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0635 - Der achtarmige Tod

0635 - Der achtarmige Tod

Titel: 0635 - Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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vielleicht, in einer stillen Stunde vorm Kaminfeuer bei einem Humpen Wein…«
    »Glas heißt das«, fauchte Don Cristofero. »In einen Humpen füllt man nur Bier!«
    »Meinetwegen auch eine Karaffe«, erwiderte der Gnom respektlos. »Nur weg hier, schnell! Aufs Pferd, Herr, oder wollt Ihr die Squaw eines dieser wilden Heiden werden?«
    »Da sei mir doch einiges vor!« ächzte der Dicke und starrte verzweifelt sein Pferd an, das sichtlich froh war, keinen Sattel zu tragen - und darüber hinaus möglicherweise froh war, weil es hoffte, so der nicht unbeträchtlichen Last ledig zu bleiben. Denn Don Cristofero sah nicht so aus, als wisse er, wie man einen Pferderücken ohne Steigbügel erklimmt, noch weniger, wie man sich anschließend auf diesem Rücken hält - ohne einen Sattel…
    »Knie gefälligst nieder, Pferd!« donnerte Cristofero es an. »Oder ich mache Hundefutter aus dir!«
    Der Gnom schluckte heftig.
    Fehlte bloß noch, daß der Dicke verlangte, ihm auf den Gaul zu helfen!
    Aber auf diese Idee kam Don Cristofero momentan nicht. Statt dessen tat er das, was der Gnom vorhin mit dem Indianer getan hatte: er hieb dem Tier rechts und links die Fäuste in die Gelenke.
    Prompt knickte das Pferd ein.
    Da Cristofero seine Aktion aber logischerweise nur an der linken Flanke des Pferdes durchführte - das Tier besaß schließlich vier Beine, er aber nur zwei Fäuste -, stürzte es auf ihn.
    Immerhin schaffte er es, sich mit einem wilden Sprung zurück zu retten. Das Pferd wälzte sich über den Boden, kam auf die Beine und suchte im Galopp das Weite.
    »Hinterher!« schrie der Gnom, machte einen wilden Satz und landete auf dem Rücken eines Maultiers. Das, nicht ganz so klug und gewitzt wie ein Esel, trabte gleich an, mit einem Tempo und Geschaukel, daß der Gnom seine liebe Not hatte, sich oben zu halten.
    »Stehenbleiben!« schrie Don Cristofero ihm nach. »Wird Er wohl sofort anhalten und mir ehrerbietig helfen?«
    »Ich kann nicht, Herr!« schrie der Gnom zurück, innerlich erleichtert, daß das absolut der Wahrheit entsprach.
    So blieb dem Don nichts übrig, als es selbst zu versuchen.
    Und das recht hurtig, alldieweil den Indianern seine Flucht inzwischen aufgefallen war. Sie stürmten heran, sich gegenseitig behindernd.
    Es blieb ihm nicht die Zeit, eines der Indianerpferde zu requirieren - von denen es ohnehin nur ein paar gab, die wohl eher als Zug- denn als Reittiere genutzt wurden; noch vor wenig mehr als einem Jahrhundert hatten die Natchez nicht einmal geahnt, daß es überhaupt Pferde gab. Die Tiere waren mit den Spaniern auf den Kontinent gekommen und begannen sich zwar in freier Wildbahn schon recht munter zu vermehren, gehörten indessen noch längst nicht zum allgemeinen und stets verfügbaren Kulturoder Wirtschaftsgut.
    Mithin mußte Don Cristofero es mit einem seiner eigenen Maultiere versuchen.
    Der Vorteil war: sie waren nicht so erschreckend hoch wie ein Pferd.
    Im siebten Anlauf schaffte er es endlich, keuchend und schwitzend auf den Maultierrücken zu gelangen, umklammerte mit einem Arm den Hals des Tieres, um sich irgendwie festzuhalten, und dann war das Maultier tatsächlich nicht eselhaft genug, sich zu verweigern. Es trabte tatsächlich los, hinter seinem Artgenossen mit dem Gnom auf dem Rücken her. Aber wohl eher aus Solidarität denn unter dem Zwang menschlicher Autorität.
    Deshalb bewegte es sich auch nicht sonderlich schnell.
    Die unter dem Liebeszauber stehenden Natchez konnten ihm im Dauerlauf recht zügig folgen, im erschreckend geringen Abstand von nur noch wenigen Metern…
    »Ich bringe ihn um!« keuchte Don Cristofero. »Bei allem, was meinen hoffentlich nicht zu zahlreichen unehelichen, aber erfreulicherweise unbekannten Kindern heilig sein mag - dafür bringe ich ihn um!«
    ***
    Robert deDigue glaubte seinen Augen nicht trauen zu können.
    Unmittelbar neben ihm und dem Häuptling, nur eine Fausthiebweite entfernt, stand der Schamane, die Arme ausgebreitet, wie eine Vogelscheuche, und brabbelte Wörter vor sich hin, die deDigue nicht verstand. Handelte es sich um eine andere Sprache? Oder war es…
    ...Zauber?
    Wandte Tamote Magie an?
    Plötzlich spürte er es.
    Tamote sprach zu den Geistern seiner Ahnen.
    Zu den Geistern des Windes.
    Unwillkürlich erschauerte der Abenteurer. Er konnte sie sehen, die Geister. Eine Fähigkeit, die er auch auf das Erbe seines Erzeugers zurückführte.
    Sie erschienen ihm nicht deutlich; nicht so deutlich wie die von Verstorbenen aus seinem

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