0633 - Zoraks Höllenschwur
waren zwar etwas verwaschen, aber sie stimmten. Merlins Stern orientierte sich an den realen Geschehnissen der Vergangenheit. Es zeigte keine Fantasiebilder.
Zamorra versetzte sich noch einmal in die Halbtrance und kehrte wieder zum Zeitpunkt des Überfalls zurück. Dort ›fror‹ er das Bild ›ein‹, speicherte es gewissermaßen in der Magie des Amuletts, um es später mit mehr Ruhe besser auswerten zu können. Auf jeden Fall wollte er dieses Bild auch Fooly zeigen. Der Drache hatte T'Carra doch ebenfalls kennengelernt! Zamorra war gespannt, was Fooly dazu sagen würde.
Dann löste er sich wieder aus dem Zustand der teilweisen Versunkenheit. Was sollte er jetzt tun?
Die Polizei herbeirufen, war wohl ziemlich sinnlos. Man würde eher ihn einsperren als nach der Schmetterlingselfe suchen. Er mußte selbst herausfinden, wohin sich T'Carra mit ihren Opfern gewandt hatte.
Aber hier versagte sein Können und Wissen. T'Carra hatte sich fortteleportiert, und auf diesem Weg konnte er ihr weder folgen noch herausfinden, wo sich ihr Ziel befand.
Es würde einen beträchtlichen Aufwand an magischen Tricks erfordern, es auch nur zu versuchen. Er konnte nur hoffen, daß er irgendwelche anderen Hinweise fand.
Vielleicht einen Hinweis von T'Carra selbst. Sie mußte sich doch etwas von ihrer Aktion versprechen. Wenn es ihr nur ums Töten gegangen wäre, hätte sie die beiden Menschen gleich hier in Jeanettes Dachwohnung umbringen können.
Er seufzte und schüttelte den Kopf.
Hatte Sid Amos nicht angedeutet, irgendwo Nachrichten über den Verbleib von T'Carra zu hinterlegen?
Das war noch eine Möglichkeit. Allerdings befand sie sich wohl nicht mehr in Zarkahrs Gefangenschaft, sondern flippte frei herum. So ganz schien Amos also doch nicht auf dem aktuellsten Stand der Dinge zu sein.
Zamorra blieb noch ein paar Minuten in der Wohnung, suchte nach Hinweisen, ohne sie zu finden. Dann verließ er das Haus nachdenklich wieder.
Die ganze Sache gefiel ihm überhaupt nicht! Und er hatte das dumpfe Gefühl, daß jemand ihm sehr übel mitspielte…
***
Nicole zuckte zusammen, als sie angesprochen wurde. Unbemerkt war Rhett Saris in ihrer Nähe aufgetaucht.
»Wo sind die anderen?« stieß Nicole besorgt hervor.
»Nebenan. Wir haben gespielt«, sagte der Junge.
Sie atmete tief durch.
»Sie hat uns gar nicht gesehen«, fuhr Rhett fort. »Wir haben mit ihr gespielt und so getan, als wären wir unsichtbar. Das hat sie total geglaubt.«
Sie hockte sich vor ihm nieder und berührte seine Schulter. Dabei stellte sie fest, daß sie immer noch den Blaster in der Hand hielt. Rasch sicherte sie die Waffe und schob sie hinter den Bund ihrer Shorts, auch wenn die jetzt noch enger wurden und unangenehm drückten.
»Du meinst den Dämon?« fragte sie erschrocken.
»Ich meine den Schmetterling. Dieses seltsame Mädchen mit den Flügeln. Die sind viel schöner als die von Fooly. Aber das war doch kein Dämon! Ganz bestimmt nicht!«
Die beiden Lafitte-Kinder kamen jetzt ebenfalls aus dem Nebenzimmer. Sie waren guter Dinge und wollten eigentlich nur wissen, ob Rhett gleich wieder zu ihnen zurückkam, ob sie dann nach draußen gingen, im Zimmer blieben oder ob Nicole auch mitspielen wollte…
Sie schüttelte den Kopf. »Wie kommst du darauf, daß es kein Dämon war?« fragte sie Rhett leise.
»Ist doch ganz klar«, erklärte er. »Weil sie doch gar nicht wirklich hier war. Sie hat auch gespielt.«
»Das verstehe ich nicht«, sagte Nicole.
»Typisch!« sagte Rhett. »Das ist doch typisch!«
»Wofür?«
»Für Mädchen. Denen muß man immer alles ganz genau erklären, sonst begreifen sie's nicht«, sagte der Junge energisch. »Sie war nur ein Bild, weißt du? Sie hat nur so getan, als wäre sie wirklich hier. Aber ich hab' das nicht geglaubt. Sie war immateriell.«
Damit wandte er sich ab und lief mit den anderen wieder zurück ins Nebenzimmer.
Nicole schluckte.
Immateriell.
Das paßte nicht zum Wortschatz des fast 5jährigen Jungen. Sie konnte sich nicht erinnern, daß er dieses Wort jemals zuvor ausgesprochen hatte.
Aber der Begriff paßte!
T'Carra war immateriell gewesen! Substanzlos! So, wie sie durch Nicole hindurchgehuscht war, um dabei etwas schmerzhaft Böses in ihr zu hinterlassen, das jetzt endlich verschwunden war, nach langen Minuten… Wie hatte der Junge dieses Immaterielle erkannt?
War es die Llewellyn-Magie? Wurde sie jetzt schon aktiv?
Lord Rhett Saris ap Llewellyn war der Erbfolger von Lord Bryont Saris ap
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