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063 - Das Verrätertor

063 - Das Verrätertor

Titel: 063 - Das Verrätertor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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locken, als eine Europäerin als Opfer seiner Leidenschaft gegen ihren Willen viele tausend Meilen zur See und zu Land dorthin zu bringen. Wenn er sie allerdings einmal in Kishlastan hatte, würde kein Auge etwas sehen, kein Ohr etwas hören und keine Zunge etwas darüber erzählen, denn sein Volk war ihm in fanatischer Unterwürfigkeit ergeben. Das wäre eine wunderbare Rache an diesen Weißen gewesen, die ihn so geringschätzig behandelten und ihn, den rechtmäßigen Fürsten, nicht anerkannten…
    Aber wie konnte man das ausführen? Er hatte schon ein Dutzend, ja Hunderte von Plänen ersonnen, um sie doch alle wieder zu verwerfen.
    An der Tür, die mit einem dichten Vorhang verdeckt war, hörte er ein leises Klopfen. Der Dolmetscher kam herein und sprach leise mit seinem Herrn.
    »Laß ihn näher treten«, nickte der Fürst. Colley Warrington wurde unter großen Zeremonien in den ruhigen Raum gebracht. Ob er endlich die Lösung bringen würde? Rikisivi beobachtete ihn gespannt durch halbgeschlossene Augenlider.
    Mr. Warrington war einer der wenigen Günstlinge, die er zu jeder Zeit in Audienz empfing. Er hatte sich dem Inder in recht eigenartiger Weise brauchbar erwiesen, so daß Rikisivi mit ihm seine Absichten hätte frei besprechen können. Aber es wurden erst viele andere Dinge verhandelt, ehe sie auf ihr Hauptthema kamen, nämlich auf Hope Joyner.
    »Die Sache wird sehr leicht gehen«, sagte Colley zuversichtlich. »Ob es allerdings möglich ist, sie durch ganz Indien nach Kishlastan zu bringen, müssen Sie besser wissen als ich. Ich kenne die Beschaffenheit der Küste nicht. Kann man an irgendeiner einsamen Stelle landen?«
    Der Fürst nickte.
    »Das ist sehr einfach«, sagte er. »Viel einfacher als hier in England. Eine Frau reist immer purdah, das heißt hinter verschlossenen Vorhängen, und es würde niemand ohne weiteres wagen, einen Wagen zu durchsuchen. Aber hier – «
    »Es wird mit Gefahren verknüpft sein«, sagte Colley, »aber es ist nicht unmöglich. In Wirklichkeit ist es nur eine Geldfrage, Hoheit. Wie werden Sie nach dem Osten zurückreisen?«
    »Mit einem P. & O.-Dampfer«, sagte der Fürst. Colley rieb sich das Kinn.
    »Dann müßten wir eine Jacht chartern, und auch das wäre gefährlich. Man ist dabei zu sehr auf die Ergebenheit der Schiffsbesatzung angewiesen. Aber man könnte es wagen.«
    Er nannte eine Summe – ein großes Vermögen –, aber Riki überging die Geldfrage mit einer ungeduldigen Geste.
    »Geld ist – nichts. Sie brauchen Hilfe. Dieser Mr. Trayne – «
    »Nein, nicht Trayne«, sagte Colley entschieden. »Ich weiß, daß Sie gewisse Geschäfte mit ihm machen, und ich kümmere mich auch gar nicht darum, was es ist. Aber Trayne würde die ganze Sache sofort hintertreiben. Er ist besonders bedenklich, wenn es sich um Frauen handelt.«
    Er erzählte eine Geschichte über Traynes Empfindlichkeit in diesem Punkt, die sehr glaubwürdig schien, wenn man Tiger Trayne kannte. Er erwähnte auch etwas von Seeräuberei auf offenem Meer, denn Mr. Trayne hatte viel Interessen, und seine Unternehmungen zogen sich über die halbe Welt.
    »Nein, ich kenne sie nicht«, sagte er, indem er eine Frage des Fürsten beantwortete. »Einige meiner Freunde kennen sie. Sie ist sehr schön. Ich glaube nicht, daß sie freiwillig mitgeht.«
    Der Inder schaute ihn verwundert an.
    »Halten Sie mich denn für einen solchen Narren, daß ich sie erst fragen würde? Nein, ich werde sie jetzt nicht wiedersehen. Ich habe einen Entschuldigungsbrief geschrieben wegen meines Mißgriffs mit den Perlen. Das ist das Ende unserer Bekanntschaft. Miss Martyn kennt die junge Dame. Würde die Ihnen nicht helfen können?«
    Colley zögerte. Er selbst war sich der Nichtswürdigkeit des Planes, den er so kaltblütig ausführen wollte, nicht bewußt. Er hatte sein ganzes Leben in solchem Schlamm und Schmutz zugebracht, daß alles Rechts- und Anstandsgefühl in ihm erstorben war. Er handelte schon lange mit sehr delikater Ware. Ehre, Selbstachtung, Anstand und alle diese großen, reinen Tugenden waren für ihn Begriffe und Eigenschaften, die für ihn nicht galten. Er hatte einen eigenen Maßstab für die Bewertung menschlicher Handlungen, trotzdem hatte auch er seine Ideale – Colley rühmte sich, daß er keinem Mann einen Penny schuldete und eine Frau noch nie eine Sekunde habe warten lassen, wenn er sich mit ihr verabredet hatte.
    Er fuhr mit seinem Wagen zu Diana. Als er ankam, sah er sie mit Graham in den Torweg des

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