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0633 - Wenn Druidenseelen trauern

0633 - Wenn Druidenseelen trauern

Titel: 0633 - Wenn Druidenseelen trauern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verrückt machen lassen. Das Schießen vorhin war mehr eine Reflexhandlung gewesen, denn eine tiefe Furcht empfand Colette nicht vor dem Gespenst. Manchmal war sogar ihre Neugierde geweckt worden.
    Sie kehrte zurück, umgezogen, etwas scheu lächelnd und die Wangen mit einem leichten Rouge bepinselt. Das Haar hatte sie hochgesteckt, aber nicht die gesamte Flut unter der Mütze verstecken können. An den Seiten und im Nacken quoll es hervor.
    Für eine Frau war Colette ziemlich groß. Das musste auch so sein, denn die Metropolitan Police stellte nur Leute ein, die eine körperliche Mindestgröße hatten.
    Ich hatte mich erhoben. »Sie sehen gut aus, Kollegin.«
    Lachend trat sie auf mich zu. Den Schock schien sie überwunden zu haben. »Kollegin ist gut, John.«
    »Sind wir das nicht?«
    Sie legte den Kopf zur Seite und schaute mich kokett an. »Irgendwie schon, finde ich. Ja, wir sind Kollegen, und unter Kollegen ist man nicht so förmlich, das kenne ich aus meiner Zeit in Rennes her.«
    »Was meinen Sie damit?« Ich fragte es grinsend, weil ich genau wusste, worauf sie hinauswollte.
    »Wir sollten uns duzen.«
    Ich nickte. »Abgemacht. Soll ich dir meinen Namen noch sagen?«
    Nach dieser Frage lachten wir beide.
    Ehrensache, dass wir auch den Bruderschaftskuss austauschten.
    »Hast du es dir denn überlegt?«
    »Was, bitte?«
    »Das mit deinem Einsatz.«
    »Habe ich, John, habe ich wirklich. Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass ich allein fahren muss. Das heißt, mit dem Kollegen von der Streife. Das bin ich mir schuldig. Da muss ich durch und basta.«
    »Okay.« Ich hob einen Finger, den sie mit ihrer Faust umschloss.
    »Non, Monsieur, nicht wie ein Lehrer. Ich weiß ja, dass ich dich anrufen werde, sollte ich in Gefahr geraten.«
    »Dann könnte es möglicherweise zu spät sein. Du weißt selbst, wie gefährlich Gespenster sein können.«
    »Aber nicht das, was mir immer erscheint. Es hat sich bestimmt in mich verliebt.«
    Wir lachten beide über diesen Satz. Noch, muss ich sagen, denn später erfuhren wir, dass es gar nicht so weit hergeholt war.
    Ich brachte sie zum Revier. Mein Rover stand vor dem Haus und war wohl einem Nagel im Weg gewesen, denn quer über die Kühlerhaube zog sich der dünne Streifen.
    Das machte mich sauer, obwohl mir das Fahrzeug nicht gehörte. Colette hatte es ebenfalls gesehen und winkte ab. »An diese Dinge musst du dich gewöhnen, John, besonders dann, wenn du mal in Paris wohnst. Das ist da an der Tagesordnung.«
    »Es gefällt mir aber nicht.«
    »Denkst du mir?«
    Wir stiegen ein und wühlten uns durch den abendlichen Verkehr, der mal wieder mehr als dicht war.
    Trotzdem gelang es mir, sie pünktlich abzuliefern.
    Ich reckte beide Daumen in die Höhe, als Colette ausstieg.. Sie verstand die Geste.
    »Wird schon gut gehen, John.«
    »Das hoffe ich doch für uns.«
    Winkend verschwand sie, und ich schaute ihr mit gerunzelter Stirn nach. Dann fuhr ich in Richtung Heimat.
    ***
    Colette Ingrams Kollege hieß Pete Storm und behauptete von sich: »Wenn ich komme, bricht ein Sturm los!«
    So schlimm war es zwar nicht, aber Pete konnte man durchaus als einen sehr optimistischen Mann bezeichnen, der dreiunddreißig war, eine siebenjährige Tochter hatte, deren Bild er ständig und überall mit sich herumschleppte. Sein Haar war kurz geschnitten, über der Stirn standen die Stoppel in die Höhe, und Pete ärgerte sich jedes Mal darüber, wenn sie von der Mütze wieder zerdrückt wurden.
    Sie hatten die Einsatzbesprechung im Revier hinter sich und waren auf die entsprechenden Wagen verteilt worden. Wie immer bekam Pete Hunger. Einen Cheeseburger wollte er essen. Auch wie immer.
    Anfangs hatte Colette viermal mitgemacht, dann hatte sie gestreikt.
    Stattdessen hielt sie sich an Joghurt, den sie in ihrer Tasche mitschleppte.
    23.00 Uhr war bereits vorbei. Es hatte nur einen Einsatz gegeben. Irgendwelche Diebe hatten ein Rolltor aufgestemmt, aber nichts gestohlen. Alles deutete darauf hin, dass es eine ruhige Nacht werden würde.
    Sie parkten in der langen Lücke zwischen zwei Laternen, deren Licht in der Dunkelheit bläulich schimmerte. Es war kalt geworden, der Himmel zeigte eine Klarheit, auf der zahlreiche Sterne funkelten. Die am Abend abgestellten Fahrzeuge hatten auf den Karosserien eine glitzernde Eisschicht.
    Pete saß am Lenkrad. Colette fuhr nicht gern, der Linksverkehr bereitete ihr noch immer Probleme.
    Ihr Kollege mampfte vor sich hin und nuckelte ab und zu an seiner

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