergab und man einen gewissen lieblichen Garten mit Spaten durchwühlte.
    Daß er diese schlauen politischen Beamten hinters Licht geführt hatte, erheiterte ihn immer noch, und was er einmal fertiggebracht hatte, würde er auch wieder können, ohne daß mehr herauskam. Aber als seine dunklen, schwarzen Augen unbeweglich ins Leere starrten, kam ihm doch der Gedanke, daß es etwas ganz anderes sei, ein halb willfähriges Mädchen heimlich vom Basar in Kishlastan in seinen weißen Marmorpalast zu

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