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063 - Das Verrätertor

063 - Das Verrätertor

Titel: 063 - Das Verrätertor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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gegen mich benehmen. Ich bin gerade aus Dartmoor entlassen – vielleicht kennen Sie das –, und in Dartmoor gibt es starke Kerle, gegen die Sie nur ein Säugling sind! Denken Sie daran – ich lasse nicht mit mir spaßen!«
    Seine Hand faßte den Pistolengriff, aber das wußte Eli Boß nicht. Der großspurige Kapitän war plötzlich eingeschüchtert, nicht durch die überragende körperliche Kraft, sondern durch die schneidige Stimme eines Mannes, der früher einmal ein Gentleman war.
    »Wir wollen uns nicht streiten, Sir«, sagte er beinahe unterwürfig. »Wenn Sie ein wenig frische Luft schöpfen wollen, sollen Sie sie haben. Wenn Sie mich in Ruhe lassen, dann werde ich Sie auch in Ruhe lassen!«
    »Ich werde tun, was mir beliebt«, sagte Graham. »Es ist Ihre Pflicht, dieses Schiff zu führen, bis wir in den Hafen kommen. Das ist Ihre Aufgabe. Und wenn Sie das tun, werde ich Sie stets in Ruhe lassen. – Hier an Bord ist ein Mädchen, Kapitän. Ich habe den Auftrag, mich ihrer anzunehmen. Das ist meine Sache, und wenn Sie mir dazwischenkommen, dann wird es Ihnen verteufelt schlecht gehen.«
    Eli Boß wollte etwas sagen, besann sich aber eines andern und stolperte wieder die Leiter zu seiner Kommandobrücke hinauf.

19
    Bobby fand Dick Hallowell zusammengesunken an der inneren Mauer der kleinen Bastei. Er war bewußtlos. Bobby nahm ihn auf die Schulter, trug ihn in das Wachzimmer und legte ihn auf eine Pritsche nieder. Einige Leute der Wache liefen fort, um einen Arzt und den Kommandeur zu rufen. Oberst Ruislip war noch nicht zur Ruhe gegangen. Er saß in seinem Arbeitszimmer und wartete auf die Rückkehr seiner Gattin, als ihm die Ordonnanz den Vorfall berichtete. Er war schon an Dicks Seite, ehe der Arzt kam, und ließ sich von dem Sergeanten die merkwürdige Geschichte der drei betäubten Schildwachen erzählen. Gleich darauf fand man auch den bewußtlosen Posten am Ufer.
    Merkwürdigerweise entdeckte man den Raub nicht sofort, denn die Diebe hatten kaltblütig die äußere Tür der Schatzkammer abgeschlossen, ehe sie mit ihrer Beute entflohen.
    »Aber sie müssen doch die Absicht gehabt haben, den Kronschatz zu rauben. Mein Gott, was für schreckliche Dinge hätten passieren können!«
    Man hatte Dick den Uniformrock ausgezogen. Er war ganz weiß und immer noch bewußtlos. Die vier Soldaten lagen in einer ähnlichen Verfassung auf dem Fußboden. Endlich kam der Arzt. Er trug einen feldgrauen Rock über seinem Pyjama.
    Schnell untersuchte er Dick und die anderen Leute.
    »Es ist irgendeine Gasvergiftung«, sagte er, als er den sonderbaren Geruch bemerkte. Als er dem einen Mann mit dem nassen Schwamm über das Gesicht fuhr, kam er wieder zu Bewußtsein. Von ihm erfuhren sie die Geschichte von dem Offizier und der Schokolade.
    »Es war natürlich nicht Dick«, sagte Bobby schnell. »Es war der Bursche, den ich für ihn hielt. Auf irgendeine Weise war er an Dicks Stelle gekommen – der Himmel mag wissen wie.«
    Er fragte den Sergeanten der Wache, der ihm berichtete, daß er glaubte, ein leises Geräusch vernommen zu haben.
    »Dann befahl mir der Offizier, geradeaus zu sehen«, schloß der Mann seinen Bericht.
    »Da muß es passiert sein«, sagte Bobby.
    Der Oberst winkte den Trompeter der Wache zu sich.
    »Blasen Sie Alarm«, sagte er. Gleichzeitig gab er Bobby den Befehl: »Übernehmen Sie das Kommando über die Wache, bis Sie abgelöst werden. Verdoppeln Sie alle Posten. Niemand darf den Tower ohne meine direkte Erlaubnis betreten oder verlassen.«
    In großer Unruhe ging er zu seiner Wohnung und überlegte noch, an welches Mitglied der Regierung er zuerst telefonieren sollte. Plötzlich hörte er seinen Namen, und als er sich umdrehte, sah er eine Frau, die schnell auf ihn zueilte. Es war Lady Cynthia.
    »Was ist geschehen, John?« fragte sie ängstlich.
    »Komm mit, ich will dir alles erzählen!«
    Als sie nebeneinander zu ihrer Wohnung gingen, erklärte er ihr alles, was vorgefallen war.
    »Der Kronschatz?« rief sie verstört. »Das ist nicht möglich!«
    »Ich hoffe es«, sagte er düster. »Wir werden es in ein paar Minuten wissen, wenn der Kastellan und der älteste Aufseher kommen, nach denen ich geschickt habe. Ich werde mit ihnen die Sache untersuchen.«
    Als er noch sprach, erklangen die langhinhallenden Töne des Trompetensignals in der stillen Nacht. Bevor er sein Haus erreichte, sah er, wie überall in den Mannschaftsräumen und Offiziersquartieren Licht aufflammte.
    »Wo warst du, meine Liebe?

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