Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
063 - Das Verrätertor

063 - Das Verrätertor

Titel: 063 - Das Verrätertor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
Erfolg gehabt, ohne Flugzeuge oder Motorboote und alle die anderen Hilfsmittel, die die moderne Technik heute einem Mann an die Hand gibt. Dieser Oberst Blood – «
    Obwohl sich Diana vorgenommen hatte, vollständig ruhig zu bleiben, konnte sie einen Schrei nicht unterdrücken. Auf Graham machte die Erwähnung dieses Namens anscheinend keinen Eindruck.
    »Dieser Oberst Blood hatte einen ganz elenden Mißerfolg und hat ihn auch verdient. Ob er gehenkt wurde, weiß ich nicht, ich habe es vergessen. Wird einer gehenkt, weil er die Kronjuwelen stiehlt, so… «
    Graham Hallowell sprang auf. Schrecken und Erstaunen zeigten sich in seinen Gesichtszügen.
    »Die- die Kronjuwelen?« stieß er erregt hervor.
    »Ihr Wert beträgt – wollen wir sagen, ungefähr eine Million Pfund Sterling.« Tiger Trayne überhörte die Unterbrechung. »Der ideelle Wert ist unendlich viel höher. Eine verrückte Idee, werden Sie sagen? Dasselbe dachte ich auch, als ich mir die Frage zum erstenmal vorlegte. Welche Befriedigung könnte ein Mann haben – es sei denn, daß er sich die Krone von England selbst auf seinen häßlichen Kopf setzen wollte –, nicht um sich von seinen armseligen Untertanen bewundern zu lassen, sondern heimlich in einem dunklen, heißen Zimmer in Kishlastan, zu dem nicht einmal die Frauen seines Harems Zutritt haben – «
    Auch Diana fiel wieder aus der Rolle.
    »Meinen Sie den Fürsten von Kish – «
    Eine Handbewegung ließ sie verstummen.
    »Ich kenne keine Fürsten. Indien ist ein Land, um das ich mich nicht kümmere. Ich kleide nur einige Bruchstücke meiner Träume in Worte. Ideen eines Verrückten… aber Irre sind manchmal dem Genie nahe verwandt, und zuweilen werden ausgezeichnete Pläne in ihren sonst unbrauchbaren Hirnen geboren, besonders wenn sie von einer Leidenschaft besessen sind. Diese nehmen besondere Formen an. Manche Leute träumen nur von Weibern, manche nur von Macht. Ich kenne einen Mann, der Tag und Nacht auf nichts anderes als auf ein bestimmtes Kartenspiel versessen war. Ein anderer sammelte Porzellan und brach in Tränen aus, wenn ein Teller zerbrach. Andere wieder sind verrückt nach Juwelen und kostbaren Steinen – « Er seufzte. »Die menschlichen Begierden können nicht verallgemeinert werden, es gibt zu viele Möglichkeiten.« Nach einer Pause sagte er wieder: »Fünfzigtausend Pfund sind ein schönes Stück Geld, und das alles nur für einige Wochen Übung, sorgsame Befolgung von Instruktionen… Praktisch kein Risiko… Ein oder zwei eingeschlagene Schädel – natürlich Ihrer nicht ausgeschlossen – «, fügte er entschuldigend hinzu, »wenn sich das Merkwürdige ereignen sollte, daß Sie sich an einem solchen Abenteuer beteiligen würden.«
    Graham Hallowell war blaß und zitterte. Er räusperte sich.
    »Folgen noch weitere genaue Erklärungen?« fragte er.
    Tiger Trayne stand auf, ging zu dem eingemauerten Geldschrank, schloß ihn mit einem Schlüssel auf, der an einer Kette hing, die an seiner Weste befestigt war, und nahm ein Manuskript heraus, das in braunes Papier eingebunden war. Es hatte die Größe eines dicken Schulbuches. Er blätterte rasch die einzelnen Seiten durch, und Graham sah, daß sie mit der Maschine geschrieben waren.
    »Hier ist mein kleiner Roman, einer der wenigen, die ich geschrieben habe«, sagte Mr. Trayne. Er steckte sich langsam eine Zigarre an und stützte den Ellbogen auf das Buch. »Ich habe mir ein Beispiel an einem anderen Autor genommen. Ich lasse meine Geschichte in Ruritania spielen. In diesem Land gibt es nämlich eine Festung, die Strong genannt wird. Sie erhebt sich am Ufer eines großen Stromes und ist tausend Jahre alt. In dieser Festung steht ein Turm, der scharf bewacht wird und die Juwelen des regierenden Fürsten birgt. In meinen müßigen Augenblicken habe ich einen Plan ausgearbeitet, wie ein entschlossener, kluger Mann, der sich streng an seine Vorschriften hält, mit Erfolg diese Juwelen entführen kann. Es ist eine aufschlußreiche Erzählung. Und wenn Sie lesen, werden Sie merken, daß ich die Juwelen >Frucht< genannt habe, und das Militär, das sie schützt, den >Wachmann<. Wenn durch irgendwelchen Zufall das Buch in unberufene Hände fallen sollte, würde es für jemand, der nicht eingeweiht ist, sehr schwer sein, die Zusammenhänge zu verstehen. Es ist nun die Frage« – er ließ die Blätter gleichgültig durch die Finger gleiten –, »haben Sie genügend Interesse, um diese kleine Geschichte genauer durchzustudieren?«

Weitere Kostenlose Bücher