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063 - Das Verrätertor

063 - Das Verrätertor

Titel: 063 - Das Verrätertor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Thames Street? Es ist eine ziemlich schmutzige Verkehrsstraße an der Wasserseite in der City. Es stehen Warenlager und Werften dort. Einige hundert Meter von der Londonbrücke führt ein Eingang zu einer alten Treppe, die man gewöhnlich die Fährmannstreppe nennt. Ich habe verabredet, daß das kleine Motorboot dort auf uns wartet. Aber, liebe Hope, gehen Sie nicht mit, wenn Sie die leiseste Abneigung fühlen.«
    So sprach er noch fünf Minuten weiter mit ihr und riet ihr von dem Weg ab, da er sicher war, daß sie angebissen hatte.
    Sie fuhren mit dem Zug nach der Mansion House Station und gingen den Rest des Weges zu Fuß. Sie kamen an einem Polizisten vorbei, aber sie waren noch im Verkehrszentrum, so daß der Beamte sie kaum beachtete. Einige Minuten später erreichten sie einen dunklen und engen Eingang zwischen den hohen Mauern zweier Lagerhäuser, und als Hope hindurchspähte, sah sie, daß sich Lichter im Wasser spiegelten.
    »Ist das das Boot?« fragte sie mit leiser Stimme. Sie konnte die Umrisse nur undeutlich erkennen.
    »Ich glaube«, sagte Colley. »Ich will gehen und nachfragen. Die Motorjacht liegt weiter unten.«
    »Lassen Sie mich nicht allein«, sagte sie nervös und folgte ihm.
    »Die Stufen sind sehr schlüpfrig«, warnte er sie und streckte seine Hand aus, um ihr Halt zu geben.
    Es war ein kleines Motorboot, das kaum Raum genug bot, daß die beiden hinten Platz nehmen konnten. Als das Fahrzeug ins offene Wasser kam, suchte sie den ganzen Strom nach einer Motorjacht ab, aber sie konnte nichts entdecken.
    »Sie muß etwas weiter unterhalb liegen«, sagte Colley schnell.
    Plötzlich drehte er sich nach ihr um und griff mit einer Hand nach ihrer Kehle, mit der anderen hielt er ihren Mund zu. Einer der beiden Leute, die die Besatzung bildeten, packte sie bei den Füßen und zog sie auf den Boden des Bootes. Sie versuchte sich zu wehren, aber das schwere Gewicht Colley Warringtons drückte sie nieder. Sie fühlte, wie sie in Todesdunkel versank…
    »Die einzige Gefahr ist ein Polizeiboot«, sagte die heisere Stimme von Joab Boß, Elis Sohn. »Gewöhnlich treibt sich eines hier herum und paßt auf die Werften auf, aber sie halten sich mehr am anderen Ufer auf. «
    Es regnete in Strömen. Colley zitterte in seinem dünnen Regenmantel vor Kälte. Er drehte den Hahn der Chloroformflasche wieder auf, die er über das Gesicht des Mädchens hielt.
    »Es ist eine dumme Sache«, sagte Joab. »Der Alte dachte, es würde mehr Umstände mit ihr geben als – «
    »Als was?« brummte Colley.
    »Nichts!« brummte der Mann. »Fragen Sie nicht soviel. Er dachte nicht, daß Sie sie so leicht bekommen würden. Sie muß verrückt sein, aber alle Weiber sind verrückt. Wie weit geht sie mit?«
    »Bis nach Indien!«
    Er hörte, wie Joab pfiff.
    »Indien? Das hat mir der Alte nicht gesagt.«
    Ein langes Schweigen folgte, während er sich offensichtlich mit der neuen und gefährlichen Lage beschäftigte.
    »Es ist ein Elend«, sagte er, »der Alte ist nicht ganz richtig… , aber ich vermute, daß er nach den letzten Erfahrungen, die er gemacht hat, es nicht mehr riskieren wird.«
    Colley Warrington fragte nicht, was für Erfahrungen Eli Boß gemacht hatte. Wenn er es gewußt hätte, so würde er mit dem letzten Schimmer von Mitleid seines verrohten Gemütes das Mädchen vom Boden des Bootes aufgehoben und in den Fluß geworfen haben.
    »Der Alte ist verrückt, wenn es sich um Frauen handelt. Es wird noch genug Schwierigkeiten deswegen geben«, sagte der andere nach einer langen Pause. »Werden Sie uns anzeigen?«
    »Ich verrate Sie nicht«, entgegnete Colley trocken. »Das tue ich nicht.«
    Joab sagte nichts mehr, bis sie in Greenwich ankamen. Dann kam er in den hinteren Teil des Bootes und kauerte sich zu Füßen des bewußtlosen Mädchens nieder.
    »Wie sieht sie denn eigentlich aus? Ich konnte sie im Dunkeln nicht erkennen.«
    »Sie ist sehr hübsch«, sagte Colley und hörte den Matrosen etwas brummen. »Was sagen Sie?«
    »Ich weiß nicht… Ich wünschte, sie wäre nicht mitgekommen. Der Alte ist verrückt, wenn er hübsche Weiber sieht.«
    »Ich komme ja mit«, sagte Colley.
    »Sie?«
    Colley versuchte einiges über den Dampfer von ihm zu erfahren und was für Vorbereitungen für seine Bequemlichkeit getroffen seien.
    »Da fragen Sie besser den Alten«, war die vorsichtige Antwort. »Er hat den Herrn gestern oder vorgestern erst gesehen.«
    »Hat er den Fürsten gesprochen?« fragte Colley erstaunt.
    »Nein, nicht

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