0633 - Zoraks Höllenschwur
So krumme Wege ging auch Asmodis nicht. Er erging sich zwar oft in ähnlich sibyllinischen Andeutungen wie sein Lichtbruder Merlin, aber auf wichtige Dinge stieß er Zamorra eher direkt mit der Nase drauf. Die verschlungenen Pfade wandte er eher bei seinen Gegnern an, um sie hinters Licht zu führen und auszutricksen.
Plötzlich sah sie Zamorra herankommen. Damit hatte sie überhaupt nicht gerechnet. Der Dämonenjäger bewegte sich etwas schleppend.
Was war passiert? So schnell konnte seine Unterhaltung mit Jeanette Brancard doch nicht zu Ende sein!
Schließlich hatten sie sich längere Zeit nicht gesehen, und sie hatten sich bestimmt eine Menge zu erzählen. Was also machte er jetzt schon hier?
Sie stieg wieder aus und ging ihm ein paar Schritte entgegen.
»Du siehst nach Ärger aus«, erkannte sie leise.
Zamorra nickte und erzählte, welche Situation er vorgefunden hatte.
»T'Carra?« Nicole schluckte. »Bist du sicher?«
»Ich habe ihre Aura gespürt.«
»Und ich hier ihr Abbild gesehen. Ich bin damit kollidiert.«
»Mit dem Abbild?«
»Lord Zwerg nannte es so.« Sie berichtete ihrerseits, was sich hier abgespielt hatte, vom Angriff auf offener Straße bis zu der seltsamen Aktion im Haus.
Nadine spitzte die Ohren.
»Irgendwie kann ich das aber nicht so richtig glauben«, schloß Nicole. »Gesetzt den Fall, daß das Dämonische in T'Carra wirklich durchgebrochen sein sollte, welchen Grund sollte sie dann haben, nach der Entführung der beiden Menschen hierher zurückzukehren und mich anzugreifen?«
»Fragen wir sie, sobald wir sie finden«, schlug Zamorra trocken vor. »Allerdings werden wir auch Jeanette und ihren Freund finden müssen. Aber wie? Ich sehe da momentan keine Möglichkeit, es sei denn, wir finden doch noch einen Hinweis.«
»Ich drehe Assi den Hals um«, murmelte Nicole. »Hätte er Klartext geredet, wo er seine Nachricht hinterläßt und in welcher Form, ständen wir jetzt nicht mit dermaßen leeren Händen da. Schlag was vor, Chef. Was gedenken wir zu tun?«
»Ich werde Fooly fragen«, griff Zamorra seinen Gedanken von vorhin wieder auf. »Ich habe das Bild der Zeitschau im Amulett gespeichert. Das soll er sich ansehen und mir sagen, was er davon hält. Und falls du dir die Richtung gemerkt hast, in die dieses… hm… T'Carra-Bild verschwand, nachdem es mit dir kollidiert ist, haben wir vielleicht einen winzigen Anhaltspunkt. Wobei ich mich frage, wie T'Carra ihr Bild in das abgeschirmte Haus projizieren konnte.«
»Die Richtung?« Nicole seufzte. »Chef, woher soll ich die noch wissen? Es ging alles so verflixt schnell! Ich weiß im Moment nicht einmal, wie ich im Gang gestanden habe und nach welcher Seite ich auszuweichen versuchte. Ich hatte gar keine Zeit zum Denken, und hinterher hatte ich mit mir selbst genug zu tun. Das Etwas kann in jede beliebige Richtung davongesaust sein. Und damit meine ich wirklich jede beliebige Richtung.« Sie deutete nach oben und nach unten.
Nicole berührte seine Schulter.
»Ich möchte mich in Jeanettes Wohnung umschauen«, sagte sie. »Und -kannst du mir die Zeitschau auch mal zeigen?«
»Sicher.« Er reichte ihr das Amulett. »Warum?«
»Ich möchte etwas vergleichen«, erwiderte Nicole und bereitete sich darauf vor, das zu sehen, was vorher schon Zamorra wahrgenommen hatte.
***
Als Zorak das kleine Dorf erreichte, konnte er T'Carras Spur nicht mehr wahrnehmen. Es war, als habe das Dämonenkind sich einfach in Nichts aufgelöst.
Zarkahr dagegen war noch vorhanden!
Er lauerte, schien auf etwas zu warten.
Sicher nicht auf Zorak, der plötzlich seine Feinde Zamorra und Nicole Duval gewahrte. Für einen Moment war er drauf und dran, die beiden anzugreifen.
Aber das wäre unklug gewesen, zumindest in diesem Augenblick. Denn das würde ihm nicht verraten, wo T'Carra sich jetzt befand. Das konnte ihm nur Zarkahr sagen.
Aber vielleicht konnte Zorak den Erzdämon und Zamorra jetzt aufeinander hetzen!
Von einem Kampf zwischen beiden konnte er vielleicht profitieren.
Je nachdem, wie dieser Kampf ausging!
Zorak überlegte, wie er es bewerkstelligen konnte, daß die Feinde, die einander noch nicht einmal bemerkt zu haben schienen, aufeinander losgingen!
***
Nicole versuchte, das Bild zu erkennen, das das Amulett ihr bot. Etwas schien damit nicht zu stimmen. Die Wiedergabe war seltsam unscharf. Das hatte Nicole noch nie zuvor erlebt.
Dabei betraf die Unschärfe nur das Wesen, das sich in Jeanettes Wohnung bewegte und die beiden Menschen
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