0633 - Zoraks Höllenschwur
Llewellyn. Im gleichen Moment, als der Vater starb, war der Sohn geboren worden, und der Geist des Mannes, der seinen alten Körper aufgab, schlüpfte in den neuen Körper.
Das war schon immer so gewesen, seit es den Llewellyn-Clan gab, und es würde immer wieder geschehen. Es sei denn, jemand brachte den Llewellyn-Lord um, ehe seine magischen Kräfte wieder erwachten, was aber eigentlich erst während der Pubertät zu erwarten war. Und bis dahin waren es doch noch einige Jahre! [3]
Unsterblichkeit… auf diese spezielle Weise erlebte der Lord sie. Er wurde immer wiedergeboren, und jeder Lebenszyklus war um exakt ein Jahr länger als der vorhergehende. Dem Jungen stand in dieser Inkarnation ein noch sehr langes Leben bevor.
Er schien Nicole schon von Anfang an seinem Alter voraus zu sein, was seine intellektuelle Entwicklung anging. Aber das lag möglicherweise an seinem Erbe; an den vielen, langen Leben, die er schon hinter sich hatte. Er konnte bei seiner neuen körperlichen Entwicklung aus dem Vollen von einst schöpfen, auch wenn es ihm nicht bewußt wurde. Denn eigentlich sollte auch die Erinnerung an seine früheren Leben erst zurückkehren, wenn seine Magie sich bemerkbar machte.
So zumindest hatte es damals Sir Bryont erklärt, der Zamorras Freund gewesen war.
Und jetzt hatte Nicole den Verdacht, daß Sir Rhett in Sachen Magie zum Frühstarter wurde! Das, was sie gerade an ihm erlebte, deutete darauf hin.
Immateriell…
Versteckspiel… so tun, als sei man unsichtbar, und der andere glaubt's… der andere, der ein dämonisches Wesen ist. Ein Corr-Abkömmling mit ungeheuren magischen Fähigkeiten und Kräften…
Nicole atmete tief durch.
Sie würde mit Zamorra und auch mit Lady Patricia darüber reden müssen. Aber vermutlich würde dabei nicht sehr viel herauskommen.
Und wichtig war jetzt vor allem, daß den Kindern nichts passiert war.
Schulterzuckend ging Nicole wieder nach unten, um Nadine zu beruhigen.
Und dabei schoß ihr etwas durch den Kopf, woran sie die ganze Zeit über gar nicht gedacht hatte.
Ein Dämon hätte das Haus überhaupt nicht betreten können!
Denn es war mit Weißer Magie abgesichert!
***
T'Carra überlegte, wohin es sie verschlagen haben konnte. Sie kannte ihre jetzige Umgebung nicht. Aber sie war sicher, daß sie sich noch in den Schwefelklüften befand. An irgendeinem Ort, den sie noch nie zuvor gesehen hatte.
Aber das war fast unwichtig. Von Bedeutung war lediglich, daß sie es geschafft hatte, ihrem Gefängnis zu entkommen. Und wenn es ihr auch noch gelungen war, keine Spuren zu hinterlassen, dann…
Was sollte sie jetzt tun?
Zamorra dafür zur Rechenschaft ziehen, daß er oder seine Gefährtin Zorak ermordet hatten?
Etwas in T'Carra wollte sie dazu drängen, genau das zu tun. Rache zu nehmen. Zamorra zu töten.
Aber ihr Verstand verbot es ihr.
Sie wußte von Zorak, wie gefährlich dieser Mensch war.
Und sie hatte ihn persönlich kennengelernt, ihn und diesen scheußlichen kleinen Drachen, der aber bei näherem Betrachten gar nicht so scheußlich war. Seine Seele war schöner als sein Körper, wesentlich schöner. Und immer weniger begriff T’Carra, wieso Drachen und Corr seit Äonen verfeindet waren.
Aber das war jetzt nicht ihr Problem.
Eher, daß diese innere Stimme versuchte, sie zum Töten zu bewegen. Aber sie war gar nicht sicher, ob sie das tatsächlich wollte. Es befriedigte zwar für den Augenblick, aber es machte nichts ungeschehen. Und es war eine einmalige Aktion, niemals wiederholbar. War das Opfer der Rache erst einmal tot, war dieser Augenblick für alle Zeiten vorbei, und es gab nur noch die Erinnerung daran. Von daher war Rache mehr als unbefriedigend.
Sie dauerte nicht lange genug an.
Deshalb lehnte T'Carra diese Option ab.
Außerdem war da noch etwas anderes.
Damals, als sie noch bei menschlichen Pflegeeltern als Wechselbalg lebte, weil Zorak sie dort in Sicherheit wissen wollte, hatte sie von ihrer Pflegemutter etwas gelernt: Glaube nicht unbesehen alles, was man dir sagt! Prüfe es nach, wenn du kannst!
Damals hatte sie bei weitem noch nicht verstanden, was dieser Satz bedeutete. Selbst ihr Dämonenverstand war in jenem Kleinkindalter noch nicht ausgeprägt genug gewesen. Aber sie hatte diesen Satz oft gehört und ihn sich schließlich verinnerlicht.
Bis sie jetzt, heute, verstand, was die Menschenfrau damals gemeint hatte.
Zarkahr hatte ihr gesagt, Zorak sei tot.
Sie sollte das glauben. Aber was, wenn es nicht stimmte? Wenn
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