Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
063 - Das Verrätertor

063 - Das Verrätertor

Titel: 063 - Das Verrätertor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
Gang an der Backbordseite zurück. Dann befestigte er die Eisentür, setzte sich in eine Ecke und fiel in einen unruhigen Schlaf.
    Er hörte nicht, daß Eli Boß kam, auch nicht, daß eine Tür geöffnet wurde. Aber das Mädchen, das auf dem Feldbett zusammengekauert lag, sprang sofort auf die Füße, als sie ein Knacken im Schlüsselloch hörte.
    »Nun laß dich mal ansehen!«
    Boß hatte die Tür hinter sich geschlossen – von diesem Geräusch wachte Graham auf…
    Hope Joyner stand neben dem Bett. Sie hielt sich an dem hölzernen Seitenteil der Lagerstatt fest und beobachtete ruhig das schreckliche Gesicht, das ihr entgegenstarrte. Der Kapitän hatte die Laterne an einen Haken gehängt und begaffte das anmutige Mädchen. So etwas hatte er nicht erwartet. Sie sah, wie seine blauen, runden Augen immer größer und begehrlicher wurden. Doch selbst als seine große, schmutzige Hand sich nach ihrem Gesicht ausstreckte, zuckte sie nicht zurück. Sie schrie sogar nicht einmal, als er ihre weiche Wange berührte.
    »Eine schöne junge Frau – ich habe noch nie so etwas gesehen wie dich – wie Seide fühlst du dich an.«
    Jetzt schrak sie vor seinen ungeschlachten Händen zurück, mit denen er sie liebkosen wollte. Der Anblick ihrer Furcht schien ihn verrückt zu machen, denn unvermittelt griff er nach ihren Schultern und zog sie an sich.
    »Bist ein schönes Mädchen«, flüsterte er heiser.
    Etwas Hartes preßte sich plötzlich in die Mitte seines Rückens. Er ließ Hope los und drehte sich langsam um. Dabei kam das spitze Ding nach vorn auf seinen Körper. Er sah zuerst auf die Pistole und dann in Grahams ernstes Gesicht.
    »Was wollen Sie?« fragte er und atmete schwer. »Ich dachte, Sie hätten keine Pistole – «
    Als Antwort zeigte Graham mit dem Kopf nach der Tür.
    »Was wollen Sie?« fragte Boß noch einmal.
    Die Mündung der Pistole drückte sich gegen seinen Leib. Wenn er seine Hände heruntergenommen hätte, wäre das sein Tod gewesen, das wußte er… »Ich dachte, Sie hätten keine Pistole – «
    »Gehen Sie hinaus«, sagte Graham kurz.
    Der große Mann zögerte, aber dann ging er schwerfällig und langsam zur Tür. Er war kaum zwei Schritt davon entfernt, als er plötzlich hinausspringen wollte. Aber Graham hatte das erwartet und war draußen im Gang, bevor der andere die Tür schließen konnte.
    »Boß, ich schieße Sie nieder wie einen Hund, wenn Sie mir noch weitere Schwierigkeiten machen. Ich lege Sie um und werfe Sie über die Reling. Ihre verdammten Söhne werden niemals erfahren, was aus Ihnen geworden ist! Colley Warrington ist in meiner Kabine. Was, da schauen Sie! Eine Anklage wegen Mordversuchs steht Ihnen auch noch bevor!«
    »Was wollen Sie?« Eli Boß war nicht sehr beredt.
    »Das werde ich Ihnen später sagen! Gehen Sie zur Brücke zurück und lassen Sie den Schlüssel hier!«
    Graham nahm den Schlüssel aus der Tür und steckte ihn in die Tasche. Ohne ein Wort zu sagen, ging der Alte fort und verschwand in der Dunkelheit. Im Augenblick hatte Graham die Tür geöffnet und winkte Hope.
    »Sie werden viel sicherer in meiner Kabine sein. Ich bin Graham Hallowell – Sie haben das wohl vermutet?«
    Sie nickte.
    »Es wäre gut, wenn Sie ein Bettuch und ein Kissen mitnehmen. Morgen will ich besser für Sie sorgen.«
    Sie tat, was er sagte, und nahm beides mit sich. Graham mußte die Hände frei haben, um einem möglichen Angriff zu begegnen. Aber niemand trat ihnen in den Weg, und in ein paar Minuten waren sie in seinem Raum.
    »Nein, ich bin nicht krank«, sagte sie. »Ich fühle mich nur so schrecklich elend! Ich glaube, man hat mir Chloroform gegeben.«
    Er bat sie, sich auf das Lager zu legen, und deckte sie mit einem Bettuch zu. Obwohl sie vorgab, nicht müde zu sein, fiel sie doch gleich in Schlaf, als sie die Augen schloß, und ihr Atem ging ruhig und gleichmäßig.
    Graham setzte sich nieder, um die ganze Lage zu überdenken. In der inneren Kabine lag Colley Warrington, der vor Erschöpfung ebenfalls in Schlaf gefallen war – ein nutzloser Ballast. Beinahe eine Stunde saß er so, dachte nach, machte Pläne und bereute… Dann erhob er sich steif, schloß den Geldschrank auf und nahm den großen Kasten heraus. Er war mit einer Sprungfeder geschlossen. Als er dann drückte, öffnete sich der Deckel. Der Anblick, der sich ihm bot, war so schön, daß ihm der Atem verging. Er hob die Krone vorsichtig hoch und nahm sie in die Hand. Dann begann er nervös zu lachen.
    »Wie seltsam! Wie

Weitere Kostenlose Bücher