0630 - Minotaurus aus der Hölle
gehen.
Wenn sie hier stehenblieben, half ihnen das nicht weiter.
Nicole setzte sich in Bewegung.
Eva zögerte einen Moment, dann folgte sie der Französin. Es hatte schließlich nicht den geringsten Sinn, einfach hier stehenzubleiben oder sich in die entgegengesetzte Richtung zu entfernen.
Wenn es ohnehin keine Richtungen gab…
***
Information Error !
Calderone grinste. Die beiden Opfer ahnten nicht, wie intensiv sie bereits in ihre neue Umgebung integriert waren. Über eine Rückkopplungsphase erhielt Calderone die Mitteilung des Systems, daß die beiden Frauen noch nicht erkannt hatten, wo sie sich befanden.
Moment mal…
Die beiden Frauen?
»Was soll das denn?« entfuhr es dem einstigen Sicherheitschef. »Wieso zwei Frauen?« Eine Geschlechtsumwandlung traute er Zamorra nun wirklich nicht zu.
Er gab über die integrierte Mini-Tastatur im Datenhandschuh neue Befehle ein.
Die beiden Opfer wurden analysiert. Eine der beiden war Nicole Duval. Das war soweit richtig. Aber anstelle von Professor Zamorra war eine junge Frau hier, die Calderone irgendwie bekannt vorkam, und doch war sie ihm fremd…
Wo konnte er sie schon einmal gesehen haben?
Oder hatte er vielleicht nur von ihr geträumt?
»Verrückt!« stieß er hervor, weil er sich nicht erklären konnte, woher diese eigenartigen Ideen kamen. Er konnte die Blonde überhaupt nicht kennen.
»Schluß!« befahl er sich selbst. Er verzettelte sich. Wichtig war nicht diese Frau, sondern Zamorra. Er hätte an ihrer Stelle in die Falle geraten müssen! Aber das war nicht geschehen. Vermutlich saß der Herr Professor in aller Gemütsruhe in seinem Château und ahnte nicht einmal, daß seine Gefährtin aus seiner Welt verschwunden war.
Aber dann nickte Calderone. Natürlich würde Zamorra sie vermissen und nach ihr suchen. Also mußte er den Zugang zum Cyberspace noch einmal öffnen. Damit Zamorra ihn auch benutzte. Nur mußten die beiden Frauen vorher weit genug entfernt sein, damit sie nicht ihrerseits den Rückweg fanden und Zamorra warnten. Dann wäre alle Mühe vergeblich.
»Abwarten«, murmelte er im Selbstgespräch. Es würde ja sowieso eine Weile dauern, bis Zamorra merkte, daß seine Gespielin verschwunden war.
Aber dann, plötzlich, von einem Moment zum anderen, brach es über Calderone herein.
Erinnerungen durchtobten ihn.
Nein, er hatte die fremde Frau auch da nicht selbst gesehen. Doch er wußte, daß sie beide sich in einer Welt - Welt? - befunden hatten, die von zwei mächtigen Spielern beherrscht wurde. Und nicht nur sie beide, sondern auch Zamorra und einige seiner Freunde und Mitstreiter.
Blitzartig breitete sich alles in ihm aus, und plötzlich sah er, was bisher nicht einmal Stygia aufgefallen war.
Er warf drei Schatten!
Nach Osten, Süden und Westen zugleich.
Und in ihm wohnte Schwarze Magie.
In ihm wohnte Macht.
Die Macht seines wirklichen Herrn. Die Macht des Dämons, der noch weit über der Fürstin der Finsternis stand.
Die Macht des Lucifuge Rofocale!
***
Als Zamorra mit William die Unfallstelle erreichte, rollte gerade Mostaches alter Chevy-Kombi heran. Der Wirt der besten, weil einzigen Gaststätte des Dorfes stieg aus. Auch Pascal Lafitte sprang aus dem Wagen.
Der BMW war halb in den Graben gerutscht - und leer. Von Nicole und Eva war nichts zu sehen.
Sie waren weder im Auto noch irgendwo draußen in der Nähe. Die Fenster aller vier Türen waren versenkt. Es hätte also die Möglichkeit bestanden, daß die Frauen sich durch die Fenster nach draußen gezwängt hatten, falls die Türen klemmten.
Aber die Türen klemmten nicht. Sie ließen sich normal öffnen.
Auf den ersten Blick sah die Karosserie nicht nach größerem Schaden aus. Der Wagen war viel zu langsam gewesen, als er von der Fahrbahn abgekommen war. Zamorra öffnete die Fahrertür und griff zum Lenkrad. Es ließ sich bewegen, soweit die Räder des Autos das zuließen; es war also nicht blockiert. Ein technischer Defekt oder ein Blockieren durch ein einrastendes Lenkradschloß schied also aus.
Auch die beiden Airbags hatten nicht gezündet.
Aber dafür interessierte Zamorra sich kaum. Er wollte wissen, wohin die beiden Frauen verschwunden waren. Nichts deutete darauf hin, daß sie das Auto verlassen hatten, trotzdem waren sie fort!
»Wo sind denn die Insassen?« wunderte sich jetzt Mostache und kleidete als erster sein Erstaunen in Worte.
Zamorra löste das Amulett von der silbernen Halskette. Er aktivierte es; aber es zeigte keine schwarzmagische Aura
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