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063 - Das Verrätertor

063 - Das Verrätertor

Titel: 063 - Das Verrätertor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Graham nickte.
    »Ein kleines, hübsch möbliertes Landhaus ist in der Morgenausgabe der Zeitung annonciert«, sagte Mr. Trayne. »Es steht in der dritten Spalte auf Seite 9 des >Megaphone<. Ich glaube, daß die Agenten Ihnen dieses Landhaus zu einem mäßigen Preis überlassen werden, wenn Sie es für ein bis zwei Monate mieten. Es wohnt ein Hausmeister dort, und ich zweifle nicht, daß Sie dieses Buch jeden Abend um zehn Uhr auf Ihrem Tisch vorfinden, ob Sie ihn höflich darum bitten oder nicht. Es wird erst morgens wieder fortgenommen, aber in weniger als einem Monat müssen Sie auch jedes Wort auswendig wissen.«
    Er zog sein Notizbuch heraus, entnahm ihm einen Zeitungsausschnitt und gab ihn Graham. »Hier ist die Annonce.«
    »Ich will heute noch schreiben«, sagte Graham heiser. Mr. Trayne nickte, schloß das Buch wieder in den Geldschrank ein, richtete sich gerade auf und schaute Diana vergnügt an.
    »Für Sie habe ich einen anderen kleinen Roman, Miss Martyn«, sagte er. »Aber das will ich erst später einmal mit Ihnen besprechen.«
    Er ging zum Fenster und blickte hinaus. Seine Hände steckten in den Taschen. Als Diana hinter ihm stehend hinausschaute, sah sie überrascht eine ihr bekannte Gestalt. »Wie seltsam!« sagte sie.
    »Was ist seltsam?« fragte Tiger Trayne, drehte sich aber dabei nicht um.
    »Das ist doch die aufdringliche Frau, die heute morgen in meine Wohnung kam und mich fragte, ob ich eine Zofe brauchte! Die Person ging einfach in den Vorraum. Ich fand sie vor der Tür meines Empfangszimmers.«
    »Wirklich?« Mr. Trayne wandte sich nicht um. »Das ist merkwürdig. Sie meinen die dicke Frau – wie nennt sie sich doch gleich?«
    »Mrs. Ollorby«, sagte Diana. Trayne nickte ernst. »Sie nannte ihren richtigen Namen. Es ist Emily Ollorby.«
    »Kennen Sie die Frau?« fragte sie überrascht. »Ja, ich kenne sie«, sagte er langsam. »Sie ist eine der tüchtigsten weiblichen Detektive in Scotland Yard. Ich hoffe, daß Sie keine wichtigen Dinge besprachen, bevor Sie die Frau vor Ihrer Tür entdeckten.«
    Diana fühlte, wie sie bleich wurde.
    »Aber – was will sie denn herausbringen – warum ist sie hier? Ist sie mir gefolgt?«
    Sie sprach ein wenig unzusammenhängend.
    »Das ist leicht möglich. Bloße Neugierde ist eine Eigenschaft, die man einer Frau verzeihen muß, aber wenn Mrs. Ollorby neugierig ist, steckt immer etwas dahinter.«
    Er drehte sich lächelnd nach ihr um.
    »Ein Detektiv beobachtet nicht notwendigerweise, weil er etwas weiß, sondern weil er etwas wissen möchte. Ich bin während meines ganzen Lebens ununterbrochen so beobachtet worden, daß ich mich nicht wohl fühlen würde, wenn das aufhörte. Wahrscheinlich wünscht sie zu erfahren, warum Mr. Graham Hallowell Sie besucht oder, falls sie den Grund weiß, was für Pläne er für die Zukunft hat. Scotland Yard hat großes Interesse an Leuten, die eben aus dem Gefängnis kommen.«
    »Beobachtet sie mich?« fragte Graham wild. »Dem will ich doch ein Ende machen – «
    »Sie werden kein Ende machen!« Mr. Traynes Stimme war sehr höflich, aber auch sehr bestimmt. »Lassen Sie sie doch aufpassen – das ist gut für ihre Augen.«
    »Sie sieht mehr wie eine Waschfrau aus,« sagte Diana erstaunt.
    »Sie hat sehr viel schmutzige Wäsche öffentlich gewaschen«, sagte Trayne ironisch. »Sie ist eine sehr tüchtige Frau, glauben Sie mir das. Vielleicht« – er zögerte –, »vielleicht wird es besser sein, Miss Martyn, wenn Sie das Landhaus in Cobham mieten und Ihren Freund Hallowell dorthin einladen. Das heißt, wenn Sie solch einen Verstoß gegen die guten Sitten überleben. Aber ich denke, das können Sie ruhig – « Er zog die Augenbrauen hoch. »Ich kann mich nicht genau darauf besinnen, wie lange Sie schon mit unserem Freund Graham verheiratet sind, aber ich glaube, es war einen Monat, bevor er ins Gefängnis kam.«
    Diana kniff die Lippen zusammen, aber sie sagte nichts. Dieses kleine Geheimnis war also auch anderen Leuten bekannt.
    »Es war doch auf dem Standesamt in Worcestershire?« fragte Trayne im Ton eines Mannes, der sich an etwas erinnert, das ihm aus dem Gedächtnis gekommen ist, »und zwar unter dem Namen – aber das tut ja nichts zur Sache.«
    »Ich glaube auch«, sagte Diana kühl, »Sie haben ein ausgezeichnetes Informationsbüro, Mr. Trayne.«
    »Es ist ziemlich vollständig«, sagte er. »Sie können mit Ihrem Gatten zusammen das Buch studieren.«
    »Und wenn ich mich nicht daran beteiligen möchte?«

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