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063 - Das Verrätertor

063 - Das Verrätertor

Titel: 063 - Das Verrätertor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Geldschrank.
    Graham besann sich, daß der Zweck der Reise angeblich Kokainschmuggel nach Indien war.
    »Ich dachte, Sie würden noch einen Reisegenossen haben – Colley, so ungefähr hieß er –, aber er mußte umkehren. Haben Sie alles, was Sie brauchen?«
    Grahams Koffer lag auf dem Bett.
    »Den könnten Sie da unten hineinstellen, ist das alles, was Sie mitgebracht haben?« fragte der Kapitän.
    »Das ist alles, was ich brauche.«
    Als Eli Boß gehen wollte, kam Graham ein Gedanke.
    »Ich würde gern eine Pistole haben«, sagte er.
    Der Alte drehte sein blutrotes Gesicht um und kniff die Augen zusammen, so daß sie nur noch wie Schlitze aussahen.
    »Sie brauchen eine Pistole – wozu wollen Sie die denn haben?«
    »Sie könnte ganz nützlich für mich sein«, sagte Graham kühl.
    »Ich dachte, Sie hätten eine?« Ohne weiteres suchte er mit seinen dicken Händen Graham Hallowell nach einer Waffe ab. »Ach, ich dachte, Sie hätten eine«, sagte er dann, und man sah Befriedigung in seinen bösen Augen. »Wir brauchen keine Schießwaffen an Bord, Sir. Niemand kommt hierher, und niemand wird Ihnen etwas tun. Wir sind jetzt aus dem Fluß heraus.« Es war unnötig, daß er das sagte, denn die >Pretty Anne< rollte und schlingerte in den Wellen der Nordsee.
    Er warf die Tür krachend zu, als er hinausging. Das Dröhnen seiner schweren Fußtritte wurde schwächer und schwächer. Graham wandte sich schnell zum Bett und prüfte seinen Koffer. Er sah gleich an den Kratzern und an den Beschädigungen in der Nähe der Schlösser, daß man versucht hatte, ihn zu öffnen. Aber es war nicht gelungen, denn der Koffer war besonders fest, und er hatte ihn schon mit Rücksicht auf solche Zwischenfälle gewählt. Er verschloß die Tür der Kabine, bevor er ihn öffnete. Aus einem Lederfutteral nahm er eine langläufige Browningpistole und ein Paket Munition heraus. Einen Rahmen steckte er in das Magazin der Pistole, die anderen verwahrte er in seiner Tasche. Jetzt fühlte er sich etwas wohler. Dann erinnerte er sich an Colley unter dem Bett und eilte ihm zu Hilfe.
    Der Mann war nahe daran, ohnmächtig zu werden, als er ihn aus seinem Versteck herauszog.
    »Haben Sie ihn gehört?«
    Colley schüttelte den Kopf, er konnte nicht sprechen.
    »Er sagte, daß Sie zurückgegangen sind. Nun sagen Sie mir aber, wo ist Hope Joyner?«
    »Ich weiß es nicht – irgendwo auf dem Schiff. Sie brachten sie an Bord, bevor ich niedergeschlagen wurde.«
    »Wie haben Sie das bloß fertiggebracht, sie hierher zu bringen? Aber ich will das jetzt nicht wissen, Sie müssen mir später darüber Rede und Antwort stehen, Colley. Und gnade Ihnen Gott, wenn dem Mädchen etwas passiert!«
    Er durchsuchte schnell die Kabine, versuchte die Klinke einer zweiten Tür und fand, daß sie zu einem kleineren Raum führte. Eli hatte ihm ein Bad versprochen und tatsächlich sein Wort gehalten. Eine verbeulte Dusche hing von der Decke herunter, und er fand auch einen alten Hahn unten. Sonst war die ganze Kabine leer. Der Raum hatte den Vorteil, daß er vom Gang aus nicht erreichbar war. Der einzige Zugang führte in Graham Hallowells Kabine.
    »Gehen Sie da hinein – hier ist ein Handtuch. Ich werde Ihnen noch ein paar Bettücher und ein Kissen geben. Ich denke, daß Sie für die Nacht sicher sind. Ich schließe Sie ein.«
    »Geben Sie mir bitte etwas Wasser«, stöhnte der Verwundete, und Graham reichte ihm die Wasserflasche vom Regal.
    Mit der Pistole in der Tasche ging Graham auf den Gang hinaus und schloß die Kabinentür hinter sich zu. Die >Pretty Anne< schaukelte und rollte in einer steifen Brise, die von Nordosten kam. An der Küste konnte er einen Streifen glitzernder Lichter sehen und vermutete, daß es einer der bekannten Badeorte sei. Er stand auf der Seite und hielt sich an einer Stütze fest, um zu verhüten, daß er auf das Deck geworfen wurde, was bei jedem Überholen des Schiffes geschehen konnte. Er hörte, wie Eli Boß die Treppe von der Kommandobrücke herunterkam und auf ihn zuging.
    »Gehen Sie jetzt zu Bett«, sagte er rauh. »Ich brauche nachts niemand auf dem Schiff.«
    Hallowell hatte den Arm um den Pfosten gelegt und drehte sich herum.
    »Ich gehe zu Bett, wann es mir paßt«, sagte er ohne Aufregung. »Und hören Sie eins«, fuhr er fort, ehe der starke Mann sich von seinem Erstaunen erholen konnte. »Ich reise mit Ihnen als Passagier, und Sie bekommen dafür Ihre gute Bezahlung. Sie werden auch dafür bezahlt, daß Sie sich hier anständig

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