0630 - Minotaurus aus der Hölle
zugleich erhebliche Macht verliehen.
Calderone konnte sich der Magie bedienen, die die Schatten besaßen, welche sich in ihm manifestiert hatten. Vielleicht war das der Grund dafür, daß es mit der Errichtung dieses virtuellen Labyrinths so gut geklappt hatte! Die Verknüpfung von Magie und Technik… sie war vermutlich auf eben diese in Calderone wohnende Schattenmacht des Lucifuge Rofocale zurückzuführen!
Tief atmete er durch.
Warum hatte er das nicht schon viel früher erkannt?
Erst der Anblick der fremden blonden Frau, die in der Labyrinth-Falle gar nichts zu suchen hatte, brachte ihm die Erkenntnis und zeigte ihm, wie er mit der Erinnerung umzugehen hatte! Mit jener Erinnerung, die er für einen Alptraum gehalten hatte!
Er wußte, daß sie ebenfalls in jener bizarren Welt des Lucifuge Rofocale gewesen war. Er hatte dort nicht einmal etwas mit ihr zu tun gehabt, aber er wußte definitiv, daß sie anwesend gewesen war. So wie er selbst, wie Zamorra, wie viele andere.
Warum?
Das entzog sich seiner Kenntnis. Und er war nicht einmal sicher, ob er es wirklich wissen wollte…
Wichtig war nur, daß er jetzt nicht mehr unbedingt von Stygia abhängig war.
Dafür von Lucifuge Rofocale…
Noch konnte er nicht sagen, was für ihn besser oder schlechter war. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als abzuwarten und die Dinge auf sich zukommen zu lassen.
Aber machte ihn nicht die Tatsache, daß er nun Lucifuge Rofocale direkt unterstand, mit Stygia gleichrangig?
»Schön wär's«, murmelte er, und es klang nicht einmal sarkastisch.
Jetzt mußte er seine Wünsche und Träume jedoch erst einmal zurückstellen. Nach wie vor ging es darum, die virtuelle Falle zu steuern. Nach wie vor hatte er es mit Stygia zu tun, noch nicht mit Lucifuge Rofocale. Es war sicher nicht gut, der Fürstin der Finsternis schon jetzt die veränderten Grundvoraussetzungen ihrer künftigen Zusammenarbeit klarzumachen. Mitten im Rennen wechselt man nicht das Pferd.
Und jetzt kümmerte er sich erst einmal um Zamorra, der ja auch in diese Falle tappen sollte!
***
Zamorra sah zu, wie die anderen den BMW aus dem Graben zogen. Schön vorsichtig, damit nichts kaputtging, was bisher noch heil geblieben war. Derweil saß er auf der Motorhaube des Cadillac und dachte nach.
Es mußte eine Möglichkeit geben, wie er den beiden Frauen folgen und sie zurückholen konnte!
Das Problem bestand darin, daß er noch nicht einmal wußte, wodurch sie verschwunden waren! Gut, er hatte in der Zeitschau gesehen, wie sie sich auflösten, aber das war auch schon alles. Damit ließ sich nicht besonders viel anfangen. Der Sog war nicht stark genug gewesen, daß er sich hätte mitreißen lassen können, und ebenso schwach war der Hauch von Magie. Er konnte sie nicht einmal einem bestimmten Ursprung zuordnen!
Wer steckte hinter der Aktion?
Butler William trat zu ihm. »Ein Weltentor, Monsieur?« erkundigte er sich.
Zamorra schüttelte den Kopf. »Das hätte ich spüren müssen«, erwiderte er. »Vor allem hätte ich herausfinden müssen, wer es an dieser Stelle geöffnet hätte. Ich fürchte, es handelt sich um etwas völlig anderes.«
»Was vermuten Sie?«
»Bis jetzt kann ich noch gar nichts vermuten. Mir fehlen Anhaltspunkte. Ich brauche andere Hilfemittel.«
»Ich fahre zum Château und hole Ihren Einsatzkoffer«, bot William an.
Zamorra zuckte mit den Schultern. »Das mache ich schon selbst«, sagte er. »Ich will auch im Archiv nachschauen, ob wir Unterlagen über irgendeinen vergleichbaren Vorfall haben.«
»Sehr wohl, Monsieur«, sagte William. »Ich dachte nur, Sie wollten vielleicht die Zeit nutzen und die Lage vor Ort noch einmal mit dem Amulett sondieren.«
»Das bringt nicht viel. Das Amulett kann kaum etwas von der verwendeten Magie erkennen. Und die Sache an sich läuft mir nicht davon. Also kann ich auch im Archiv nachschauen.«
Er hätte das auch von einem der beiden Autos aus gekonnt. Beide besaßen Visorkom-Anschluß zum Rechnersystem im Château, konnten über das Funkmodem Daten abrufen und eingeben. Aber mit der zwangsläufig winzigen Tastatur des Mobilgerätes konnte Zamorra sich nicht so recht anfreunden. Das war etwas für den Fall, daß sie eine weitere Strecke vom Château entfernt waren. Hier, wo es gerade mal ein paar Minuten Fahrt den Berg hinauf ging, konnte er diese Minuten auch noch opfern und sich in seinem Büro direkt mit dem elektronischen Archiv befassen.
Er glaubte nicht wirklich daran, fündig zu werden. Er selbst
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