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063 - Das Verrätertor

063 - Das Verrätertor

Titel: 063 - Das Verrätertor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Worte genügten, um den Stolz dieser harten, kalten Frau zu brechen. Im nächsten Augenblick lag sie schluchzend an seiner Brust.

20
    Tiger Trayne, der Regisseur des nächtlichen Dramas, war der einzige, der sich weder durch bekannte oder unbekannte Ereignisse noch durch bestätigte oder unbestätigte Vermutungen aus der Fassung bringen ließ. Um elf Uhr saß er bei seinem Frühstück und las eine Zeitung, die an einer Flasche lehnte. Er hatte seine Brille aufgesetzt. Der Kaffee schmeckte ihm nicht, er beklagte sich bei dem Mann, der ihn bediente. Er beschwerte sich über einen Schmutzfleck, der nicht aus seiner Hose ausgeklopft worden war. Es hatte den Anschein, als ob er in diesem Augenblick sich nur mit den kleinen Unannehmlichkeiten des Lebens beschäftigte. Der Diener brachte ihm eine Zigarrenkiste, und er wählte lange und mit großer Sorgfalt. Dann lehnte er sich in seinen Stuhl zurück und rauchte gemächlich. Dabei las er langsam den Börsenbericht. Wenn man ihn so sah, hätte man denken müssen, daß es für ihn keine größere Sorge auf der Welt gab als sein leibliches Wohl. Ein schwaches Klingeln ertönte, der Diener ging hinaus.
    »Wollen Sie Mrs. Ollorby empfangen?« fragte er, als er zurückkam.
    Tiger Trayne faltete die Zeitung zusammen und legte sie auf den Tisch. Dann nahm er seine Brille ab und polierte die Gläser mit einem seidenen Taschentuch. Aber er tat alles gründlich und mit Ruhe.
    »Ja, ich möchte die Dame sehen. Bitten Sie sie, hereinzukommen.«
    Er stand mit dem Rücken gegen den marmornen Kamin gelehnt, eine Zigarre im Mund. Ein etwas spöttisches Lächeln spielte um seine Mundwinkel, als die dicke Frau in den Raum trat. Der Diener ließ die beiden allein. Es sah so aus, als ob Mrs. Ollorby in der letzten Nacht in ihren Kleidern geschlafen hätte.
    Ihr Gesicht war ein wenig aufgeregt und mehr gerötet als sonst. Ihre große Nase und ihr Kinn traten noch mehr hervor. Er hatte Mrs. Ollorby oft gesehen, aber niemals in solchem Aufzug wie heute – er vermutete, daß gewisse Ereignisse im Tower daran schuld waren.
    »Guten Morgen, Mrs. Ollorby, das ist ein unerwartetes Vergnügen – wie geht es Hektor?« fragte er freundlich.
    »Ich habe ihn eben nach Hause geschickt. Der arme Junge ist halbtot. Er mußte mich mitten in der Nacht über den Fluß rudern – und ich bin nicht leicht zu rudern, Mr. Trayne – und der Regen und die Aufregung und alles andere, ich wundere mich, daß ich nicht auch tot bin!«
    »Wollen Sie sich nicht setzen?«
    Er lächelte nicht mehr. Die Gegenwart von Mrs. Ollorby um Mitternacht auf dem Fluß konnte seine ganzen Pläne vernichtet haben. Er kannte diese Frau sehr gut, auch ihre weitschweifigen Einleitungen und ihre Taktik, den Punkt, auf den es ankam, zuerst möglichst zu umgehen.
    »Es war kein Wetter zum Rudern letzte Nacht«, sagte er leichthin.
    »Nein, wirklich nicht«, entgegnete sie und setzte sich. Sie suchte in ihrem großen Beutel herum, bevor sie ein farbiges Taschentuch fand, mit dem sie ihr Gesicht abwischte. »Hektor sagte: >Wenn ein Detektiv immer so etwas tun muß, gebe ich es auf. < Sie haben keine Vorstellung, wie stark die Strömung ist, Mr. Trayne. Als wir unter der Londonbrücke waren, dachte ich, das Boot würde umschlagen und wir müßten ertrinken. Man sagt, daß dicke Leute gut schwimmen, aber ich wollte es nicht versuchen.«
    »Was machten Sie auf dem Fluß – nachts?«
    »Das fragte Hektor auch«, nickte Mrs. Ollorby. »Er sagte: >Wozu, Mutter? Sie haben ein Motorboot, und alles, was wir haben, sind zwei Ruder<… Ich wünschte, wir hätten dieses Ruderboot nicht gefunden, aber es war an die Stufen angebunden, und ich konnte einfach der Versuchung nicht widerstehen, zu sehen, wohin sie gingen. Es war nicht so schwer, sie zu verfolgen, denn Thames Street ist eine sehr dunkle Straße, und ich war ganz nahe bei ihnen , als er von der Motorjacht sprach.«
    Trayne runzelte die Stirn. »Motorjacht?«
    Mrs. Ollorby nickte feierlich.
    »Nach dem, was er sagte, lag sie weiter draußen, mitten im Strom, so daß wir nicht weit hätten zu rudern brauchen. Dann dachte ich, sie würde unter der Brücke sein, als sie diesen Weg einschlugen. Wir landeten nicht vor ein Uhr, und dann kamen wir an ein Ufer, wo Hunde bellten. Das Tor der Werft war verschlossen, und wir konnten nicht heraus, bis am Morgen die Arbeiter kamen. Aber wie ich Hektor sagte: ich möchte diesem Boot mein Leben nicht mehr anvertrauen.«
    Tiger Trayne lachte leise.
    »Es scheint

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