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0635 - Der achtarmige Tod

0635 - Der achtarmige Tod

Titel: 0635 - Der achtarmige Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Kulturkreis, wenn sie sich in irdischen Sphären bewegten. Es war eine andere Art von Geistern. Irgendwie fremder, mächtiger.
    Mit ihnen hielt Tamote Verbindung, und er schöpfte Kraft aus ihrer Präsenz. Kraft, mit der er den Häuptling abschirmte, und auch deDigue selbst befand sich innerhalb dieser abgeschirmten Zone.
    Aber die anderen Männer…
    Das Zeltlager hatte sich in ein Tollhaus unter freiem Himmel verwandelt. DeDigue fing Wortfetzen auf, begann zu begreifen, warum die Jäger sich stritten.
    Sie wetteiferten darum, Don Cristofero zu lieben !
    Ausgerechnet ihn?
    Lieben ?
    Es dauerte auch bei deDigue ein paar Sekunden, bis er die Konsequenz dieses Wortes begriff. Das war nicht nur platonische, geistige Liebe, nicht nur freundschaftliche Zuneigung…
    »Der Gnom!« stieß er hervor.
    Nur der kleine Zauberer konnte dafür verantwortlich sein. War der Bursche denn völlig verrückt geworden?
    Er mußte einen Liebeszauber angewandt haben, aber der war natürlich mal wieder absolut schiefgegangen -abgesehen davon, daß ein Liebeszauber in dieser Situation ohnehin total falsch und fehl am Platze war.
    »Wie?« fragte Katana. »Was?«
    Tamote fragte erfreulicherweise nichts. Der Stammeszauberer hatte genug damit zu tun, seine Abschirmung aufrechtzuhalten. DeDigue verstand genug von Magie, um zu erkennen, daß Tamote sich dabei recht tölpelhaft anstellte. Er mochte ein paar gute Tricks kennen, aber was wirkliche Magie anging, war er ein absoluter Anfänger. Niemand, der ein Dorf oder auch nur dieses Lager nachhaltig vor gegnerischer Magie bewahren konnte. Was würde passieren, wenn er plötzlich einem leibhaftigen Dämon gegenüberstand?
    DeDigue wagte lieber nicht daran zu denken.
    Er sah, wie Cristofero und der Gnom zu fliehen versuchten, sah, wie die Natchez hinter ihm herliefen. Es wäre erheiternd gewesen, wenn nicht ein magischer, monströser Ernst dahintergesteckt hätte.
    »Hast du Macht genug, deine Krieger zurückzurufen, Licht der Sonne?« fragte deDigue.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte der Häuptling erschüttert. »Sie sind alle ohne Verstand, wie die kleinen Kinder. Das ist ihr Zauber.«
    Dabei sah er fragend Tamote an.
    Der Schamane bejahte, während er unablässig bemüht war, den Häuptling vor dem fremden Zauber zu schützen.
    Vergessen war der Disput von vorhin.
    »Ich werde versuchen, die Flüchtenden in meine Gewalt zu bringen und den Zauber zu beenden«, sagte deDigue.
    »Du mußt sie töten!« schrie Katana ihm nach, als er sein Gewehr aufhob und in einen raschen Trab verfiel. »Vergiß das nicht! Du mußt sie töten! Töten! Töten…«
    ...töten... töten... töten... hallte es in ihm wider.
    Er wußte, weshalb der Häuptling es ihm so eindringlich nachgerufen hatte.
    Des Zaubers wegen, um diesen nicht die Oberhand gewinnen zu lassen!
    Aber deDigue spürte, daß der Zauber des Gnoms ihn auch ohne diesen Einfluß des Häuptlings nicht berührte. Vielleicht flaute er bereits ab, vielleicht war er auch nur auf die Indianer abgestimmt. Wie auch immer -deDigue war nicht betroffen.
    Das war vielleicht eine Chance.
    Er lief hinter den anderen her, nicht sehr schnell, aber in einem ausdauernden Rhythmus, den er mehrere Stunden lang durchhalten konnte. Ob die Natchez das so lange schafften - oder das Maultier, auf dem Don Cristofero saß -, war eine andere Frage.
    DeDigue hoffte, daß Geduld und Kraft die anderen rascher verließen.
    Oder daß dieser verdammte Zauber endlich von ihnen wich…!
    ***
    Es schien eine Ewigkeit gedauert zu haben, bis Nicole wieder klar denken konnte. War sie ohne Besinnung gewesen? Sie wußte es nicht. Was war überhaupt geschehen? Ein ungeheuerliches Wesen hatte sie angesprungen, in einen gewaltigen Wirbel gerissen und…
    Und nun war sie hier.
    Dämmerlicht um sie herum. Und Wasser. Sie hörte es plätschern. Wellen schlugen gegen Stein.
    Stein?
    Was zum Teufel bedeutete das? Der Mississippi war zwar sehr nah, aber im Jahr 1676 durfte es in dieser Gegend keine Steinmauern geben!
    Trugschluß; schalt sie sich. Es kann ja auch eine Felsenhöhle sein…
    War es aber nicht. Deren Existenz war kaum weniger unwahrscheinlich, und außerdem erkannte Nicole allmählich das Mauerwerk. Grob zubehauene Steine waren aufeinandergesetzt worden. Schmal die Fugen, in denen kein Mörtel zu erkennen war; wer hier gearbeitet hatte, hatte mehr Wert auf absolute Paßgenauigkeit gelegt denn auf äußere Gestaltung. Zumindest die Steinflächen, die auf- oder aneinander lagen, waren

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